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103 Leben im antiken Griechenland Info: Hetären (griech. „Gefährtinnen“) waren Frauen, die die männlichen Gäste eines Gastmahls (Symposium) unterhielten. Sie sagten Gedichte auf, machten Musik und tanzten. Sie sollten an der Unterhaltung der Männer teilnehmen und klug über Politik, Philosophie und Kunst sprechen. Während griechische Männer die geistige Bildung ihrer Ehefrauen für unnötig hielten, waren Hetären gebildet und informiert. Sie galten den Männern fast als ebenbürtig. 5 10 15 20 25 5 10 15 20 5 Im Haus – und außerhalb Der Schriftsteller Xenophon schreibt zwischen 390 und 355 v. Chr. in einem Buch über Hauswirtschaft: Es scheint mir, dass die Götter das Weibliche und das Männliche zusammengefügt haben, damit sie füreinander nützlich sind. Zuerst heiratet das Paar, um Kinder zu zeugen, damit die Menschen nicht aussterben. Dann wird durch die Vereinigung erreicht, dass sie sich im Alter gegenseitig stützen. Bei Menschen ist es nicht wie bei Tieren üblich, im Freien zu leben. Menschen benötigen ein Dach über dem Kopf. Wenn sie Vorräte unter dem Dach anlegen wollen, brauchen sie aber jemanden, der die Arbeit unter freiem Himmel verrichtet. Denn Pflügen, Säen, Pflanzen und Weiden sind Beschäftigungen im Freien. Aus diesen wird der Lebensunterhalt gewonnen. Sobald alles untergebracht ist, ist aber jemand erforderlich, der es verwahrt und die Arbeiten verrichtet, die innerhalb des Hauses anfallen. Der Schutz des Daches ist notwendig bei der Versorgung neugeborener Kinder. Unter einem Dach muss die Verarbeitung der Ernte und die Herstellung von Kleidung stattfinden. Da beide Tätigkeiten, die im Innern und die im Freien, ausgeführt und beaufsichtigt werden müssen, hat Gott die körperliche Beschaffenheit entsprechend ausgestattet. Und zwar die der Frau für Arbeiten und Besorgungen im Innern, die des Mannes hingegen für Tätigkeiten und Beaufsichtigungen außerhalb. Nach: Thomas Späth und Beate Wagner-Hasel (Hrsg.), Frauenwelten in der Antike, Stuttgart 2000, S. 327 3 Scheidung und neue Liebe Über die Liebe des Perikles zu seiner zweiten Frau Aspasia schreibt der Historiker Plutarch um 100: Aspasia war in Milet geboren [...]. Man sagt ihr nach, dass sie […] sich nur für die mächtigsten und angesehensten Männer interessiert habe. […] Wie einige glauben, wurde Aspasia von Perikles bloß wegen ihrer Weisheit und Staatsklugheit geschätzt, [...] obwohl sie kein ehrbares oder anständiges Gewerbe betrieb, sondern eine Menge Hetären1 unterhielt. Bei alledem ist nicht zu leugnen, dass der Neigung des Perikles zu Aspasia eine wirkliche Liebe zugrunde lag. Denn er hatte [ursprünglich] eine Verwandte zur Gemahlin [...]. Da aber diese Verbindung beiden nicht gefiel, gab er sie mit ihrer Einwilligung einem anderen zur Frau und nahm nun selbst die Aspasia, die er auf das zärtlichste liebte, sodass er sie, wie man sagt, alle Tage, wenn er auf den Markt ging und wenn er wieder nach Hause kam, umarmte und küsste. [...] Aspasia soll in einem so großen Ruf gestanden haben, dass sogar Kyros [der König von Persien] der geliebtesten seiner [Frauen] den Namen Aspasia gab. Nach: Plutarch, Parallelbiographien: Perikles 24. – Große Griechen und Römer (übers. v. Konrat Ziegler), Bd. 2, Düsseldorf 32010, S. 137 f. 1 Hetären: Siehe Info rechts. 1. Beschreibe mithilfe von M2 den Lebensraum einer Athener Frau. 2. Überprüfe heutiges Spielzeug darauf, ob Kinder damit bestimmte Rollen aus der Welt der Erwachsenen nachspielen. Stelle Beispiele vor. Vergleiche mit M4. 3. Fasse zusammen, wie Xenophon (M5) die unterschiedlichen Rollen von Frauen und Männern begründet. Vergleiche seine Meinung mit unserer heutigen Ansicht über die Rechte und Pflichten der Geschlechter. Du kannst in diesen Schritten vorgehen: a) Finde heraus, warum sich Frauen und Männer nach Xenophon binden. b) Nenne Arbeiten, die Männer, und solche, die Frauen verrichten sollen. c) Suche im Text nach Begründungen für diese Unterscheidung. d) Beantworte die gleichen Fragen aus unserer heutigen Perspektive. 4. Arbeite aus M3 heraus, welche Möglichkeiten griechische Frauen und Männer hatten, eine Ehe einzugehen und aufzulösen. 5. Bewerte, ob die Geschichte der Aspasia typisch für Frauen in Athen war. 4 Frau und Kind Figurengruppe aus gebranntem Ton, Höhe: ca. 11 cm, gefunden in Attika, 5. Jh. v. Chr. Solche Tonfiguren könnten als Kinderspielzeug gedient haben, wurden aber auch in Tempeln geopfert. 31051_1_1_2015_076-115_Kap4_Griechenland_lo.indd 103 13.08.15 09:39 Nu r z u Pr üf zw ec ke Ei ge nt um d es C .C . B ch er V er la gs | |
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