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9Vorwort Überreste, Zeugen und Detektivarbeit Liebe Schülerinnen und Schüler, Die Goldmaske vorne auf dem Einband eures Geschichtsbuches stammt aus dem Grab des ägyptischen Königs Tutanchamun. Er lebte vor rund 3 300 Jahren, starb schon als junger Mann und war eigentlich ein unbedeutender Herrscher. Berühmt wurde er nur durch die Schätze, die man in seinem Grab gefunden hat. Auch seine Mumie wurde gefunden. Und trotzdem haben wir von ihm weder ein Foto noch eine Zeichnung. Auch aus den Zeugnissen seiner Zeitgenossen erfahren wir wenig über ihn. Wie er wirklich aussah und wie er lebte, wissen wir also nicht. Wie kommt es dann, dass dieser junge Mann heute so bekannt ist? Und was hat er mit uns zu tun? Von dem Mann neben ihm wissen wir bedeutend mehr. Er lebte vor rund 1 200 Jahren, starb als für damalige Verhältnisse alter Mann und sein Grab befindet sich in Aachen. Heute gilt er als einer der berühmtesten und bedeutendsten Herrscher Europas. Es handelt sich um den fränkischen König und Kaiser Karl. Karl ließ viele Urkunden schreiben und Gebäude errichten, von denen bedeutende Überreste erhalten sind. Einen Großteil seines Lebens verbrachte er mit Kriegszügen. Einer seiner Mitarbeiter hat eine Lebensbeschreibung Karls verfasst. Und schon einige seiner Zeitgenossen nannten ihn „den Großen“. Aber bezeichnet man ihn zu Recht als „groß“ und „bedeutend“? Dass wir nach so langer Zeit überhaupt noch etwas über Tutanchamun und Karl wissen, verdanken wir der Arbeit vieler Menschen, die sich mit der Vergangenheit beschäftigen. Wie Detektive oder Kriminalisten, die einen kniffligen Fall lösen müssen, suchen sie nach Spuren und Zeugen, nach Hinweisen und Beweismaterial. Sie tragen zahllose Beobachtungen zusammen und kombinieren wie Sherlock Holmes. So erschließen sie aus wenigen Überresten wie Büsten, Reliefs oder Inschriften auf Tempeln, wie etwa Tutanchamun damals ausgesehen, wie er geherrscht und gelebt haben könnte. Und aus vielen einzelnen Informationen, die sich oft widersprechen, gelingt es ihnen, uns Karl als Menschen und König vorzustellen. Gleichzeitig erzählen sie uns etwas über die Zeit, in denen diese Menschen gelebt haben, und vieles mehr. Doch auch gute Detektive und Kommissare tappen manchmal im Dunkeln, weil ihnen ein wichtiges Beweisstück fehlt. Sie können sich auch irren, wenn sie die Beweisstücke falsch kombinieren, zu früh meinen, genau zu wissen wie alles gewesen ist, und voreingenommen sind, wenn wichtige Zeugen schweigen, sich widersprechen oder sogar lügen. Das ist bei der Erforschung früherer Zeiten nicht anders. Tutanchamun und Karl dem Großen werdet ihr in diesem Geschichtsbuch begegnen. An diesen beiden und vielen anderen Beispielen werdet ihr sehen, wie versucht wurde, knifflige „Fälle“ der Geschichte zu lösen. Und Schritt für Schritt werdet auch ihr immer fitter darin werden, selbst Fragen an die Geschichte zu stellen, Fakten zu überprüfen und eure Schlussfolgerungen gut zu begründen, sodass ihr euch schließlich ein eigenes Bild von Personen, Ereignissen und Zuständen früherer Zeiten machen könnt. Wir wünschen euch viel Freude und Erfolg dabei. Dieter Brückner und Julian KümmerleNu r z P rü fzw ck en Ei g nt um es C .C .B uc hn er V er la gs | |
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