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201 5.1 Die Europäische Union – was macht sie aus, wie funktioniert sie eigentlich? 50 55 60 65 70 75 15 20 25 30 35 40 45 Es ist eine Kultur des Kontakts, unmittelbar und abgeschirmt von den Eltern, die sich entfalten konnte, weil die Familie sie zugelassen hat, sie selber nutzt und weil die Erziehung sich vor allem stark verändert hat. Sie ist nicht mehr an Autorität gebunden, sondern an eine ausgehandelte Autonomie. Alle Untersuchungen zeigen, dass Junge und Erwachsene nunmehr gemeinsame Werte haben, die weder der religiöse Glaube noch der Gehorsam sind, sondern die Autonomie, der Respekt vor anderen, die Toleranz, die Sorge um sich. Le Monde: Führen die Jugendlichen also von einem Ende zum anderen Europas das gleiche Leben? Cicchelli: Nein, die Unterschiede zwischen den Ländern bleiben unverkennbar. Skandinavien zum Beispiel ist geprägt von einer starken Vorstellung von Autonomie, mit einem frühzeitigen Weggang von den Eltern, aber mit einem staatlich geförderten Studium: diese lange Zeitspanne vor dem Eintritt ins Berufsleben wird positiv erlebt, wie eine Experimentierphase, in der die Jugendlichen reisen, arbeiten, studieren können. In den südlichen Ländern ist es hingegen die Familie, die das Studium fi nanziert, den Kindern hilft, sich niederzulassen, was erklärt, warum sie das Elternhaus später verlassen. Aber heute erschüttert diese Generation eine massive Arbeitslosigkeit, die mehr als die Hälfte der jungen Spanier betrifft, 30 Prozent der Italiener. Und es ist kein Zufall, dass man in diesen Ländern ‚die Empörten‘ trifft, die ‚eine Arbeit, eine Zukunft‘ wollen. Frankreich nimmt eine Mittelstellung ein, wo der Staat das Studium fi nanziert und ein Wohngeld zahlt, das die familiären Zuschüsse ergänzt. Großbritannien hat eine Sonderstellung, aufgrund seiner liberalen Option, die die jungen Leute drängt, sich fi nanziell sehr früh selbst zu tragen und sich für kurze, übrigens teure, Studien zu entscheiden – auch wenn die Krise dieses Modell verändert. Le Monde: Erasmus und die immer häufi geren Aufenthalte in den Ländern Europas – tragen sie dazu bei, eine neue Kultur zu formen? Cicchelli: Ein bisschen, aber Erasmus betrifft sehr wenige Studenten, weniger als zwei Prozent. Die Austausche tragen gleichwohl dazu bei, ein Generationsbewusstsein zu entwickeln. Es entsteht auch ein europäischer Markt des Studiums und der Diplome, mit Studenten, die ihre Abschlüsse jenseits der Grenzen ihres Heimatlandes machen. Interview von Isabelle Rey-Lefebre (Le Monde) mit Vincenzo Cicchelli, Die Pfade werden kurviger, in: Süddeutsche Zeitung, 31.5.2012, S. 15 Das Programm ERASMUS richtet sich an Hochschulen und ist auf die Lehrund Lernbedürfnisse von Studierenden ausgerichtet. Auch Einrichtungen und Organisationen, die allgemeine oder berufl iche Bildungslehrgänge mit Fachhochschulniveau anbieten, können sich beteiligen. Das Programm ist mit einem Etat von 3,114 Milliarden Euro ausgestattet. Ziel war es, bis 2013 drei Millionen Studierenden die Möglichkeit zu geben, einen Teil ihres Studiums im Ausland zu absolvieren. Nationale Agentur für ERASMUS ist der Deutsche Akademische Austauschdienst (DAAD) J http://eu.daad.de ERASMUS Informiert euch über europäische Bildungsprogramme. Ladet dazu ehemalige Praktikanten und Studenten ein und befragt diese nach ihren Erfahrungen.Aufgaben 1. Stellt in einer Tabelle, ausgehend von M 1, M 2 und euren Erfahrungen mit Jugendaustauschen oder Studienfahrten, Gemeinsamkeiten und Unterschiede jugendlicher Lebenswelten in Europa dar. 2. Fasse zusammen, welche Vorteile ein Praktikum, ein Auslandsjahr oder ein Studium im Ausland bringen kann. Erläutere die Voraussetzungen, die staatliche Hochschulen in der EU erfüllen müssten, damit tatsächlich ein „europäischer Markt des Studiums entsteht“ bzw. ausgebaut wird. Nu r z ur P rü fzw ec k n Ei ge nt um es C .C . B uc hn er V er la gs | |
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