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96.1 Die Nachfragetheorie1.1 Strukturelle Ungleichgewichte auf dem Arbeitsma kt Sogenannte Stagnationsarbeitslosigkeit kann auftreten, wenn das Wachstum der gesamtwirtschaftlichen Produktion im Trend abnimmt. Worin die Ursa che einer anhaltenden ‚Wachs tums schwä che‘ liegt und ob diese zwangsläu fig ist, wird kontrovers diskutiert. Vertreter der ‚Sättigungsthese‘ betonen die natürli chen Grenzen des Wachstums (Club of Rome) und verweisen darauf, dass es mit zu neh mendem Wohlstand auf immer mehr Märkten zu Nachfra gesättigungen kommt. Angebotsorientierte ökonomen, wie die meisten Mit glieder des Sachverständigenrats, halten den beobachtbaren Rückgang des Produktions zuwachses indes teilweise für eine Folge falscher Rahmenbe dingungen, während die Bedürfnisse der Konsu menten noch keineswegs gesättigt seien. Ursache struktureller Arbeitslosigkeit kann auch eine zu starke Aus dehnung des Arbeitskräfteangebots sein, ausgelöst beispielsweise durch den Eintritt geburtenstarker Jahrgänge in den Arbeitsmarkt, Zuwanderung aus dem Ausland oder die Zunahme der Erwerbstätig keit von Frauen (noch bis etwa Ende der 1960erJahre galt es für viele Frauen als beschämend, außerhalb ihres Haushaltes arbeiten zu müs sen). Man spricht von demografischer Arbeitslosigkeit. Der in den kommenden Jahrzehnten zu erwartende Rückgang der Bevölkerung dürfte insoweit das Beschäftigungsproblem in Deutschland entschär fen. Dafür gibt es andere Probleme. Häufig hört man die These, der technische Fortschritt vernichte Arbeits plätze und führe zu technologischer Arbeitslosigkeit. Unter suchungen zei gen, dass der technische Fortschritt – in Gestalt des Ein satzes von mehr oder leistungsfähigeren Maschinen bzw. von Pro zessinnovationen – tatsäch lich die Produktivität des Faktors Arbeit stark erhöht hat, und es ist auch zu vermuten, dass diese Entwicklung weiter anhalten wird. Die entscheidende Frage hierbei ist, ob diese Produktivitätssteigerung zu einer höheren Pro duktion bei gleichem oder zunehmendem Arbeitseinsatz führt (Wohl stands steigerungsef fekt des technischen Fortschritts) oder dazu, dass die gleiche Produktion mit einem geringeren Arbeitseinsatz erzeugt wird (Arbeits kräf te einsparungseffekt). Nur in letzterem Fall wirken Produktivi täts stei ge run gen als ‚Jobkiller‘. ökonomen sprechen von der ‚Ent lassungsproduktivität‘. Seit Beginn des 20. Jahrhunderts hat sich die Arbeitsproduktivität in den Industrie ländern im Durchschnitt um rund das Zehnfache erhöht. Die Zahl der Arbeitsplätze aber ist gestiegen. Andererseits ist nach Angaben der Deutschen Bundesbank in Deutschland durchaus eine teilweise spürbare Entlassungspro duktivität zu konstatieren, die offenbar maßgeblich von der Verteu erung des Faktors Arbeit ‚getrieben‘ wurde. Gibt es Ungleichgewichte auf Teilarbeitsmärkten, so besteht struk turelle Arbeitslosigkeit im engeren Sinne. Beispielsweise existiert ein Überangebot an ungelernten Arbeitskräften, während bestimmte Fach arbeiter fehlen. Bei unendlicher Anpassungsfähigkeit bzw. Mobilität der Erwerbspersonen gäbe es diese Form der Arbeitslosigkeit nicht. Dann könnte jeder arbeitslose Blei setzer oder Bergmann sofort Soft wareingenieur werden. Das erscheint aber unrealistisch. Die strukturelle Arbeitslosigkeit i. e. S. wird deshalb auch als ‚Mo bilitätsdefizit Arbeitslosigkeit‘ oder ‚Mismatch-Arbeitslosigkeit‘ bezeich net. Eine wichtige Ursache für sie bildet der in jeder Volkswirtschaft be obacht Nu r z u Pr üf zw ec ke n Ei ge nt um d es C. C. B uc hn er V er la gs | |
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