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159Der Sieg des ständischen Parlamentarismus in England i Die Hinrichtung Karls I. Ausschnitt aus dem Gemälde eines unbekannten Künstlers, um 1649. p Laut Überlieferung war der Schauplatz der Enthauptung durch Soldaten und ein schwarzes Tuch weitgehend abgeschirmt. Begründen Sie, warum der – wahrscheinlich schottische – Maler das Volk in seinem Bild teilhaben ließ. Oliver Cromwell (1599 1658): englischer Heerführer und puritanischer Staatsmann. 1628 wurde er ins englische Unterhaus gewählt und stieg im Bürgerkrieg zum Organisator des Parlamentsheeres auf. Er betrieb die Hinrichtung König Karls I. und verhinderte damit die Umwandlung Englands in einen absolutistischen Staat. Cromwell glaubte an die göttliche Auserwähltheit Englands. Er versuchte vergeblich, das Land dauerhaft in eine Republik zu verwandeln. Oliver Cromwell. Porträt von Peter Lely, 1654. Bürgerkrieg und Ende Karls I. Der König fügte sich jedoch nicht, sondern erhob eigenmächtig neue Abgaben und baute seine zentrale Verwaltung auf Kosten der Gentry aus, die im Unterhaus stark vertreten war. Außerdem straffte er als Oberhaupt der Kirche von England die Kirchenorganisation, die er nun auch den (calvinis tisch-)puritanischen Schotten aufzwingen wollte. Als sich diese erhoben, verweigerte das Unterhaus dem König die Hilfe und verabschiedete 1641 ein Dokument, das die Souveränität dem Parlament übertrug und die hierarchische anglikanische Bischofskirche aufl ös te. Darüber brach der Bürgerkrieg aus, der zugleich eine Revolution gegen das Königtum war. Der traditionell royalistische Adel im Norden und Westen hielt weithin dem König die Treue, während der Osten und Süden mit den Handelsstädten, allen voran London, das Parla ment unterstützten. Die Ro yalisten unterlagen 1645 dem Heer der Parlamentarier, das Oliver Cromwell, ein Adliger des Unterhauses, führte. Der Sieg jedoch spaltete das mittlerweile puritanisch besetzte Unterhaus in Presbyterianer und in Independenten. Die Presbyterianer, deren Name vom grie chischen presby´teros, der (Kirchen-) Älteste, abgeleitet ist, wollten den landesweiten Kirchenverband beibehalten. Dagegen kämpften die Independenten (aus engl. independent: unabhängig) für die Unabhängigkeit der einzelnen Gemeinden. Die Minderheit der Independenten, die freilich das Heer auf ihrer Seite hatten, setzte sich durch. Um endgültig auch den König auszuschalten, verurteilten sie Karl I. wegen Tyrannei zum Tod und ließen ihn 1649 hinrichten. Von der Republik zur Restauration Die Sieger erklärten England 1649 zum „Commonwealth“, das „durch die Repräsentanten des Volkes im Parlament, ohne König und Oberhaus“ regiert wurde. Damit war England Republik, auch wenn der unpopuläre Begriff vermieden wurde; die Republik galt als schlechte Staatsform. Tatsächlich hatten ohnehin Cromwell und die Armee die Macht. Dies kam 1653 in einer Verfassung zum Ausdruck, die Cromwell zum „Lord Protector“ und damit faktisch zum Militärdiktator machte. Den Königstitel, den ihm das Parlament 1657 anbot, wies er jedoch zurück. Auch Schott land und Irland wurden in die neue Protektoratsverfassung einbezogen. In der Außenpolitik errang Cromwell zur gleichen Zeit triumphale Siege gegen die Kolonial mächte Holland und Spanien. Sie begründeten die Weltgeltung Englands zur See. Nach Cromwells Tod 1658 übernahm wieder das Parlament die Führung, das unter der weiterbestehenden Militärdiktatur aber nur geringe Mitbestimmungsrechte hatte. Es zog aus den Bürgerkriegen die Konsequenz, dass das Land einen starken König brauchte. Aber er sollte nun durch ein starkes ständisches Parlament in die Schranken gewiesen werden. Daher wurde der Sohn Karls I. 1660 als Karl II. zum neuen König erhoben. Man bezeichnete die Wiedereinsetzung der Stuarts als „Restauration“, die „Wiederherstellung“ des früheren, durch die Revolution unterbrochenen Zustandes. Die Staatskirche stützte weiterhin den König, ließ aber den Puritanern und den Katholiken einen gewissen Freiraum. Dennoch wanderten viele „Dissenters“ („Abweichler“), die nicht der Kirche Englands angehörten, nach Amerika aus. Neuerliche Konfl ikte zwischen Krone und Parlament hatten 1679 die Habeas-Corpus-Akte (nach dem lat. Anfang vieler Haftbefehle: „Du sollst den Körper haben, um ihn dem Gericht zuzuführen …“) zur Folge, die Schutz vor willkürlicher Verhaftung durch königliche Beamte garantierte. Da der katholische Stuartkönig Jakob II., der Bruder Karls II., schließlich eine bedrohlich katholikenfreundliche Politik betrieb, setzte ihn das Parlament 1689 ab. Nu r z ur P rü fzw ck en Ei ge t m d s C .C . B uc ne r V er la gs | |
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