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80 4 Europäische Wirtschaftsund Sozialpolitik – mehr als nur ein gemeinsamer Markt neues Phänomen; bislang entwickelten sich Jugendarbeitslosigkeit, die immer höher ist, und Gesamtarbeitslosigkeit parallel. Doch seit der Finanzkrise ist die Jugendarbeitslosigkeit drastisch und stärker angestiegen als die Gesamtarbeitslosigkeit. Unternehmen zögern in der Krise, Mitarbeiter einzustellen, das trifft besonders junge Berufseinsteiger. Am schlechtesten steht es um die Jugendlichen in Südund Osteuropa. […] Gibt es eine Erklärung dafür? Der Süden Europas hat ein grundsätzliches Strukturproblem, das bereits vor der Finanzkrise bestand, obschon die Arbeits losenzahlen deutlich unter den heutigen lagen. Mangelnde Ausbildungsplätze, mangelnde Infrastruktur, mangelnde Investitionen. Zu diesem großen Paket an Problemen ist […] die Sparpolitik, hinzugekommen. […] Die Einsparungen haben die Nachfrage nach Gütern gedrosselt und die Arbeitslosigkeit […] in die Höhe getrieben. Nun stellt allerdings der Europäische Sozialfonds seit 2013 jährlich zehn Milliarden Euro zur Umsetzung der Jugendgarantie bereit. Reicht das nicht aus? Geld ist vorhanden, aber trotzdem greifen all diese Initiativen nicht, weil Länder erst dann von der EU Geld bekommen, wenn sie Strukturpläne vorlegen. Von den Milliardenbeträgen sind nur kleine Millionenbeträge ausgeschöpft worden. Das ist ein Armutszeugnis für die EU. […] a) Beschreiben Sie die (vermutlichen) Lebensbedingungen und Zukunftsperspektiven von Jugendlichen bzw. jungen Erwachsenen aus Griechenland, Italien, Portugal oder Spanien (M 1). b) Erläutern Sie, inwiefern Jugendarbeitslosigkeit ein (sozial)politisches Problem für die EU darstellt (M 1). Erklären Sie (hypothesenartig) mögliche Ursachen der „großen Kluft“ in Europa. Analysieren Sie bereits beschlossene sowie diskutierte gesamteuropäische Maßnahmen gegen Jugendarbeitslosigkeit (M 2, M 3) hinsichtlich ihrer Träger, Finanzierung und ihrer (intendierten) Anreize für Unternehmen und arbeitssuchende Jugendliche. Aufgaben zu Aufgabe 1a Verfassen Sie eine E-Mail, die sich an Jugendliche aus Deutschland wendet. zu Aufgabe 1b Berücksichtigen Sie dabei auch die Legitimität des politischen Systems der betroffenen Mitgliedstaaten und der EU insgesamt (vgl. auch M 3). zu Aufgabe 3 Beurteilen Sie die analysierten Maßnahmen. Woran fehlt es? In der EU verfolgt man unterschiedliche Ansätze. Im Augenblick wird der JunckerPlan und damit die Privatwirtschaft gefördert. Ich bin überzeugt, dass man parallel dazu auch den öffentlichen Sektor stärken muss. […] Lohnkürzungen müssen zurückgenommen und soziale Leistungen aufgestockt werden, damit Menschen mehr Einkommen erzielen. Das können sie dann ausgeben, um die Wirtschaft zu beleben, was auch Arbeitsund Ausbildungsplätze für Jugendliche schafft. […] Was würde es denn kosten, allen […] beschäftigungslosen Jugendlichen in Europa Arbeitsund Ausbildungsplätze zu verschaffen? Wenn sie zu deutschen Bedingungen und Vergütungen beschäftigt werden – und je nachdem, ob man den Betrieben die Nettokosten ersetzt, die Personalkosten voll fördert oder die gesamten betrieblichen Kosten der Ausbildung ersetzt, müsste man mit 18 Milliarden, 47 Milliarden oder 75 Milliarden Euro rechnen. Finanziert werden kann dies durch Eintreibung der hinterzogenen Steuern oder durch einen Marshallplan gegen die Jugendarbeitslosigkeit in Europa […]. Interview: Sibylle Trost, Die Zeit, 13.5.2015 Brigitte Unger ist Professorin für Finanzwissenschaften/ Ökonomie des öffentlichen Sektors an der Universität Utrecht (Niederlande). Marshallplan Programm der USA, mit dem sie nach dem Zweiten Weltkrieg von 1948 bis 1952 den Wiederaufbau und wirtschaftlichen Aufschwung Westeuropas unterstützten. Gesamtvolumen (umgerechnet): 130 Mrd Euro 20 25 30 35 40 45 50 55 60 65 70 75 80 Nu r z u Pr üf zw ec ke n Ei ge nt um d es C .C . B uc hn er V er l gs | |
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