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1 Machination: Machenschaft So blieb mir nur Österreich, der schwächste von den dreien, mit dem sich daher am leichtesten reden ließ […]. Der Entschluss vom 6. August gab Polen den Soldaten; er schuf das, was Polen vorher niemals besessen hatte: die Kraft, und ich möchte glauben, dass er vielleicht auch eine neue Art von Menschen schuf. Jozef Piłsudski, Erinnerungen und Dokumente, Bd. 4: Reden und Armeebefehle, Essen 1936, S. 97 99 und 107 M3 Wurde 1934 eine polnische Fußballmannschaft Deutscher Meister? 1934 wird zum ersten Mal der FC Schalke 04 Deutscher Meister im Fußball. Da auch die polnische Presse darüber ausführlich berichtet, setzt sich der Herausgeber des Fußballmagazins „Kicker“, Georg Nifka, am 10. Juli 1934 in dem Artikel „Die Deutsche Meisterschaft in den Händen der Polen“ mit dem Problem auseinander: „‚Die Deutsche Fußballmeisterschaft in den Händen der Polen‘, ‚Polen Deutscher Fußballmeister‘, ‚Schalke 04, die Mannschaft unserer polnischen Landsleute‘ usw. Unter diesen und ähnlichen Schlagzeilen berichtet die gesamte polnische Presse […] über das Ergebnis des Finalspiels der Deutschen Fußballmeisterschaft. Ja, der ‚Przeglond Sportoury‘, das größte polnische Sportblatt, lässt sich von seinem Berliner Korrespondenten Gliner berichten, dass die Schalke-Mannschaft in den bisherigen Jahren wegen ihrer polnischen 40 45 Nationalität vom Deutschen Fußballbund auf alle mögliche Weise benachteiligt wurde, nun allen Machinationen1 zum Trotz Deutscher Fußballmeister geworden ist. Es wird weiter berichtet, dass die Spieler Kuzorra, Szepan, Badorek, Jarcyk, Zajons, Tibulski, Valentin, Kalwitzki, Urban, ja sogar Mellage und Czerwonski Polen seien, Söhne von polnischen Emigranten.“ Zwei Wochen später, am 7. August 1934, antwortete die Vereinsführung von Schalke 04 in einem offenen Brief unter der Überschrift „Schluss mit den polnischen Gerüchten“ im „Kicker“, veröffentlichte die Geburtsdaten und Geburtsorte der Spieler und ihrer Eltern. Alle 13 aufgeführten Spieler waren entweder im Ruhrgebiet oder in Westfalen geboren worden. Bei den Eltern von 10 der 13 Spieler handelte es sich um Arbeitsmigranten aus dem preußischen Osten, zum größten Teil aus Masuren: „Aus dieser Darlegung ist einwandfrei zu ersehen, dass die Eltern unserer Spieler sämtlich im heutigen oder früheren Deutschland geboren und keine polnischen Emigranten sind. Ihre Söhne sind alle im westfälischen Industriegebiet geboren, wodurch die Behauptungen, sie seien Emigranten widerlegt sind. […] Nach unserer Wahrnehmung denkt in Deutschland niemand daran, unsere Mannschaft als Polen zu bezeichnen, das beweisen auch die nach tausenden zählenden Glückwünsche aus allen Kreisen Deutschlands.“ Britta Lenz, „Polen deutscher Fußballmeister“? Polnischsprachige Einwanderer im Ruhrgebietsfußball der Zwischenkriegszeit, in: Dittmar Dahlmann, Albert S. Kotowski und Zbigniew Karpus (Hrsg.), Schimanski, Kuzorra und andere polnische Einwanderer im Ruhrgebiet zwischen der Reichsgründung und dem Zweiten Weltkrieg, Essen 2005, S. 237 250, hier: S. 248 5 10 15 20 25 30 u Verabschiedung der Mannschaft von Schalke 04 am Bahnhof in Berlin. Foto von 1934. Nach dem Sieg gegen den FC Nürnberg tritt die Mannschaft des neuen deutschen Meisters Schalke 04 die Heimreise an und posiert hier im Waggon auf dem Bahnhof Friedrichstraße in Berlin. Am Fenster links die Spieler Fritz Szepan (li.) und Ernst Kuzorra. 487 32017_1_1_2016_Kap5_470-496.indd 487 04.05.16 10:51 Nu r z u P üf we ck n Ei g nt um d es C .C . B uc hn er V er l gs | |
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