Volltext anzeigen | |
55Der Erste Weltkrieg und seine Folgen nicht zu den genauen Grenzen dieses Gebietes. Die Bedeutung dieser Erklärung war groß, denn sie beendete das Totschweigen der polnischen Frage und bedeutete gleichzeitig einen Schritt in Richtung ihrer Internationalisierung. Nun sahen sich auch die beiden anderen Teilungsmächte zumindest zu einer pro-polnischen Geste gezwungen. […] Die Polen allerdings nahmen den Deutschen ihre Zusicherung „wir bringen euch Freiheit und Unabhängigkeit“ nicht ab. Diese Worte aus dem Munde der Deutschen, die in ihrem Teil Polens eine skrupellose Politik der Germanisierung betrieben, mussten einfach unglaubhaft und ironisch klingen. Piotr Szlanta, Der Erste Weltkrieg von 1914 bis 1915 als identitätsstiftender Faktor für die moderne polnische Nation, in: Gerhard P. Groß (Hrsg.), Die vergessene Front. Der Osten 1914/15, Paderborn 2006, S. 153 164, hier S. 153 und 155 f. 1. Geben Sie die Kernaussagen des Textes in eigenen Worten wieder. 2. Analysieren Sie, welche Handlungsmöglichkeiten der Ausbruch des Ersten Weltkrieges polnischen Nationalisten eröffnete. M5 Die US-amerikanischen Kriegsziele Am 8. Januar 1918 entwirft der amerikanische Präsident Woodrow Wilson1 in einer programmatischen Rede vor dem USKongress die Grundzüge einer Friedensordnung, die als das 14-Punkte-Programm bekannt wird: 1. Offene Friedensverträge, die offen zustande gekommen sind, und danach sollen keine geheimen internationalen Vereinbarungen irgendwelcher Art mehr getroffen werden, sondern die Diplomatie soll immer offen und vor aller Welt arbeiten. […] 6. Räumung des ganzen russischen Gebiets und eine solche Regelung aller Russland betreffenden Fragen, die ihm die beste und freieste Zusammenarbeit der anderen Nationen der Welt für die Erlangung einer unbeeinträchtigten und unbehinderten Gelegenheit zur unabhängigen Bestimmung seiner eigenen politischen Entwicklung und nationalen Politik sicherstellt und es eines aufrichtigen Willkommens im Bunde der freien Nationen unter von ihm selbst gewählten Staatseinrichtungen versichert, und darüber hinaus die Gewährung von Beistand jeder Art, dessen es bedürfe und selbst wünschen sollte. […] 10. Den Völkern Österreich-Ungarns, deren Platz unter den Völkern wir sichergestellt und zugesichert zu sehen wünschen, sollte die freieste Gelegenheit zu autonomer Entwicklung gewährt werden. 11. Rumänien, Serbien und Montenegro sollten geräumt werden; besetzte Gebiete sollten wiederhergestellt werden; Serbien sollte freier und sicherer Zugang zum Meere gewährt werden; und die Beziehungen der verschiedenen Balkanstaaten zueinander sollten durch freundschaftliche Verständigung gemäß den geschichtlich feststehenden Grundlinien von Zugehörigkeit und Nationalität bestimmt werden. Auch sollten internationale Bürgschaften für die politische und wirtschaftliche Unabhängigkeit sowie für die territoriale Unverletzlichkeit der verschiedenen Balkanstaaten übernommen werden. […] 13. Es sollte ein unabhängiger polnischer Staat errichtet werden, der die von unbestritten polnischen Bevölkerungen bewohnten Gebiete einschließen sollte, dem ein freier und sicherer Zugang zum Meere zugesichert werden sollte und dessen politische und wirtschaftliche Unabhängigkeit und territoriale Unverletzlichkeit durch internationales Abkommen garantiert werden sollten. 14. Es muss zum Zwecke wechselseitiger Garantieleistung für politische Unabhängigkeit und territoriale Unverletzlichkeit der großen wie der kleinen Staaten unter Abschluss spezifi scher Vereinbarungen eine allgemeine Gesellschaft von Nationen gebildet werden. Der Waffenstillstand 1918 1919. Das Dokumenten-Material der Waffenstillstands-Verhandlungen von Compiègne, Spa, Trier und Brüssel, hrsg. im Auftrage der Deutschen Waffenstillstands-Kommission, Bd. 1, Berlin 1928, S. 3 6 1. Geben Sie mit eigenen Worten Wilsons Programm wieder. 2. An anderer Stelle hat Wilson das „Selbstbestimmungsrecht der Völker“ proklamiert. Analysieren Sie, ob Bruchstellen zwischen den 14 Punkten und dem Selbstbestimmungsrecht bestanden. 3. In Punkt 11 werden „geschichtliche Richtlinien“ erwähnt. Erörtern Sie möglichen Konfl iktstoff, der sich aus dieser Formulierung ergeben haben könnte. 4. Erörtern Sie, warum dieses Programm, das eine friedliche neue Weltordnung anstrebte, bei vielen Völkern einen aggressiven Nationalismus schürte. 25 30 5 10 1 Woodrow Wilson (1856 1924): Jurist, Historiker und Politiker; 1913 1921 Präsident der USA (Demokrat). Wilson verfolgte soziale Reformen, war im Ersten Weltkrieg um die Neutralität der USA bemüht, führte sie aber dennoch 1917 in den Krieg. Ab 1918 engagierte er sich für die Errichtung des Völkerbundes. 1920 erhielt Wilson den Friedensnobelpreis für das Jahr 1919. 15 20 25 30 35 40 Nu r z u Pr üf zw ec ke n Ei g tu m d es C .C .B uc hn er V er ag s | |
![]() « | ![]() » |
» Zur Flash-Version des Livebooks |