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57Methoden-Baustein: Fotografi e Kompetenz: Fotografi en als historische Momentaufnahmen interpretieren Historische Momentaufnahmen Fotografi en prägen unser Bild von der jüngeren Geschichte mehr als jedes andere Medium. Sie halten politische und gesellschaftliche Ereignisse für die Nachwelt fest und geben uns eine Fülle von Informationen über den Lebensalltag. In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurde Fotografi eren für breite Bevölkerungskreise erschwinglich. Fotos wurden dadurch für den Historiker zu einer immer wichtigeren Quelle. Fotografi en haben eine sehr starke suggestive Kraft, weil sie scheinbar die Welt so wiedergeben, „wie sie ist“, sie vermitteln den Eindruck von Authentizität. Mit dem Druck auf den Auslöser wird aber kein „objektives“ Bild der Wirklichkeit hergestellt. Fotos sind Momentaufnahmen und zeigen immer nur einen ausgewählten und bearbeiteten Ausschnitt aus der Realität. Bereits durch die Wahl des Motivs, des Bildausschnitts und der Perspektive stellt der Fotograf ein subjektives, „komponiertes“ Bild der Wirklichkeit her. Retuschen, Montagen und andere Manipulationen, etwa das Wegschneiden oder Vergrößern bestimmter Bildteile, machen die Fotografi e zu einer schwer zu beurteilenden Quelle. Bereits während des Amerikanischen Bürgerkrieges (1861 1865) wurden in amerikanischen Zeitungen Fotos von den Schlachtfeldern abgedruckt, die häufi g als schockierend empfunden wurden. Erst später wurde aber bekannt, dass der Fotograf die Leichen „arrangiert“ hatte, das heißt nach dem Ende der Schlacht neu und anders hingelegt hatte, sodass eine Wirkung entstand, die sonst nicht vorhanden gewesen wäre. Fotos müssen deshalb als Quelle besonders vorsichtig bewertet werden. Sie müssen unter bestimmten Fragestellungen interpretiert und in einen historischen Gesamtzusammenhang eingeordnet werden. Formale Kennzeichen p Wer hat das Foto gemacht, in Auftrag gegeben und veröffentlicht? p Wann, wo und aus welchem Anlass ist das Foto gemacht bzw. veröffentlicht worden? Bildinhalt p Wer oder was ist auf dem Foto abgebildet? Was wird thematisiert? p Welche Darstellungsmittel werden verwendet (Schwarzweißoder Farbbild, Kameraperspektive, Aufbau, Schnappschuss oder gestellte Szene, Profi oder Amateuraufnahme)? p Sind Hinweise auf Bildbearbeitung oder nachträgliche Veränderungen erkennbar (Retusche, Montage, Beschnitte bzw. Ausschnittvergrößerungen)? Historischer Kontext p Auf welches Ereignis oder welche Person bezieht sich das Foto? p Wie lässt sich das Foto in den historischen Kontext einordnen? Intention und Wirkung p Für wen und in welcher Absicht wurde das Foto gemacht bzw. veröffentlicht? p Welche Botschaft, welche Deutung vermittelt das Foto beabsichtigt oder unbeabsichtigt? p Welche Wirkung soll beim Betrachter erzielt werden? Bewertung und Fazit p Wie lässt sich das Foto insgesamt einordnen und bewerten? p Welche Auffassung vertreten Sie zu dem Bild? Hinweis: Das Buch bietet verschiedene Anwendungsbeispiele. Hier eine Auswahl geeigneter Fotografi en: Siehe Seite 51, 70, 80 und 95. N r z u Pr üf zw ec ke n Ei ge nt um d es C .C .B uc ne r V er la gs | |
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