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Interview mit einem Freizeit-Lokomotivführer Auf der Suche nach Menschen, die ihre „Faszination Eisenbahn“ auch heute noch leben, hat die Redaktion der Schülerzeitung mit Michael Nowak jemanden ganz in ihrer Nähe gefunden: Herr Nowak, stimmt es, dass Sie Lehrer und zugleich Lokomotivführer sind? Ja, ich unterrichte Mathematik und Physik an einem bayerischen Gymnasium. Seit September 2013 habe ich den allgemein gültigen Lokomotivführerschein, mit dem ich jeden Zug in ganz Deutschland führen darf. Beeindruckend! Wie ist es dazu gekommen, dass Sie Lokomotivführer geworden sind? Seit der Kindheit bin ich von Eisenbahnen begeistert – Lokomotivführer zu werden war mein erster Berufswunsch. Es ist bestimmt vielen Jungen in meinem Alter so gegangen. Außerdem war es mein Hobby, Eisenbahnen, die durch Landschaften fahren, zu fotografi eren. Und wie ging es dann weiter auf dem Weg zum Lokomotivführer? Im Eisenbahnmuseum in Nördlingen gibt es eine funktionsfähige Dampfl okomotive, die mir so gut gefallen hat, dass ich sie unbedingt fahren wollte. In Rosenheim fand ich einen leerstehenden Lokschuppen, in den wir, ein eigens dafür gegründeter Verein, 1996 erstmals einen Dampfzug aus dem Museum fahren lassen konnten. An vier Sonntagen pendelte der Zug zwischen Bad Endorf und Obing für den öff entlichen Publikumsverkehr hin und her. Wir haben uns mit dem Verein um alles gekümmert: Werbung, Fahrkarten, Haltestellen … Die Züge waren immer rappelvoll, die Bahn wurde zum Publikumsmagneten. Um diesen Zug selbst fahren zu können, machte ich den sogenannten kleinen Lokführerschein, mit dem man nur auf einer bestimmten Strecke fahren darf, also in meinem Fall zwischen Endorf und Obing. Und wie wurden Sie zum „richtigen“ Lokomotivführer? Die Ilztalbahn zwischen Passau und Frey ung suchte Lokomotivführer und ich hatte Interesse – es ging doch um die vollständige Erfüllung meines Kindheitstraums! Im Mai 2013 bestand ich die Th eorieprüfung und fuhr nun, begleitet von einem Ausbilder, im Führerhaus verschiedener Lokomotiven. Es war sozusagen ein „learning by driving“. Dann war die Prüfungsfahrt, und seitdem darf ich in ganz Deutschland auf allen Strecken fahren. Wie sieht nun heute Ihr Leben als Lokomotivführer aus? Im Sommer fahre ich jeweils an einem Tag am Wochenende die 50 Kilometer zwischen Passau und Freyung. Morgens richte ich zunächst den Zug her. Während der Fahrt bin ich der einzige betriebliche Angestellte im Zug, wobei Freiwillige an Bord die Fahrkarten verkaufen. Ich arbeite ehrenamtlich, verdiene also nichts. Das Fahren ist mein Ausgleich zum Beruf, ich genieße es, praktisch und technisch tätig sein zu können. Allerdings erfordert das Fahren selbst meine ganze Konzentration, deutlich mehr als beim Autofahren. Einen solchen hochmodernen Zug zu führen, ist eine sehr große Verantwortung. 50 55 60 65 70 75 80 85 90 5 10 15 20 25 30 35 40 45 Eine Textzusammenfassung schreiben 105 Sachtex te analysie ren, versteh en und zusamm enfasse n ➞ AH S . 96 – 98 11077_1_1_2016_090_109_05.indd 105 26.08.16 10:32 Nu r z u Pr üf zw ec ke n Ei ge tu m d es C. C. Bu ch er V er la gs | |
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