Volltext anzeigen | |
ner durch das Tragen unmäßiger Lasten keine Gefahr entsteht; auch soll es nicht gegen ihren eigenen Willen oder ohne Bezahlung geschehen. Wer dem zuwiderhandelt, soll scharf und ohne Ansehen der Person bestraft werden. Da Uns berichtet worden ist, dass die Perlenfi scherei ohne die gebührende Ordnung betrieben worden ist, was den Tod vieler Indianer und Neger zur Folge gehabt hat, befehlen Wir, dass bei Todesstrafe kein freier Indianer gegen seinen Willen zu solcher Fischerei gezwungen werden darf. Auch sollen der Bischof und der oberste Richter von Venezuela dafür sorgen, dass Vorkehrungen getroffen werden, die ihnen für die Erhaltung der dem genannten Fischereigeschäft obliegenden Indianer und Neger geeignet scheinen, damit die Todesfälle aufhören. Sollten diese Amts personen zur Einsicht gelangen, dass bei den genannten Indianern und Negern die Gefahr des Todes nicht beseitigt werden kann, soll die Perlenfi scherei aufgegeben werden; denn Wir schätzen, wie es sich von selbst versteht, den Schutz ihrer Leben höher als den Gewinn, den Wir aus der Perlenfi scherei zu ziehen vermögen. Zitiert nach: Urs Bitterli (Hrsg.), Die Entdeckung und Eroberung der Welt. Dokumente und Berichte, Bd. 1, München 1980, S. 59 f. 1. Untersuchen Sie, zu welchen Arbeiten die Indianer in der Vergangenheit gezwungen wurden. 2. Beschreiben Sie den Status und die Rechte, die den Indianern künftig zukommen sollen. 3. Beurteilen Sie die Rolle der Gerichtshöfe. 4. Die „Neuen Gesetze“ wurden in den amerikanischen Vizekönigreichen nicht vollzogen. Entwickeln Sie Hypo thesen, warum dies so war. M3 Die „Globalisierung“ der Nutzpfl anzen Einen vernachlässigten Aspekt des Welthandels der Frühen Neuzeit erläutert der Historiker Reinhard Wendt: Im Geschäft mit asiatischen Nahrungsund Genuss mitteln waren europäische Kaufl eute nicht nur am Direkthandel interessiert, um ihre Gewinnspannen zu vergrößern, sondern auch an der Eigenerzeugung, wenn es denn ihre technischen und natur räumlichen Möglichkeiten erlaubten. Mit Zuckerrohr taten dies die Venezianer schon im Spätmittelalter in der Levante1, und seitdem begleitete Zucker als eine Art „Leitprodukt“ viele Stadien der europäischen Expansion. Es gehörte deshalb wesentlich zur Erschließung der Neuen Welten, nach bislang unbekannten, ökonomisch attraktiven Nutzpfl anzen ebenso zu suchen wie nach Möglichkeiten, diese in heimischen oder anderen vom Mutterland kontrollierten Regionen zu kultivieren. Die Vernetzung der Kontinente führte zu einem erstaunlich raschen botanischen Austausch zwischen klimatisch verwandten Regionen unter kolonialer Kontrolle. Die folgenden Beispiele verdeutlichen das […]. […] Eine Reihe überseeischer Feldfrüchte, Gemüsearten und Obstsorten konnte auch in Europa heimisch gemacht werden: Kartoffeln oder Mais etwa, Tomaten oder verschiedene Bohnensorten, Kürbisse oder der Apfel aus China, die Apfelsine (Citrus sinensis), die portugiesische Händler in Südostasien kennengelernt hatten. Allerdings dauerte es in der Regel mindestens bis ins 18. Jahrhundert, bevor sich importierte wie akklimatisierte Ernährungsprodukte einen festen Platz in europäischen Nahrungsgewohnheiten erobern konnten. Gewürze machten Fleischgerichte bekömmlicher und abwechslungsreicher. Soziokulturelle und -ökonomische Veränderungen – Reformation, Aufklärung, Industrialisierung – begünstigten die Verbreitung der stimulierenden „Muntermacher“ Kaffee, Tee und Kakao. Die Kalorien, die die Kartoffel lieferte, sicherten die Ernährung für eine wachsende Zahl von Menschen, die ihr Auskommen nicht mehr in der Landwirtschaft fanden. Die Gefahr von Hungerkrisen sank. Bevölkerungsvermehrung, Verbreitung der Kartoffel sowie gewerbliche und indus trielle Entwicklung waren Prozesse, die parallel ver liefen und sich gegenseitig bedingten. Reinhard Wendt, Seit 1492: Begegnung der Kulturen, in: Anette Völker-Rasor (Hrsg.), Frühe Neuzeit, München 2000, S. 69 86, hier S. 84 1. Beschreiben Sie den Austausch der Pfl anzen. 2. Erläutern Sie die Bedeutung des Austausches für den Anbau, die Nahrungsmittelversorgung und die Ernährungsgewohnheiten in Europa. 3. Erörtern Sie, ob in Bezug auf die europäische Expansion von „Globalisierung“ gesprochen werden kann. 1 Levante: Gebiet zwischen Mittelmeerküste und Jordangraben 5 10 15 20 25 30 35 35 40 45 50 u Maya-Zeichnung, Anfang des 16. Jh. 119Europäische Expansion und frühneuzeitliche Kolonialisierung Nu r z u Pr üf zw e ke n Ei g nt um es C .C .B uc h er V rla gs | |
![]() « | ![]() » |
» Zur Flash-Version des Livebooks |