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emigriert waren, Ausstellungsund Arbeitsverbot. 1937 wurde eine Auswahl eingezogener Kunstwerke zusammengestellt und als Wanderausstellung „Entartete Kunst“ in München und anderen Städten Deutschlands bei freiem Eintritt zur „Abschreckung“ gezeigt. 1939 verbrannten die Nationalsozialisten in Berlin öffentlich 1 000 verfemte Kunstwerke. Folge dieser Politik und der antijüdischen Gesetzgebung war, dass viele bedeutende Künstler und Gelehrte Deutschland verließen. Die kulturelle Blütezeit der Zwanzigerjahre fand ein jähes Ende. Mancher blieb und beugte sich dem Regime oder begab sich in die „Innere Emigration“. Die „deutsche Frau“ Ideologisch wie personell war die NSDAP immer eine Männerpartei, Frauen hatten in den höheren Hierarchie-Ebenen von Partei und Staat keine Chance. Gertrud Scholtz-Klink, die „Reichsfrauenführerin“, hatte sich im Sinne der Nationalsozialisten vor allem durch eines qualifi ziert: Sie war Mutter von elf Kindern. Natürlich brauchte die Partei auch Anhängerinnen, deshalb wurden die Frauen umworben. Das ideologische Konzept dazu war denkbar einfach: Die deutsche Frau sollte als treu sorgende Gattin und Mutter den „artgerechten“ Fortbestand des Volkes gewährleisten und dem Mann zu Hause den Rücken freihalten für seine Pfl ichten am Arbeitsplatz und im Krieg (u M3). Vielen Frauen erschien die klare Rolle, die die Nationalsozialisten ihnen zuwiesen, durchaus attraktiv. Wie den Männern wurden auch ihnen eine Gemeinschaft und ein Solidaritätsgefühl angeboten, deren negative Seiten, nämlich der Ausschluss von Kranken, Gebärunfähigen, jüdischen Frauen, Homosexuellen und anderen unerwünschten Minderheiten, nur wenigen zu Bewusstsein kam. Die Frauen waren ebenso sorgsam organisiert wie die männliche Bevölkerung. Zusätzlich zum Bund Deutscher Mädel (BDM) und der Nationalsozialistischen Frauenschaft (NSF) entstand im Oktober 1933 das Deutsche Frauenwerk (DFW) als Sammelbecken für die „gleichgeschaltete“ bürgerliche Frauenbewegung. In diesen Organisationen trafen sich Millionen zum Meinungsaustausch, zu gemeinsamen häuslichen Arbeiten, zu ideologischer Schulung und zu karitativer Tätigkeit. Ehrungen wurden den Müttern zudem durch die Stiftung des „Ehrenkreuzes der Deutschen Mutter“ zuteil. Hilfswerke für Mutter und Kind, Mütterschulen und die Hervorhebung des Muttertages rundeten das Propagandabild von der erfolgreichen deutschen Frau ab. Noch so bescheidene Ansätze einer Frauenemanzipation lehnte Hitler persönlich ab; den Hochschulabschluss für Frauen missbilligte er. Ehestandsdarlehen mit teilweisem oder vollem Schuldenerlass, je nach Kinderzahl, sollten verheiratete Frauen bewegen, die Berufswelt zu verlassen und sich ganz der Familie zu widmen. Freilich hat das NS-Regime die Emanzipation durch Dauer und Folgen des Krieges auf das Wirtschaftsleben dann wider Willen doch gefördert. Denn Frauen mussten die Aufgaben der Männer, die in den Krieg gezogen waren, übernehmen. Darüber hinaus beteiligten sich Hunderttausende Frauen auch selbst am nationalsozialistischen Kriegseinsatz. Als Helferinnen der Wehrmacht, der SS, der Gestapo*, des Reichsluftschutzbundes oder des Deutschen Roten Kreuzes waren sie nicht nur im Reich, sondern auch in den besetzten Gebieten tätig. Allein 500 000 Frauen waren während des Zweiten Weltkrieges in der Wehrmacht tätig, etwa als Nachrichten-, Sanitätsoder Flakwaffenhelferinnen. Auch in den Konzentrationslagern versahen etwa 10 000 Frauen als weibliches SS-Gefolge ihren Dienst. Während sich frühere Forschungen auf die Rolle der Frau als treu dienende Ehegattinnen und „Gebärmaschinen“ an der „Heimatfront“ konzentrierten, verdeutlichen die neueren Untersuchungen, dass Frauen im Krieg eine durchaus aktive Rolle einnahmen und dass das Regime durch ihren Einsatz massive Unterstützung erfuhr. * Siehe Seite 348 f. Innere Emigration: Viele Künstler, Dichter und Gelehrte, die nach 1933 ins benachbarte Ausland oder später nach Übersee fl ohen, mussten Deutschland verlassen, weil ihr Leben gefährdet war oder um Verhaftungen zu entgehen. Einzelne verließen ihr Heimatland auch aus Protest gegen das neue Regime. Wer, da er nicht unmittelbar gefährdet war, zurückblieb, musste mit Publikationsund Ausstellungsverbot rechnen. Einige Schriftsteller hüllten ihre Vorbehalte gegenüber dem Regime in historische Beispielgeschichten, die nicht ohne Weiteres aufzuschlüsseln waren, oder sie schrieben für die Zeit nach dem erhofften Zusammenbruch des „Dritten Reiches“. Um diese Autoren zu charakterisieren, sprach man in den Nachkriegsjahren von der „Inneren Emigration“. Dieser Begriff wurde als Rechtfertigung dafür verstanden, dass nicht alle, die nicht zur „Äußeren Emigration“ gezwungen worden waren, automatisch auf der Seite des nationalsozialistischen Regimes gestanden haben. i „Ehrenkreuz der Deutschen Mutter.“ Ab 1938 wurde kinderreichen Müttern für ihre Verdienste im „Geburtenkrieg“ diese Auszeichnung verliehen: für die Geburt von vier oder fünf Kindern in Bronze, bei sechs oder sieben in Silber und ab acht Kindern in Gold. 345NS-Propaganda Nu r z u Pr üf zw ec ke n Ei ge nt um d es C .C Bu ch ne r V er la gs | |
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