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M1 Achse Berlin – Rom – Tokio Am 1. November 1936, eine Woche nach dem Abschluss des geheimen deutsch-italienischen Freundschaftsvertrages, hält der italienische Regierungschef Benito Mussolini in Mailand eine Rede vor Hunderttausenden Anhängern: Die Berliner Begegnung hat eine Verständigung über gewisse Fragen gezeitigt, von denen einige gerade in diesen Tagen besonders brennend sind. Diese Verständigung, die in guter und gehöriger Form bekräftigt worden ist, diese Diagonale Berlin – Rom ist jedoch keine Trennungslinie, sondern eher eine Achse, um die sich alle europäischen Staaten, die von dem Willen der Zusammenarbeit und des Friedens beseelt sind, sammeln können. Deutschland hat die Sanktionen nicht mitgemacht, obwohl man es bestürmte und ihm damit in den Ohren lag. [...] Ein Element der Spannung zwischen Berlin und Rom ist verschwunden. Außerdem erinnere ich euch daran, dass Deutschland schon vor der Berliner Zusammenkunft das römische Imperium praktisch anerkannt hat. Am 6. November 1937 tritt Italien dem deutsch-japanischen Antikominternpakt bei. Zwei Tage später betont Hitler: Deutschland ist heute nicht mehr vereinsamt! Wir alle haben die glückhafte Zuversicht, dass die Isolierung, die uns mehr als fünfzehn Jahre lang umgab, beendet ist. Und zwar nicht nur durch eine nichtssagende Teilnahme an unbedeutenden Völkergremien, sondern durch die Bedeutung, die sich Deutschland selbst wieder geschaffen hat! Aus dieser Bedeutung resultieren für uns neue Beziehungen, die man vielleicht als nicht in die Völkerbundsideologie passend ansehen kann. Allein sie passen jedenfalls für uns und unsere Interessen! Und sie passen auch den Interessen anderer Völker, die diese Beziehungen mit uns aufgenommen haben! Der sicherste Garant für die Dauerhaftigkeit solcher Beziehungen sind nicht irgendwelche Phrasen, sondern die nüchterne und klare Erkenntnis der Zweckmäßigkeit. Aus dieser Zweckmäßigkeit heraus haben sich heute drei Staaten zusammengefunden, erst eine europäische Achse und jetzt ein großes weltpolitisches Dreieck! [... ] Es besteht nicht aus drei kraftlosen Gebilden, sondern aus drei Staaten, die bereit und entschlossen sind, ihr Recht und ihre Lebensinteressen entschlossen wahrzunehmen. 40 45 50 55 60 65 5 10 15 20 25 30 35 Aus einer Rede Mussolinis in deutscher Sprache auf dem Maifeld in Berlin am 28. November 1937: Das wiedererstandene Imperium Roms ist das Werk dieses neuen Geistes [des Faschismus], der Italien beseelt. Die deutsche Wiedergeburt ist gleichfalls das Werk einer geistigen Kraft, des Glaubens an eine Idee, an die erst nur ein Einziger glaubte, dann eine Schar von Vorkämpfern und Märtyrern, dann eine Minderheit und endlich ein ganzes Volk. Deutschland und Italien verfolgen das gleiche Ziel auch auf dem Gebiet der Wirtschaftsautarkie: Ohne wirtschaftliche Unabhängigkeit ist die politische Unabhängigkeit einer Nation selbst infrage gestellt, und ein Volk von großer militärischer Kraft kann zum Opfer einer wirtschaftlichen Blockade werden. Wir haben diese Gefahr in ihrer ganzen Unmittelbarkeit zu spüren bekommen, als 52 in Genf versammelte Staaten die kriminellen Wirtschaftssanktionen gegen Italien beschlossen, jene Sanktionen, die mit aller Schärfe durchgeführt wurden, aber ihr Ziel nicht erreichten, ja, dem faschistischen Italien sogar Gelegenheit gaben, der Welt seine Widerstandskraft zu beweisen. Trotz allem Drängen hat Deutschland sich den Sanktionen nicht angeschlossen. Wir werden das niemals vergessen. Dies ist der Punkt, an dem zum ersten Mal ganz deutlich das Vorhandensein eines notwendigen Zusammengehens zwischen dem nationalsozialistischen Deutschland und dem faschistischen Italien in Erscheinung tritt. […] Das, was man nun in der ganzen Welt als die Achse Berlin – Rom kennt, entstand im Herbst 1935 und hat in den letzten zwei Jahren für die immer stärkere Annäherung unserer beiden Völker aneinander wie für die wachsende politische Stärkung des europäischen Friedens großartig gearbeitet. Erster Text zitiert nach: Walter Anger, Das Dritte Reich in Dokumenten, Hamburg 1957, S. 73 Zweiter Text zitiert nach: Günter Schönbrunn, Weltkriege und Revolutionen 1914 1945. Geschichte in Quellen, München 1961, S. 365 Dritter Text zitiert nach: ebenda, S. 364 f. 1. Zeigen Sie auf, mit welchen Gründen die drei Texte die Annäherung der Staaten rechtfertigen. 2. Mussolini äußert sich im Abstand von etwa einem Jahr zur italienisch-deutschen Freundschaft. Arbeiten Sie die Unterschiede zwischen 1936 und 1937 heraus. 3. Erörtern Sie vor dem Hintergrund der geänderten internationalen Lage die Gründe für diesen Wandel. 4. Zeigen sie anhand einer Zeitleiste die zweigleisige Außenpolitik Hitlers von 1933 bis 1936 und die Expansionspolitik bis 1939 auf (siehe Seite 362 364). 365Hitlers Außenpolitik Nu r z P üf z ck en Ei ge nt um d es C .C .B uc hn er V rla gs | |
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