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Lasset uns beten für alle, die in Not sind, besonders für unsere Ordensleute, für unsere Stadt Münster, dass Gott weitere Prüfungen von uns fernhalte, für unser deutsches Volk und Vaterland und seinen Führer: Vater unser … Peter Löffl er (Bearb.), Bischof Clemens August Graf von Galen. Akten, Briefe und Predigten 1933 1946, Bd. 2: 1939 1946 (Veröffentlichungen der Kommission für Zeitgeschichte, Reihe A: Quellen, Bd. 42), Paderborn 21996, S. 850 f. 1. Analysieren Sie Beweggründe und Ziele für Galens Predigt. 2. Überprüfen Sie, inwiefern es sich bei dieser Predigt um eine Form von Widerstand handelt. M4 Der militärische Widerstand – erinnerungswürdig? Der konservative Historiker und Publizist Joachim Fest (1926 2006) äußert sich in einer Rede in der Paulskirche am 20. Juli 2004 zum 60. Jahrestag des Stauffenberg-Attentates: Der Umsturzversuch vom 20. Juli zählt, mitsamt dem Widerstand, der ihn trug, zu den erinnerungswürdigen Ereignissen der deutschen Geschichte. Kein Land hat viele Tage solchen Ranges. Aber wo immer dergleichen geschah, erinnern sich Völker mit Genugtuung und Stolz der oftmals lange zurückliegenden Hergänge und borgen sich etwas von deren Glanz für das Alltagsgrau der Gegenwart. Nur die Deutschen nicht. Jedenfalls nicht bis an die Schwelle dieses Tages. Sie kennen zwar alle Verdammungsformeln für das Hitlerreich und die Rituale der Beschwörung. Aber von Widerstand, der doch einen der Lichtpunkte im Schreckensbild jener Jahre darstellt, ist wenig die Rede. Natürlich sind die Vorwürfe unschwer beizubringen. Gerade unter den Militärs gab es, anfangs zumal, viele, die Hitlers Politik der nationalen Selbstachtung und des Widerrufs von Versailles begrüßten und auch natürlich die Karrierechancen bedachten, die sich unverhofft für sie auftaten. Zwei Vorhaltungen werden dem Widerstand gemacht. Die eine lautet, dass er sich weitaus zu spät, bei schon absehbarer Niederlage, zur Tat entschlossen habe. […] Der andere Einwand zielt auf die gesellschaftliche Zusammensetzung des Widerstands: er sei ganz überwiegend eine Vereinigung von Militärs und Aristokraten gewesen. […] Womöglich am stärksten beunruhigte die Verschwörer, dass aller Widerstand, selbst noch im Jahre 1944, ein Widerstand ohne Rückhalt im Volk war und vermutlich sogar gegen die übergroße Mehrheit des Volkes. […] Zu den neueren Einwänden gegen den Widerstand gehört, dass keiner der Beteiligten die politisch-soziale Ordnung der Bundesrepublik im Sinn gehabt habe. […] Für diejenigen, die der moralischen oder politischen Seite des Widerstands nichts abgewinnen können, gibt es ein weiteres und, wie ich meine, unwiderlegbares Argument. Zu den beherrschenden Absichten der Regimegegner im zivilen wie militärischen Bereich zählte, soviel wie möglich an menschlicher wie materieller Substanz vor der heranrückenden Katastrophe zu retten. Eine Denkschrift nennt die Opfer innerhalb der deutschen Bevölkerung, die zwischen dem Tag des Kriegsbeginns, dem 1. September 1939, und dem 20. Juli 1944 ihr Leben verloren. Das waren etwas über 2,8 Millionen Menschen. In den verbleibenden knapp zehn Monaten vom 21. Juli 1944 bis zum Ende des Krieges betrug die Zahl der Toten jedoch 4,8 Millionen. Noch beklemmender ist der daraus berechnete Durchschnitt. In der Zeit bis zum Attentat kamen alle vierundzwanzig Stunden 1 588 Menschen ums Leben. In den verbleibenden zehn Monaten bis zum Mai 1945 waren es aber 16 641 Tag für Tag. […] Vernichtet wurden nach dem 20. Juli zudem die Städte Stuttgart, Darmstadt, Kassel, Nürnberg, Essen, Würzburg, Kiel, Ulm, Mainz, Dresden, Potsdam. Das sind nur einige Namen aus einer weit längeren Liste. Daneben lief der Luftkrieg gegen die übrigen, durch den völligen Zusammenbruch der deutschen Luftabwehr schutzlos preisgegebenen Städte ungehindert weiter. Und darüber hinaus muss man der annähernd vier Millionen Toten anderer Nationen auf den Schlachtfeldern an Deutschlands Grenzen gedenken sowie der ungezählten Opfer der bis zuletzt weitergeführten Vernichtungspolitik. Joachim Fest, Bürgerlichkeit als Lebensform. Späte Essays, Reinbek 2007, S. 147 162 1. Fassen Sie Fests Position in einer These zusammen. 2. Überprüfen Sie die vom Autor angeführten Einwände auf ihre Stichhaltigkeit. 3. Recherchieren Sie zu den Bombenangriffen auf eine der genannten Städte. 4. Bewerten Sie Fests „unwiderlegbares Argument“ (Z. 34 f.). 45 5 10 15 20 25 i Ehrenmal im Innenhof des Bendlerblocks/Gedenkstätte Deutscher Widerstand in Berlin. Foto (Ausschnitt) von 2011. An diesem Ort waren nach dem Umsturzversuch vom 20. Juli 1944 fünf Offi ziere, darunter Oberst Claus Schenk Graf von Stauffenberg, hingerichtet worden. 40 50 55 60 65 70 30 35 45 391Widerstand Nu r z u Pr üf zw ec ke n Ei ge nt um d s C .C .B uc hn r V er la gs | |
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