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423Die Entwicklung der Bundesrepublik Deutschland 1945 1989 Für die vom NS-Regime in Deutschland aus rassischen, politischen und religiösen Gründen Verfolgten sah das Bundesentschädigungsgesetz (1953) Wiedergutmachungsleistungen in Form von Renten, Beihilfen u. Ä. vor (Gesamtaufwand bis 1999 umgerechnet etwa 53 Mrd. Euro). Auch die staatliche Förderung des Wohnungsbaus trug entscheidend dazu bei, die Not der Nachkriegszeit zu überwinden. Bis 1961 wurden sechs Millionen neue Wohnungen gebaut. Der Bauboom setzte sich bis Anfang der 1970er-Jahre fort. Eine der wichtigsten sozialpolitischen Neuerungen der Nachkriegszeit brachte die Rentenreform von 1957. Die Renten wurden durchschnittlich um 60 Prozent erhöht und – das war neu – jährlich an die allgemeine Lohnentwicklung angepasst („dynamisiert“). Erstmals wurde der Zirkel von Alter und Armut durchbrochen. Das bundesdeutsche „Wirtschaftswunder“ Die Grundlage aller staatlichen Sozialleistungen war der unerwartet rasche wirtschaftliche Aufstieg. Das reale Bruttosozialprodukt nahm in den Fünfzigerjahren jährlich um acht Prozent zu, zwischen 1950 und 1970 verdreifachte es sich nahezu. Entsprechend wuchs das verfügbare Einkommen der Arbeitnehmer. Ab 1959 herrschte Vollbeschäftigung, ausländische Arbeitnehmer (damals „Gastarbeiter“ genannt) wurden angeworben. Als geistiger Vater und Repräsentant des „Wirtschaftswunders“ galt Wirtschaftsminister Ludwig Erhard. Der Erfolg seines Konzepts der „Sozialen Marktwirtschaft“ war spätestens 1952 unübersehbar. Der Aufschwung führte zu anhaltender Vollbeschäftigung und wachsendem Wohlstand. Die Entwicklung profi tierte von mehreren Faktoren: • Es gab genügend qualifi zierte und motivierte Arbeitskräfte. • Die Kriegsschäden waren geringer als befürchtet. Die Industrie konnte von einer gut ausgebauten Infrastruktur (Maschinen und Fabrikanlagen) ausgehen, die sich rasch modernisieren ließ. • Dabei half auch eine zunächst bewusst zurückhaltende Tarifpolitik* der Gewerkschaften: Sie versetzte die Unternehmen in die Lage, ihre Gewinne für Investitionen zu verwenden (Selbstfi nanzierung). • Wegen des Wiederaufbaus gab es eine gewaltige Nachfrage nach Konsumund Investitionsgütern aller Art sowie nach Wohnungen. • In Engpasssektoren (Wohnungen, Grundnahrungsmittel und Energie) wurde die staatliche Verwaltungswirtschaft noch eine Zeitlang beibehalten, bis sich die Märkte normalisiert hatten. • Der Güteraustausch mit Amerika erlaubte die Einfuhr moderner Technologie. • Durch den Krieg in Korea 1950 1953 verlagerten die USA und viele westliche Industrien ihre Produktion auf Rüstungsgüter. Auf dem Weltmarkt entstand eine „Angebotslücke“, die die bundesdeutsche Wirtschaft ausfüllte. Maschinen, Fahrzeuge, elektrische und chemische Erzeugnisse „made in Western Germany“ fanden großen Absatz und machten die Bundesrepublik seither zur Exportnation. • Seit 1957 sorgte die von Weisungen der Bundesregierung unabhängige Deutsche Bundesbank für die Stabilität einer „harten“ D-Mark. • Ab 1958 erfuhr der deutsche Außenhandel einen weiteren Impuls durch die Europäische Wirtschaftsgemeinschaft. • Nicht zu unterschätzen ist die damalige Grundstimmung in der Bevölkerung, bei der Zukunftsvertrauen, Überlebenswille und die Sehnsucht nach Normalität vorherrschten. Rentenreform: Grundprinzip der bundesdeutschen Rentenversicherung ist das Umlageverfahren, bei dem die ausgezahlten Renten durch die Beiträge von Arbeitgebern und Arbeitnehmern fi nanziert werden. Aus diesem Grund ist die Rede von einem „Generationenvertrag“. * Löhne und Arbeitsbedingungen werden von Arbeitgeberund Arbeitnehmer verbänden vereinbart, ohne dass sich der Staat einmischt (Tarifautonomie). i „Erhard hält, was er verspricht.“ Plakat von 1957. Im Bundestagswahlkampf 1957 setzt die CDU auf die Erfolge des Wirtschaftsministers Ludwig Erhard, „Vater des Wirtschaftswunders“. Nu r z u Pr üf z ck en Ei ge nt um d s C .C .B uc ne r V er la gs | |
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