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449Die DDR 1949 1989 Die SED gab auf dem V. Parteitag 1957 das Ziel aus, Lebensstandard und Konsum in der DDR sollten bis 1961 das Niveau Westdeutschlands erreichen und übertreffen. Die Bundesrepublik „überholen ohne einzuholen“, lautete Ulbrichts Formel – das Modell sozialistischer Planwirtschaft sollte die Marktwirtschaft des Westens überbieten. Doch die Vorgaben erwiesen sich als Illusion. Als Folge der Kollektivierungen traten 1960 erneut Versorgungsprobleme auf, und die Mittel zur Stützung des Verbrauchs fehlten für weitere Investitionen. Die Wirtschaft stagnierte. Kritik der Beschäftigten nahm die Regierung nicht zur Kenntnis. Die Unzufriedenheit in der Bevölkerung wuchs, es kam zu Arbeitsnieder legungen, und immer mehr Menschen kehrten der DDR den Rücken. Die zweite Berlin-Krise 1958 1961 Ein weiterer Grund für die Massenfl ucht war die seit 1958 schwelende Berlin-Krise. Nach der Berlin-Blockade von 1948/49 stritten die alliierten Siegermächte abermals um den Status der Stadt. Am 27. November forderte der sowjetische Staatsund Parteichef Chruschtschow in einem Ultimatum den Abzug der alliierten Truppen aus West-Berlin und die Aufgabe der Besatzungsrechte. WestBerlin sollte zu einer „selbstständigen politischen Einheit“ umgewandelt werden, unabhängig von Bundesrepublik und DDR (mit Ost-Berlin) sowie außerhalb des Schutzes der NATO. Der Sowjetunion schwebte eine Dreiteilung Deutschlands vor. Wenige Monate später drohte Moskau mit dem Abschluss eines separaten Friedensvertrages mit der DDR, der entgegen den geltenden Viermächte-Vereinbarungen der DDR die volle Souveränität gewährt hätte. Das Verhalten der Sowjetunion hing mit den wachsenden Spannungen zwischen ihr und der Volksrepublik China zusammen. Seit Ende 1957 strebte Chinas kommunistische Führung nach wirtschaftlicher Unabhängigkeit von der UdSSR, was wenig später zum Bruch zwischen beiden Ländern führte. Mit einer aggressiven Haltung in der Deutschlandund Berlin-Frage wollte Moskau seine Führungsrolle in der kommunistischen Welt und in Osteuropa festigen. Die vier Mächte kamen auf der Konferenz ihrer Außenminister in Genf (Mai bis August 1959) zu keiner Lösung. Im Juni 1961 trafen sich Chruschtschow und US-Päsident John F. Kennedy in Wien, wo Chruschtschow sein Ultimatum wiederholte. Die Welt befürchtete einen Atomkrieg angesichts des Streites. Kennedy formulierte in einer Fernsehansprache am 25. Juli 1961 drei für die Westalliierten unverzichtbare Bedingungen (drei „Essentials“): Sicherheit und Freiheit der West-Berliner, die Anwesenheit der drei Westmächte in West-Berlin sowie der freie Zugang nach West-Berlin würden unter allen Umständen gesichert bleiben. Die Schutzgarantie der USA für West-Berlin bedeutete unausgesprochen die Anerkennung des sowjetischen Machtbereiches in OstBerlin und der DDR. Chruschtschow hatte damit sein Ziel erreicht. Viele unzufriedene, zumeist jüngere und gut qualifi zierte DDR-Bürger befürchteten angesichts der internationalen Spannungen, der Fluchtweg über West-Berlin würde bald geschlossen. Seit Anfang Juni 1961 fl ohen täglich etwa tausend DDR-Bürger nach West-Berlin. Ein Staat wird eingemauert Ulbricht war entschlossen, die Massenfl ucht zu stoppen. Auch Moskau akzeptierte nun die Schließung der innerdeutschen Grenze, um den wirtschaftlichen Kollaps der DDR und einen erneuten Volksaufstand zu verhindern. Vonseiten der USA gab es zwar formellen Protest, doch es drohte keine Konfrontation, da Präsident Kennedy lediglich die Freiheit West-Berlins militärisch garantierte. i Konsumgüterproduktion im Zeichen der Planwirtschaft. Plakat zum 10. Jahrestag der DDR, 1959. Exkursionstipps: p Gedenkstätte Deutsche Teilung Marienborn (www.sachsen-anhalt.de/ index.php?id=31581) p GrenzdokumentationsStätte Lübeck-Schlutup (www.grenze-luebeck.de) Literaturtipps: p Thomas Henseler und Susanne Buddenberg, Tunnel 57. Eine Fluchtgeschichte als Comic, Berlin 22014 p Manfred Wilke, Der Weg zur Mauer. Stationen der Teilungsgeschichte, Berlin 2011 Nu zu Pr üf zw ec ke n E ge nt um de C .C .B uc hn er V er la gs | |
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