Volltext anzeigen | |
451Die DDR 1949 1989 mus geführt habe. Durch die Errichtung eines „Arbeiterund Bauernstaates“ in Ostdeutschland sei diese Gefahr nun überwunden. Ähnlich wie in Westdeutschland der Antikommunismus* diente der „Antifaschismus“ in der DDR zur politischen Selbstbestimmung. Darüber hinaus aber sollte der „Antifaschismus“ auch das Unrecht legitimieren, das das SED-Regime an allen beging, die ihm im Weg standen. Das ging so weit, dass auch die Berliner Mauer und die Grenzanlagen zu Westdeutschland zum „antifaschistischen Schutzwall“ erklärt wurden. Die Propaganda der SED rechtfertigte damit nicht nur die Opfer der gewaltsamen Teilung, sondern verkehrte Sinn und Zweck der unmenschlichen Absperrmaßnahmen: Sie seien dazu da, die eigene Bevölkerung vor den Übergriffen des Kapitalismus zu bewahren. So könne eine Gesellschaft entstehen, in der es keine sozialen Gegensätze mehr gebe. Die DDR sei als Staatsund Gesellschaftsentwurf dem „Bonner Staat“ überlegen, weil nur der Sozialismus für Frieden und Gerechtigkeit sorgen könne. Bemühen um internationale Anerkennung Nicht erst durch den repressiven Kurs gegen die eigene Bevölkerung war die DDR international isoliert. Die Suche nach Anerkennung als selbstständiger deutscher Staat war das Hauptanliegen der Außenpolitik der DDR seit ihrer Gründung. Dem stand vor allem die Haltung der Bundesregierung entgegen, der es noch bis in die 1960er-Jahre gelang, diplomatische Beziehungen zwischen Ost-Berlin und Staaten außerhalb des Ostblocks zu verhindern. Das Verhältnis zwischen der DDR und Israel war bis zum Ende der SED-Herrschaft gespannt. Obwohl die israelische Regierung und der Jüdische Weltkongress von OstBerlin Entschädigungen verlangten, lehnte die SED-Führung ab. 1955 verwies sie auf die geleisteten Reparationen, die alle Forderungen abdecken würden. Zudem habe die DDR-Regierung die „Opfer des Faschismus“ im eigenen Land ausreichend entschädigt und sorge dafür, dass der Nationalsozialismus dort nie wieder Fuß fasse. Unter diesen Voraussetzungen kam es bis zum Ende der DDR zu keinen offi ziellen Beziehungen mit dem jüdischen Staat. Die DDR folgte vielmehr der Sowjetunion, die im Nahost-Konfl ikt die arabischen Staaten gegen Israel unterstützte. Die Beziehungen zu nichtkommunistischen Ländern blieben spärlich. Sport, Kultur, Verkehr und Nachrichtenwesen waren die Bereiche, in denen internationale Kontakte stattfanden – hier gelang der DDR vor allem der Austausch mit den Ländern Nordeuropas. Ebenso konnte die DDR in einigen Staaten Handelsvertretungen einrichten. Bildungspolitik Für das Regime der SED war das Bildungswesen ein Schlüssel zur Festigung seiner Macht und zur Durchsetzung des Sozialismus. Schulen und Hochschulen sollten ihre Schüler und Studenten auf die kommunistische Weltanschauung einschwören und der Wirtschaft qualifi zierte Arbeitskräfte liefern. Anders als in Westdeutschland hatte das Schulwesen von Beginn an eine radikale Umformung erfahren. Die meisten Lehrer aus der Vorkriegszeit hatte man entlassen und durch neue, kommunistisch geschulte „Junglehrer“ ersetzt. Die Staatsführung errichtete ein Bildungsmonopol: Privatschulen wurden abgeschafft, der Religionsunterricht aus den Lehrplänen entfernt. Dabei überwogen anfangs reformpädagogische Ansätze – das Schulgeld entfi el, Angehörige sozial schwächerer Schichten * Siehe Seite 422. i Staatsfl agge der DDR. Foto von 1987. Ährenkranz, Hammer und Zirkel als Symbole des „Arbeiter und Bauernstaates“ wurden erst 1959 offi ziell eingeführt. Somit waren die Flaggen der Bundesrepublik und der DDR bis dahin identisch. Jüdischer Weltkongress: 1936 gegründeter internationaler Verband der jüdischen Gemeinschaften und Organisationen Nu r z u Pr üf zw ec ke n Ei ge nt u d s C .C .B uc ne r V er la gs | |
![]() « | ![]() » |
» Zur Flash-Version des Livebooks |