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453Die DDR 1949 1989 i Robert Havemann und Wolf Biermann. Foto (Ausschnitt) vom 21. Januar 1972. Der Chemiker Robert Havemann war zunächst Inoffi zieller Mitarbeiter des Ministeriums für Staatssicherheit. Nach kritischen Äußerungen gegenüber dem SED-Regime wurde er 1964 aus der Partei ausgeschlossen, ein Jahr später wurde ein Berufsverbot gegen ihn erlassen. In einem vom westdeutschen Nachrichtenmagazin „Spiegel“ veröffentlichten Brief an Honecker protestierte er 1976 gegen die Ausbürgerung von Wolf Biermann. Daraufhin wurde gegen ihn ein Hausarrest verhängt, der 1978 aufgehoben wurde. Havemann starb im Jahr 1982. Reformen in den 1960er-Jahren Die 1960er-Jahre waren für die DDR eine Zeit der Reformen und des gesellschaftlichen Wandels. Darin unterschied sich Ostdeutschland grundsätzlich weder von der Bundesrepublik noch vom übrigen Europa. In der DDR wirkte der Bau der Mauer insofern „stabilisierend“, als sich die Bevölkerung mit dem Verbleib im Land abfi nden musste und die Hoffnung auf eine Wiedervereinigung mit Westdeutschland oder einen Systemwechsel begrub. Im Gegenzug lockerte auch das SED-Regime seine Haltung. 1962 war die allgemeine Wehrpfl icht eingeführt worden. Bereits zwei Jahre später gab die Regierung den Forderungen der evangelischen Kirche nach und gestattete einen Wehrersatzdienst ohne Waffe („Bausoldaten“). Dank des „Passierscheinabkommens“ von 1963 konnten West-Berliner nun ihre Angehörigen im Ostteil der Stadt besuchen. Seit Ende 1964 durften Rentner ihre Verwandten im Westen besuchen. Die SED folgte der von der Sowjetunion seit Mitte der Fünfzigerjahre eingeleiteten „Entstalinisierung“, indem sie Abweichler in den eigenen Reihen rehabilitierte und eine Amnestie für etwa 15 000 politische Gefangene gewährte. 1963 gab sich die SED erstmals ein eigenes Parteiprogramm. Der von Studenten, Schriftstellern und Intellektuellen wie Ernst Bloch oder Robert Havemann geforderte demokratische „menschliche Sozialismus“ fand darin jedoch keinen Anklang. Angesichts des nachlassenden Aufschwungs schlug das SED-Regime einen neuen Kurs in der Wirtschaftspolitik ein. Das 1963 verordnete „Neue Ökonomische System der Planung und Leitung“ (NÖSPL) sah vor, den Staat durch Abbau von Subventionen zu entlasten und den Betrieben mehr Eigenverantwortung zu übertragen. Günstig hergestellte Produkte sollten sich auf dem Weltmarkt behaupten und Devisen ins Land bringen. Durch das neue System drohte die DDR-Führung jedoch ihre Lenkungsgewalt über die Wirtschaft zu verlieren. Als die Machthaber das erkannten, nahmen sie die Reformen zurück. 1965 wurde das abgewandelte „Neue Ökonomische System“ (NÖS) auch auf Druck der Sowjetunion beschlossen, das die Wirtschaft der DDR wieder der strikten Planung durch die Staatsspitze unterwarf. Erich Apel, der Ideengeber der Reformen, nahm sich daraufhin das Leben. Entstalinisierung: Abkehr der sowjetischen Führung von der Politik Stalins seit dessen Tod 1953. Unter dem neuen Parteichef Chruschtschow distanzierte sich die UdSSR von der Person Stalins, seiner Alleinherrschaft und seiner Wirtschaftspolitik. Kritiker kamen zu Wort, die Gefangenenlager (GULag) wurden aufgelöst, die Bevormundung der Ostblockstaaten ließ nach („Tauwetter“). Die Verbrechen der Stalin-Ära (1927 1953) durften erwähnt werden, wurden aber nicht aufgearbeitet. Ernst Bloch (1885 1977): marxistischer Theoretiker, 1949 1957 Professor für Philosophie in Leipzig, emigrierte nach dem Bau der Mauer 1961 in die Bundesrepublik Robert Havemann (1910 1982): kommunistischer Widerstandskämpfer gegen das „Dritte Reich“, 1950 1964 Professor für Physikalische Chemie in Ost-Berlin. Er erhielt nach kritischen Äußerungen Berufsverbot und wurde bis zu seinem Tod überwacht. Devisen: Zahlungsmittel in ausländischer Währung. Die DDR brauchte fremde Währungen aus dem Westen, weil sie für ihr eigenes Geld im westlichen Ausland keine gleichwertigen Waren und Dienstleistungen erhielt. Erich Apel (1917 1965): SEDFunktionär und Mitglied des Politbüros, 1963 1965 Vorsitzender der Staatlichen Planungskommission für die Wirtschaft der DDR Nu r z u Pr üf zw ck en E g nt um d s C .C .B uc hn r V er la gs | |
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