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505Krisen und Konfl ikte im Zeichen des Kalten Krieges M7 „Krieg der Sterne“ – das SDI-Programm In seinen Lebenserinnerungen betrachtet Ronald Reagan die Hintergründe des satellitengestützten Raketenabwehrprogramms: Die 1983 von mir verkündete Strategische Verteidigungsinitiative (Strategic Defense Initiative, SDI) zur Entwicklung eines Abwehrschirms gab Anlass zu einer gewissen Legendenbildung. Das Programm [ein weltraumgestütztes Raketenabwehrsystem] stammte in seinen Grundzügen nicht von Wissenschaftlern; sie stießen erst im späteren Verlauf zu uns und leisteten einen wesentlichen Beitrag zu dessen Erfolg. Bei meinem Amtsantritt hegte ich einen entschiedenen Vorbehalt gegen unsere stillschweigende Übereinkunft mit der Sowjetunion in Fragen der Atomrüstung. Ich spreche über die „MAD-Politik“ (Mutual Assured Destruction, gegenseitige Vernichtungsgarantie), das Konzept der Abschreckung, das so lange für Sicherheit sorgt, wie beide Seiten die Fähigkeit besitzen, einen atomaren Erstschlag mit einem nicht minder vernichtenden Raketenangriff zu beantworten. Dieser Zustand schien mir nicht dazu angetan, einen auf Dauer ruhig schlafen zu lassen. Er kam mir vor wie zwei Westernhelden im Saloon, die ununterbrochen ihre Pistolen auf den Kopf des Gegners gerichtet haben. Es musste eine bessere Lösung geben. Schon bald nach Beginn meiner ersten Amtszeit berief ich eine Sitzung des Vereinigten Generalstabes – der militärischen Führungsspitze des Landes – ein und sagte folgendes: bisher hat noch jede Angriffswaffe, die der Mensch erfunden hat, zur Erfi ndung entsprechender Defensivwaffen geführt. Sind wir in unserem technologischen Zeitalter nicht imstande, eine Abwehrwaffe zu entwickeln, die Atomwaffen gleich nach dem Start aus ihren Silos abfangen und zerstören kann? Die Herren warfen sich gegenseitig bedeutungsvolle Blicke zu und baten um eine kurze Beratungspause. Schon nach kurzer Zeit teilten sie mir das Ergebnis ihrer Beratung mit: Ja, meinten sie, diese Idee sei es durchaus wert, weiter verfolgt zu werden. Meine Antwort darauf: „Packen wir‘s an.“ Das war die Geburtsstunde von SDI, jenem Programm, das wenig später von einigen Mitgliedern des Kongresses und in der Presse als „Krieg der Sterne“ (Star Wars) bezeichnet werden sollte. Die Legenden schossen wie Pilze aus dem Boden. Eine von ihnen besagte, mein Vorschlag sei nur ein Verhandlungskniff, um die Sowjets zur Abrüstung zu bewegen. Daraufhin musste ich den Sowjets mindestens hundertmal versichern, dass es mir bei SDI nicht um einen Kuhhandel ging. Ich sagte ihnen, jedes andere Land, das gewillt sei, seine Atomraketen aufzugeben, könne meinetwegen an dem Programm teilhaben. Raketen bauen könnten wir schließlich alle. Aber eines Tages wird ein Verrückter auftauchen, der uns mit Atomraketen erpresst – was allerdings folgenlos wäre, wenn wir uns dagegen verteidigen könnten. Ich beendete meine Ausführungen mit dem Satz: „Gemeinsam haben wir im Jahr 1925 die Verwendung von Giftgas geächtet. Aber unsere Gasmasken haben wir behalten.“ Es mag Leute geben, die anderer Ansicht sind – doch wenn man mich fragen würde, worin in den folgenden fünf Jahren auf amerikanischer Seite der Hauptanlass für den historischen Durchbruch bei der Suche nach Frieden sowie bei den Bemühungen um eine Verbesserung unserer Beziehungen zur Sowjetunion lag, so lautet meine Antwort: in der Strategischen Verteidigungsinitiative im Verbund mit der allgemeinen Modernisierung unserer Streitkräfte. Ronald Reagan, Erinnerungen. An American Life, übersetzt von Till R. Lohmeyer, Berlin 1990, S. 571 f. 1. Recherchieren Sie zum SDI-Programm und entwerfen Sie eine vereinfachte Skizze zur Funktionsweise des Raketenabwehrprogramms. 2. Erläutern Sie die Strategie, die Reagan mit dem Programm verknüpft, das die USA bis 1989 mehr als 17 Mrd. US-Dollar kosten sollte. 3. Beurteilen Sie Reagans Darstellung der eigenen Rolle. Berücksichtigen Sie dabei, dass es sich um eine Autobiografi e handelt. 5 10 15 20 25 30 35 40 45 50 55 i Ronald Reagan (1911 2004): 1981 1989 US-Präsident Nu r z u Pr üf zw ec ke n Ei g nt um d es C .C .B uc hn er V er la gs | |
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