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545Orientierung Die Globalisierung – eine Welt ohne Weltordnung? Nach Ende des Ost-West-Konfl ikts hegten Politiker und Wissenschaftler die Hoffnung, mit dem „Ende der Geschichte“ (Francis Fukuyama) werde sich das westliche Gesellschaftsmodell über den gesamten Erdball ausbreiten. Demokratie und Menschenrechte, so dachte man, würden sich durchsetzen und damit ein Zeitalter des globalen Friedens und Wohlstands einläuten. Heute wissen wir, dass dies nicht zutraf. Nach der bipolaren Weltordnung mit dem „Gleichgewicht des Schreckens“ entstanden regionale Krisen, in denen sich Konfl ikte zwischen konkurrierenden Regionalmächten entluden. Die Rezepte der Vergangenheit halfen nicht, um diese Krisen – begrenzte Kriege, Bürgerkriege, Terrorismus – zu bewältigen. Mit der herkömmlichen Kriegführung stießen die Vereinigten Staaten nach dem 11. September 2001 an die Grenzen ihrer Interventionspolitik. Ob im Irak oder in Afghanistan – es gelang der Weltmacht nicht, eine stabile Gesellschaftsordnung nach dem „Krieg gegen den Terror“ aufzubauen und die jeweiligen Länder in eine tragfähige Unabhängigkeit zu entlassen. Zugleich strebten Schwellenländer nach vorn, die im Zuge einer rasanten wirtschaftlichen Entwicklung auch nach politischer Geltung verlangten. Dies führte vor allem im Nahen und Mittleren Osten sowie in Asien zu Konfl ikten, die weltpolitische Bedeutung erlangten. Vor allem war dies der Konfl ikt um das Atomprogramm des Iran, der nach dem Sturz des Schah in einen islamischen Gottesstaat umgewandelt worden war. 2015 spitzte sich der Konfl ikt zwischen dem Iran und Saudi-Arabien im Zuge des Syrienkriegs zu. Beide Mächte wetteifern um die Vorherrschaft im arabischen Raum und sind wichtige Erdöl exportierende Länder. Längerfristig schwelt in der Region der Nahostkonfl ikt zwischen Israel und den Palästinensern. Viele sehen in seiner Lösung den Schlüssel für dauerhaften Frieden in der Region. Nachdem im Zuge des sogenannten Arabischen Frühlings 2011 die Regime in Tunesien, Libyen und Ägypten gestürzt worden waren, versanken Nordafrika und der Nahe Osten allerdings zunehmend in Anarchie, geschwächt durch islamistischen Terrorismus und Perspektivlosigkeit der Bevölkerung. Der Syrienkrieg trieb umfangreiche Flüchtlingswellen Richtung Europa und stellte den alten Kontinent vor erhebliche innenund außenpolitische Probleme. Im asiatischen Raum wuchs die chinesische Wirtschaft in einem Tempo, das manche Beobachter zu der Prognose führte, China werde die USA als Supermacht in Kürze überholt haben. Doch auch hier zeigte sich, dass das Wirtschaftswachstum Grenzen hat und innere und äußere Probleme von der Führung in Peking gelöst werden müssen, um das Reich der Mitte in eine Gesellschaft zu führen, in der breite Schichten vom Wohlstand profi tieren. Inwieweit dies auch eine politische Öffnung mit sich bringt, ist zurzeit ungewiss. Der Westen agiert angesichts der zunehmenden Krisen ratlos, eine gemeinsame Weltordnung nach westlichen Prinzipien scheint in weite Ferne gerückt zu sein. u Welchen Weg nahmen die ehemaligen Kolonien nach 1945 im Zeichen von Entwicklungspolitik und Globalisierung? u Wie wirkt sich die Digitalisierung auf die Lebensund Arbeitswelt der Menschen aus? u Welche Konfl iktlösungsstrategien für den Nahen Osten legt die Analyse der historischen Entwicklung nahe? u Wohin steuert die neue Weltmacht China, und wie ist dies historisch zu erklären? Nu r z u Pr üf zw ec ke n Ei ge nt um d es C .C .B uc hn er V er la gs | |
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