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„Pax Britannica“ Seit Frankreich nach dem Siebenjährigen Krieg, endgültig nach dem Ende der Napoleonischen Kriege 1815 als größter Konkurrent ausgeschaltet war, besaß Großbritannien aufgrund seiner Seemacht, seinen Besitzungen in allen Kontinenten und seinem industriewirtschaftlichen Vorsprung die unangefochtene Vormachtstellung in der Welt. Um die Mitte des 19. Jahrhunderts stand das Land auf dem Höhepunkt seiner Macht. Nur zwei Prozent der Weltbevölkerung lebten auf den britischen Inseln, während sich 40 bis 45 Prozent des weltweiten Industriepotenzials in Großbritannien konzentrierte. England wurde zum zentralen Handelsplatz der Welt und die City of London zu dem Ort, an dem die wichtigsten Banken ihren Sitz hatten, alle entscheidenden Finanztransaktionen beschlossen und durchgeführt wurden und die Fäden des Welthandels zusammenliefen. Die englische Sprache und das britische Rechtsund Maßsystem breiteten sich in der ganzen Welt aus. Ideologischer Ausdruck der britischen Weltpolitik im 19. Jahrhundert war die an die Pax Romana des alten Rom angelehnte Pax Britannica. Sie sollte die Freiheit der Meere und des Handels sowie den weltweiten Frieden unter britischer Vorherrschaft garantieren. Damit war die Pax Britannica nicht nur Inbegriff der britischen Vormachtstellung, sondern zugleich Rechtfertigung der eigenen Interessenpolitik. Die Durchsetzung des „britischen Friedens“ außerhalb Europas wurde durch die Royal Navy gewährleistet, die nach 1815 als eine Art „Weltpolizei“ fungierte: Sie unterband den bis dahin immer noch fl orierenden Sklavenhandel zwischen Afrika und Amerika und ging erfolgreich gegen Piraterie vor. Imperialismus des Freihandels Im Jahre 1846 vollzog sich in Großbritannien eine wirtschaftspolitische Wende: Mit den Kornzöllen, die den britischen Markt vor billiger Einfuhr aus dem Ausland schützen sollten, wurde die stärkste Bastion des Protektionismus abgeschafft. Weitere Reformen und Handelsverträge folgten, und bis 1860 ging das Land endgültig zum Freihandel über. Auf der Basis der Pax Britannica und dem industriellen Vorsprung sorgte das Freihandelssystem für ein Handelsmonopol, da kein anderes Land mit den Briten konkurrieren konnte. Angesichts dieser internationalen Arbeitsteilung, bei der Großbritannien die Rolle des führenden Industrieproduzenten zukam, während die übrige Welt es mit Rohstoffen versorgte, erschienen abgeschottete Märkte und geschützte Rohstoffquellen nicht nur unnötig, sondern hinderlich (u M1). Entsprechend verstärkten sich die seit der Loslösung der nordamerikanischen Kolonien aufgekommenen Zweifel am Nutzen von Kolonialbesitz. Die auf direkter politisch-militärischer und wirtschaftlicher Kontrolle basierende formelle Herrschaft war kostspielig und mit einem hohen personellen und verwaltungstechnischen Aufwand verbunden, der sich im Vergleich zum wirtschaftlichen Nutzen kaum rechnete. Im Gegensatz dazu erwies sich ein auf u Die Kronkolonie Indien, abgebildet auf dem „Doulton Fountain“ im schottischen Glasgow. Foto (Ausschnitt) von 2011. Entworfen von A. E. Pearce, steht der mit 14 Metern höchste Terrakotta-Brunnen der Welt seit 1888 in der Stadt. Während Königin Viktoria auf der Spitze thront, darunter Soldaten und Seemänner, bildet die Darstellung von vier bedeutenden Kolonien die Basis des Brunnens. Neben Indien werden die ehemaligen Siedlungskolonien („Dominions“) Kanada, Australien und Südafrika gezeigt. Diese unterstanden als gleichberechtigte Bestandteile des Empire zwar der britischen Krone, verfügten jedoch über innenund handelspolitische Autonomie. Die Dominions – dazu gehörten außerdem Neufundland und Neuseeland – bildeten zusammen mit dem Mutterland Großbritannien ab 1926 den Kern des „British Commonwealth of Nations“. 93Vom Handel zur Herrschaft: der englische Imperialismus am Beispiel Indiens Siebenjähriger Krieg (1756 1763): Preußen überfi el 1756 seinen Nachbarn Sachsen. Dies führte zum Krieg mit Österreich, Frankreich, Russland, Spanien und Schweden. Dennoch konnte Preußen den Krieg letztendlich gewinnen. Nu r z u P üf zw ec ke n Ei ge tu m d s C .C .B uc hn er V er la gs | |
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