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149 6.1 Soziale Ungleichheit M 3 Prinzipien der Gerechtigkeit Aufgaben 1. Wie beurteilst du die Einkommensverteilung in Deutschland (M 1, linkes Diagramm)? Überprüfe dein Urteil, indem du nun den Beitrag zum Steueraufkommen (M 1, rechtes Diagramm) berücksichtigst. 2. Defi niere die Begriffe Ungleichheit und Ungerechtigkeit (M 2). 3. Ordne zu, welche Vorstellung von sozialer Gerechtigkeit der Nobelpreisträger Hayek vertritt (M 3, M 4). Nimm dazu Stellung. In der politischen Debatte gibt es Übereinstimmung darin, dass das politische System und seine Gesetze „gerecht“ gestaltet werden sollten. Dabei ist man sich allerdings nicht einig darüber, was unter „gerecht“ zu verstehen ist. Verschiedene Gerechtigkeitbegriffe haben sich herausgebildet: (1) Die Auffassung einer Chancengerechtigkeit, die allen die gleichen Startund Entwicklungschancen garantiert, indem fi nanzielle Notlagen weitgehend ausgeglichen werden. Die wirtschaftlich Starken zeigen sich solidarisch, indem sie höhere Steuern an den Staat abführen. (2) Die Vorstellung einer Leistungsgerechtigkeit, welche zwar jedem das Überleben sichert, die „Leistungserbringer“ und Steuerzahler zur Unterstützung arbeitsloser und nicht arbeitsfähiger Personen aber nicht belastet. Wer am Markt erfolgreich ist, der wird auch belohnt. (3) Die Bedarfsgerechtigkeit verfolgt das Ziel, dass der anerkannte Bedarf (nach Essen, Kleidung, kultureller Teilhabe etc.) eines jeden Gesellschaftsmitglieds gedeckt werden kann. Dazu werden die Einkommensstarken stärker belastet, um fi nanzielle Notlagen auszugleichen. M 4 Interview mit einem Nobelpreisträger 5 10 15 20 25 Frage: Umverteilung, national wie international, ist Ausfl uss der heute nahezu allgemein akzeptierten Idee sozialer Gerechtigkeit. Halten Sie davon denn gar nichts? Hayek: Nein, nicht das Geringste. Was heißt denn hier Gerechtigkeit? Wer ist denn da gerecht oder ungerecht? Die Natur? Oder Gott? Jedenfalls nicht Menschen, da die Verteilung, die aus dem Marktprozess hervorgeht, nicht das beabsichtigte Ergebnis menschlichen Handelns ist. Daher ist der Begriff der sozialen Gerechtigkeit in einer marktwirtschaftlichen Ordnung mit freier Berufswahl völlig sinnlos. Soziale Gerechtigkeit kann es nur in Befehlswirtschaften geben, wo der Staat über die relativen Einkommen der einzelnen Bürger bestimmt. [...] Diese unglückselige Idee sogenannter sozialer Gerechtigkeit behauptet, dass die Entlohnung des Einzelnen nicht davon abhängen soll, was er tatsächlich zum Sozialprodukt beiträgt, sondern davon, was er verdient. Frage: Was heißt dann für Sie Gerechtigkeit? Hayek: Es gibt für mich nur eine Gerechtigkeit, das ist die Gleichheit vor dem Gesetz. Jede Abweichung davon, selbst mit besten Absichten, öffnet der Willkür Tür und Tor, zerstört die Freiheit und damit den höchsten Wert, weil Voraussetzung für alle anderen Werte. Interview mit dem Nobelpreisträger für Wirtschaftswissenschaften Friedrich August von Hayek (1899 – 1992), Wirtschaftswoche Nr. 11, S. 36, 8.3.1981 30 35 Nu r z u Pr üf zw ec k n Ei ge nt um d es C .C .B uc hn er V rl gs | |
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