Volltext anzeigen | |
65Umgang mit Texten und Medien Mitmachen? trat von einem Bein aufs andere. Den Klapptisch hatten sie mit Papierbahnen verkleidet, auf denen geschrieben war: Schluss mit dem Bombenterror auf Vietnam! Schämen die sich, fragte sich Ullrich, wenn die mit ihren Tüten und Paketen an dem Stand vorbeigehen, wenn sie das lesen oder das grauenvolle Foto von dem verbrannten vietnamesischen Kind sehen? War es ihnen peinlich, seinem ausgestreckten Arm mit dem Flugblatt auszuweichen, so wie es ihm peinlich war, hier zu stehen, mit dem Schild um den Hals? Sie hatten lange darüber diskutiert, ob man eine Aktion gegen den Konsumterror oder gegen den Bombenterror machen sollte. Conny war für eine Aktion gegen den Konsumterror. Petersen war für eine Vietnamaktion. Sie hatten schließlich beides gemacht. Ullrich hatte damals Conny zugestimmt. Jetzt war er plötzlich überzeugt, dass er mit dem Schild: Schluss mit dem Vietnamkrieg weniger verlegen dagestanden hätte. Nach der Aktion auf der Mönckebergstraße hatten sie bedrückt im Cosinus gesessen. Plakate und Flugblätter richten nichts aus, hatte Conny gesagt. So erreicht man die nicht. Da müssen andere Mittel her. 30 35 40 45 2 Aufgaben: Seite 69 1 Bezirkskommando: zuständiges Amt für die Rekrutierung von Frontsoldaten Remarques Roman „ImWesten nichts Neues“, dem der Textausschnitt entnommen ist, läuft im Ersten Weltkrieg (1914 –1918 ) ab. Kantorek war unser Klassenlehrer […]. Kantorek hielt uns in den Turnstunden so lange Vorträge, bis unsere Klasse unter seiner Führung geschlossen zum Bezirkskommando1 zog und sich meldete. Ich sehe ihn noch vor mir, wie er uns durch seine Brillengläser anfunkelte und mit ergriffener Stimme fragte: „Ihr geht doch mit, Kameraden?“ Diese Erzieher haben ihr Gefühl so oft in der Westentasche parat; sie geben es ja auch stundenweise aus. Doch darüber machten wir uns keine Gedanken. Einer von uns allerdings zögerte und wollte nicht recht mit. Das war Josef Behm, ein dicker, gemütlicher Bursche. Er ließ sich dann aber überreden, er hätte sich auch sonst unmöglich gemacht. Vielleicht dachten noch mehrere so wie er; aber es konnte sich niemand gut ausschließen, denn mit dem Wort „feige“ waren um diese Zeit sogar Eltern rasch bei der Hand. Die Menschen hatten eben alle keine Ahnung von dem, was kam. Am vernünftigsten waren eigentlich die armen und einfachen Leute; sie hielten den Krieg gleich für ein Unglück, während die Bessergestellten vor Freude nicht aus noch ein wussten, obschon gerade sie sich über die Folgen viel eher hätten klarwerden können. Erich Maria Remarque „Ihr geht doch mit, Kameraden?“ 5 10 15 ➝ Nu r z u Pr üf zw ec ke n Ei g nt um d es C .C . B uc hn er V er la gs | |
![]() « | ![]() » |
» Zur Flash-Version des Livebooks |