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71Umgang mit Texten und Medien: Sachtexte analysieren Mitmachen? tischen Interesses und des ebenfalls gewachsenen Vertrauens in die Demokratie hat sich hieran nichts geändert. Auch diese Befunde sprechen dafür, dass es, wie insbesondere in der letzten Shell Jugendstudie dargestellt, weniger ein allgemeines Desinteresse an Politik und Gesellschaft und auch nicht eine grundsätzliche Distanz zur Demokratie ist, die bei Jugendlichen zu Politikverdrossenheit führt. Im Gegenteil, das Vertrauen sowohl gegenüber unabhängigen staatlichen Institutionen, wie etwa Polizei, Gerichte oder der Bundeswehr, als auch gegen über Umweltoder Menschenrechtsgruppen, die in der Regel parteipolitisch unabhängiger agieren, ist bei Jugendlichen überdurchschnittlich ausgeprägt. Der sichtbar werdende Vertrauensverlust richtet sich vielmehr an die Parteipolitik und damit natürlich auch an deren Repräsentanten. Nach wie vor gilt also, wie wir bereits in der 15. Shell Jugendstudie festgestellt haben, dass Jugendliche Politikern sehr kritisch begegnen und dass es aus ihrer Sicht an Vorbildern mangelt. […] Obgleich sich die Mehrheit der Jugendlichen als eher politikverdrossen und distanziert gegenüber politischen Engagement charakterisiert, darf dies nicht damit gleichgesetzt werden, dass deshalb [sic] keine Bereitschaft zur Teilnahme an politischen Aktionen vorhanden wäre. Traditionelle Unterschriftenaktionen sind offenbar für breite Kreise von Jugendlichen eine adäquate Artikulationsmöglichkeit, die bei der Mehrheit auf Akzeptanz stößt, und auch Kaufboykott aktionen treffen auf breiteres Interesse. Insbesondere bei politisch interessierten und eher links orientierten Jugendlichen findet sich dann mehrheitlich die Bereitschaft, sich auch an weitergehenden politischen Aktionen zu beteiligen. Eine nicht unerhebliche Rolle spielen für diesen Kreis das Internet, Twitter oder ähnliche Kommunikationsformen, die eine schnelle politische Vernetzung ermöglichen. Ausgangspunkt für politische Aktionen ist nach wie vor eine eigene Betroffenheit, es sei unmittelbar oder aber mittelbar, indem man sich mit einem gesellschaftlichen Problem persönlich identifiziert. Ist dies gegeben, dann gelingt es vergleichsweise schnell, Jugendliche zu Protestaktionen wie zuletzt zum Beispiel gegen den Klimawandel oder gegen die von relevanten Teilen als verfehlt betrachtete Bildungspolitik zu mobilisieren („Bildungsstreiks“). Die Bereitschaft, sich auch selber längerfristig und verbindlicher zu organisieren, ist allerdings nur schwach ausgeprägt. Protest und Eintreten für die eigenen Interessen, ja – egal ob mit oder ohne Happening. Politik machen in Parteien oder in politischen Gruppen hingegen eher nein. […] Ein Blick auf die Bereiche, in denen Jugendliche aktiv sind, zeigt, dass eigene Aktivitäten für andere an unterschiedlichen Stellen zugenommen haben. An der Spitze stehen Aktivitäten für Jugendliche und hierbei für eine sinnvolle Freizeitgestaltung oder für deren allgemeine Interessen. Hinzu kommen eine ganze Reihe anderer Bereiche, etwa der Einsatz für ältere Hilfebedürftige oder für sozial Schwache, für ein besseres Zusammenleben mit Migranten oder auch die Pflege der deutschen Kultur und Tradition. Auch hier haben sich leichte 5 10 15 20 25 30 35 40 45 ➝ Nu r z u Pr üf zw ec k n Ei g nt um d es C .C . B uc hn r V er la gs | |
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