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Verliebt Kommentar A Ovids Text nähert sich dem Thema von der witzigen Seite und ist deshalb für den Einstieg gut geeignet: Der Dichter fordert, dass der Liebende von aus Sehnsucht durchwachten Nächten nicht nur bleich, sondern auch mager ist und sogar eine Kapuze aufsetzt; und das alles, um so miserabilis auszusehen, dass sich die Liebste endlich erbarmt. B Der altersgerechte Zugriff zu Catulls c. 51 steht unter dem Motto „Wie fühlt es sich an, verliebt zu sein?“ Zusatzmaterial Begleittext zu B k KV 6.3 Catull hat für c. 51 ein Sappho-Gedicht als Vorlage benutzt. Er hat es aus dem Griechischen in die lateinische Sprache übertragen. In seinem historischen Roman Excrucior schildert Cornelius Hartz, wie Catull es entdeckt und glaubt, damit einem perfekten Gedicht sehr nahe gekommen zu sein. Er tauscht sich darüber mit dem Ich-Erzähler, einem seiner Freunde, aus: ... Da wurde Catullus ganz aufgeregt. Er griff mich an der Schulter, zog mich zu sich heran und raunte mir verschwörerisch zu: „Das ist es ja gerade, Calvus! Das ist es, was ich meinte! Die Dichtung muss das Leben ab bilden! Nein, das ist nicht richtig, lass es mich anders sagen: Die Dichtung muss das Leben sein und das Leben die Dichtung! Das ist der Schlüssel!“ Ich war verwirrt. „Von welchem Schlüssel redest du? Und wo ist das Schloss, das ...“ „Der Schlüssel“, unterbrach er mich, „zur Tür, die das Ende der Suche verbirgt! Verstehst du? Das Ende der Suche! Das Gedicht, das perfekte Gedicht! Die Dichtung muss im Leben aufgehen, das ist das Rezept. Ich habe es endlich erkannt, und das allein durch meine Les bia.“ „Aber warte einmal. Nicht ganz so schnell. Dein Gedicht stammt doch eigentlich von Sappho.“ „Ganz genau, aber ich habe tatsächlich erlebt, was Sappho beschrieben hat. Willst du wissen, wie lange ich für die Übersetzung gebraucht habe?“ Mir war nie so ganz klar, wie lange Catullus an seinen Werken saß. Fleiß und Sorgfalt, das waren unsere Grundprinzipien, und wenn einer unserer Dichterfreunde ein achtzeiliges Gedicht vortrug, so hatte er oft ein bis zwei Monate daran gefeilt, bis alles stimmte, bis sich die Wörter in den Rhythmus der Verse fügten, bis Bilder, Vergleiche und Anspielungen perfekt waren. [...] „Eine Stunde.“ Mir war, als hätte ich mich verhört. „Eine Stunde? Das kannst du mir nicht weismachen. Ich selbst ...“ „Wenn ich es dir doch sage, mein liebster Calvus: eine Stunde! Ich habe mich hingesetzt, und es ist aus mir herausgeflossen. Ich konnte kaum die Feder so schnell in die Tinte tauchen, wie meine Hand die Wörter schreiben wollte.“ (Cornelius Hartz: Excrucior, Mainz 2008, 156f.) 31 | |
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