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29 Q1 Gefahren durch die Preissteigerungen In einem Bericht des Innenministeriums über die Lage in Thüringen 1923 heißt es: Am 31. Mai haben die Leiter der Polizeiämter des Landes in einer Sitzung einmütig zum Ausdruck gebracht, dass die neue Teuerungswelle zu den ernsten Befürchtungen Anlass gibt, dass die Auswirkungen des Marksturzes nicht abzusehen seien. Die Erregung der Arbeitnehmer aller Kreise steige offensichtlich. Es gäbe dagegen nur eine Vorbeugung und das sei, dass seitens des Reiches rücksichtslos und durchgreifend alles geschehe, um die Bezahlung der Beamten, Angestellten und Staatsarbeiter der Teuerung anzupassen und so das Unternehmertum gezwungen werde, seinerseits die notwendigen Maßnahmen zu ergreifen. […] Für den 6. Juni sind große Demonstrationen der Erwerbslosen in allen Städten Thüringens geplant. Welche Auswirkungen diese Demonstrationen haben werden, lässt sich nicht voraussagen. Dass der Rechtsradikalismus diese durch die Not der Massen emporgekommene Erregung für seine Ziele ausnutzt, ist selbstverständlich. […] Es ist daher Pflicht aller verantwortlich Denkenden, mit allen Mitteln dafür zu sorgen, dass Thüringen von Aufständen frei bleibt. Das wird aber nur möglich sein, wenn der ungeheuren Not der Massen gesteuert wird. 5 10 15 20 25 Q2 Überhöhte Preise Aus einem Strafbefehl vom Oktober 1923: Auf Antrag der Staatsanwaltschaft wird gegen Sie wegen der Beschuldigung, in Weimar am 15. September 1923 für Gegenstände des täglichen Bedarfs Preise gefordert zu haben, die unter Berücksichtigung der gesamten Verhältnisse einen übermäßigen Gewinn enthalten, indem Sie von dem Wirker E. E. in Weimar für 1 Pfd. Äpfel 1 Million Mark verlangten, obgleich bei einem angeblichen Einkaufspreis von 600 000 Mark nur 750 000 Mark hätten gefordert werden dürfen, […] eine Geldstrafe von 100 Milliarden Mark und für den Fall, dass dieselbe nicht beigetrieben werden kann, eine weitere Gefängnisstrafe von zehn Tagen festgesetzt.(...) Erster und zweiter Text nach: Stadtarchiv Weimar, Lagebericht 1923, Akten der Landeshauptstadt Weimar 5 10 1. Berechne nach M1 einen Wochenplan für eine vierköpfi ge Familie bei einem Monatslohn von durchschnittlich 400 Mio. Mark. 2. Arbeite heraus, welche weiteren Ursachen für die Verteuerung von Lebensmitteln in Q2 genannt werden. 3. Erkläre, was in Q1 damit ist, dass „das Unternehmertum gezwungen werde, die notwendigen Maßnahmen zu ergreifen.“ (Z. 13-15) 4. Erschließe Text Q1 die Gefahren für die Weimarer Republik. 5. Erkläre, warum in Q1 befürchtet wird, dass der Rechtsradikalismus wegen der Infl ation zunimmt. 6. Diskutiert in der Klasse folgende Frage: Besteht auch heute noch die Gefahr, dass der Rechtsradikalismus durch eine Infl ation steigt? M1 Wochenmarktbericht Weimar vom 5. September 1923 Fleischwaren Rindfl eisch mit Knochen 1 Pfd.1 2 000 000 M Kalbfl eisch 1 Pfd. 2 000 000 M Schweinefl eisch 1 Pfd. 3 800 000 M Geräucherter Speck 1 Pfd. 4 800 000 M Blut-, Leber-u. Sülzwurst 1 Pfd. 4 000 000 M Mettwurst und Knackwurst 1 Pfd. 4 400 000 M Hammelfl eisch 1 Pfd. 2 400 000 M Fischwaren Kabeljau 1 Pfd. 750 000 M Rotzunge 1 Pfd. 950 000 M Goldbarsch 1 Pfd. 850 000 M Seelachs 1 Pfd. 1 100 000 M Salzheringe 1 St. 120 000 M Gemüse/Obst Kartoffeln (aus Halle) 1 Pfd. 70 000 M Weißkraut (1 Kopf wiegt 4 Pfd.) 1 Pfd. 200 000 M Wirsing 1 Pfd. 300 000 M Zwiebeln (aus Bamberg i.Bayern) 1 Pfd. 400 000 M Tomaten 1 Pfd. 700 000 M Möhren 1 Pfd. 200 000 M Molkereiprodukte Landkäse (1 Pfd. = 700.000 M) 1 St. 100 000 M Eier 1 St. 320 000 M Margarine 1 Pfd. 2 000 000 M Molkereibutter 1 Pfd. 4 500 000 M Mehl 1 Pfd. 500 000 M 1 Pfd. = Pfund = 500 Gramm 30003_1_1_2015_008_059_kap01.indd 29 05.02.15 08:22 Nu r z u Pr üf zw ec ke n Ei ge nt um d e C .C . B uc hn er V er la gs | |
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