Volltext anzeigen | |
Bernini und Caravaggio entstand in Rom der Barock. In Paris nutzte der „Sonnenkönig“ Ludwig XIV. (1638 1715) die Kunst zur Demonstration seiner absoluten Macht. Im Jahre 1648 wurde die „Académie Royale de peinture et de sculpture“ (Akademie für Malerei und Skulptur) gegründet; ihre gesamte Kunstproduktion ging an den Hof in Versailles. Der Kunsttheoretiker André Felibien (1619 1695) legte neue Maßstäbe an die Kunst. Er beschrieb eine Hierarchie der Gattungen*: Das Historienbild stand an oberster Stelle, es kam in der Darstellung menschlicher Handlungen der antiken Dichtung am nächsten. Es folgten das Porträt, die Landschaft und das Stillleben*. Dennoch blieb Rom das künstlerische Zentrum. 1666 gründete man dort einen Ableger der französischen Akademie und schickte französische Stipendiaten nach Rom. Zu den vielen Künstlern, die es nach Rom zog, gehörte auch Nicolas Poussin (1594 1665). Von seinen Zeitgenossen als „peintre philosoph“ (gelehrter Maler) bezeichnet, malte Poussin in Auseinandersetzung mit der antiken Kultur vor allem Bilder mythologischen oder religiösen Inhalts: nicht für die Kirche, sondern für Sammler. Seine idealen Landschaften, die oft erst auf den zweiten Blick ihre schrecklichen Tiefen offenlegen, wie zum Beispiel die Gewitterlandschaft mit Pyramus und Thisbe (Abb. 1), unterscheiden sich in ihrem idealisierten Verständnis der Natur deutlich von den Landschaftsbildern der Niederländer: Das Gewitter tobt durch die Natur und spiegelt die Aufruhr Thisbes angesichts des toten Geliebten wider. Anders als in Frankreich und Italien, wurden die Maler in Spanien noch als Handwerker, nicht als Gelehrte betrachtet. Ist es genau diese Rolle, die der Hofmaler des spanischen Königs Philipp IV. Diego Velázquez (1599 1660) beanspruchte, als er sich selbst in das Gruppenporträt um die Infantin Las Meninas malte (Abb. 2)? Eine goldene Zeit Indes wehte im Norden ein frischer Wind: Abseits des Hofes und der Akademie entwickelte sich in den nördlichen Niederlanden ein reicher Bildermarkt mit einer Vielzahl neuer Themen, zu denen auch die Sitten oder Genremalerei* gehörte (s. S. 152). Das Bild wurde zum Geschäft, der Maler zum Händler. Verkauft wurde auf Messen, Märkten und in Galerien. Dem Überseehandel verdankten die Bürger ihren neuen Wohlstand. Im Barock brach die Kunst zu einem neuen Dialog auf: Die Künstler inszenierten, dramatisierten und moralisierten, um die Wünsche der Auftraggeber nach Repräsentation von Macht und Pracht zu erfüllen. 2 Diego Velázquez: Las Meninas, 1656 Öl auf Leinwand, 318 x 276 cm, Museo del Prado, Madrid N u r zu P rü fz w e c k e n E ig e n tu m e s C .C .B u c h n e r V e rl a g s | |
![]() « | ![]() » |
» Zur Flash-Version des Livebooks |