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Die Contarellikapelle Das Gemälde ist Teil einer Bildausstattung, die sich in der Contarellikapelle der französischen Nationalkirche San Luigi dei Francesi in Rom befi ndet (Abb. 2). Es war der erste Großauftrag, den Caravaggio erhielt: von dem Kardinal Francesco Maria del Monte. Drei riesige Gemälde, mit Öl auf Leinwand gemalt: das Altarbild* mit dem Evangelisten Matthäus an der Außenwand, seine Berufung und sein Martyrium* an den Seitenwänden. Der wenig ruhmreichen Berufung des Evangelisten steht sein grausamer Tod gegenüber. Die Gemälde sind so konzipiert, dass der Lichteinfall auf den Bildern den natürlichen Lichtverhältnissen in der Kapelle entspricht. Die akademische Tradition Auf die zeitgenössischen Betrachter wirkte Caravaggios Malerei skandalös. Wie stark sie von dem abwich, was sie von einem Bild erwarteten, zeigt ein Vergleich mit dem Fresko* von Cris toforo Roncalli (1552/53 1626) im Palazzo Caetani in Rom (Abb. 3). Fast mustergültig hat 2 Michelangelo Merisi da Caravaggio: Berufung des heiligen Matthäus und Matthäus und der Engel, 1599 1602 Öl auf Leinwand, 322 x 340 cm u. 296 x 189 cm, Capella Contarelli in San Luigi dei Francesi, Rom Ankunft der Fremden keine Notiz zu nehmen: Der Jüngling ist weiterhin ins Geldzählen vertieft, der Greis rückt seine Brille zurecht, um die Abrechnung besser überwachen zu können. Die Berufung des Matthäus Man könnte meinen, es handle sich bei dem Gemälde um eine alltägliche Szene im Wirtshaus, hätte nicht die Figur am rechten Bildrand einen Heiligenschein. Tatsächlich ist es Christus, der gemeinsam mit Petrus den Zöllner Levi zu seinem Jünger Matthäus beruft. Die im Lukasund im Markusevangelium geschilderte Begebenheit hat der Maler Michelangelo Merisi da Caravaggio (1571 1610) in ungewöhnlicher Weise umgesetzt: Die beiden Heiligen kommen zusammen mit dem Licht in den Raum, es wirft einen diagonalen Schatten über ihre Köpfe hinweg und gibt damit die Leserichtung vor. Parallel zum Lichtstrahl entwickelt sich die Handlung entlang der ausgestreckten Hand Christi. Diese im Streifl icht hervorgehobene Geste vor dunkler Wandfl äche führt den Blick des Betrachters und wird zweimal wiederholt: Bei Petrus, der ein Wort mit der Rückenfi gur wechselt, und in der Figur des bärtigen Alten am Tisch. Hier beginnt das Verwirrspiel: Wem gilt der Zeigegestus? Wer ist Matthäus, den Christus zum Gefolgsmann und späteren Heiligen erwählt? Weist der Bärtige auf sich selbst oder auf den Geld zählenden Jüngling an der Stirnseite des Tisches? Die Bildabsicht lässt sich nicht eindeutig klären. Einige Indizien sprechen für den Jüngling, der am Tischende die Komposition abschließt. Aber: Was ist das für ein Heiliger, der sich nicht durch Vorbildlichkeit für seine neue Rolle qualifi ziert, ja so sehr von seinen Geschäften eingenommen ist, dass er sogar seine Berufung zu verpassen scheint? N u r zu P rü fz w e c k e n E i e tu m d e s C .C .B u c h n e r V e rl a g s | |
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