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1800 18101780 1790 Die „Deutsche Frage“ im 19. Jahrhundert Orientierung Im April 1849 bieten Mitglieder der Frankfurter Nationalversammlung König Friedrich Wilhelm IV. von Preußen die Kaiserkrone des Deutschen Reiches an. Doch der Monarch lehnt brüskiert ab – die Krone könne er nur von anderen Fürsten, jedoch nie von gewählten Vertretern des Volkes annehmen. Der Plan scheitert. Doch wie kam es dazu, dass Abgeordnete aus den Staaten des Deutschen Bundes dem preußischen König die Kaiserwürde anboten? Ausgangspunkt der Nationalstaatsbewegungen in Europa war die Französische Revolution und der Kampf gegen die Vorherrschaft Napoleons. Vom Volk gewählte Bürger sollten die Nation vertreten – und nicht nur die vom Monarchen ausgewählten Mitglieder des Adels, des Klerus und der Bürger. Darüber hinaus sollte Herrschaft nicht mehr wie im Absolutismus über dem Gesetz stehen, sondern an eine Verfassung (Konstitution) gebunden sein. Diese Vorstellungen prägten die nationalen Bewegungen in ganz Europa. Für die Fürsten stellten sie eine Gefahr dar. Sie mussten um ihre Macht bangen und – insofern sie wie Russland oder Österreich über Vielvölkerreiche regierten – den Zerfall ihrer Herrschaftsgebiete befürchten. Der nach dem Sieg über Napoleon von den Fürsten auf dem Wiener Kongress gegründete Deutsche Bund galt nationalen und liberalen Kräften als unbefriedigend. Sie wollten einen freien deutschen Nationalstaat gründen. Dabei beriefen sie sich auf die gemeinsame Sprache, Kultur und Religion – und den gemeinsamen Kampf gegen Frankreich. Für die Regierungen des Deutschen Bundes war das revolutionär. Gemeinsam gingen sie mit Zensur, Versammlungsverboten und Verhaftungen dagegen vor. Höheund vorläufi ger Schlusspunkt der nationalen Bewegungen waren die revolutionären Erhebungen von 1848/49 in fast ganz Europa. Im Deutschen Bund gaben die Fürsten anfangs nach und akzeptierten die Wahl einer Nationalversammlung. Während das Parlament eine gemeinsame Verfassung erarbeitete, griff es auf die Macht der Fürsten zurück, um Ruhe und Ordnung zu sichern. Innenund außenpolitisch veri „Verfassunggebende deutsche Nationalversammlung in der Paulskirche zu Frankfurt a. M.“ Farblithografi e (29 x 40,5 cm) von C. A. Lill, 1848. Die Paulskirche ist mit den Nationalfarben Schwarz-RotGold und dem Reichsadler geschmückt. In der Mitte der Empore befi ndet sich ein Transparent mit der „Germania“ von Philipp Veit (siehe auch Seite 182). Das Bild verdeckt die Orgel der Kirche, die zum Tagungsort gewählt wurde, weil kein Saal der Stadt groß genug war. 1789 In der Französischen Revolution wird der moderne Nationalstaat in Form einer konstitutionellen Monarchie ausgerufen 1799 Nachdem Frankreich sich in eine Republik und schließlich in eine Diktatur wandelte, übernimmt Napoleon die Regierungsgewalt und beendet die Revolution 1806 Mehrere deutsche Staaten stellen sich unter Napoleons Schutzherrschaft; der Rheinbund wird gegründet und das Heilige Römische Reich aufgelöst 1814/15 Nach dem Sieg gegen Napoleon wird Europa auf dem Wiener Kongress neu geordnet; die deutschen Staaten gründen den Deutschen Bund 4677_1_1_2015_128-157_Kap4.indd 130 17.07.15 12:02 Nu r z u Pr üf zw ec k n Ei ge nt um d es C .C .B uc hn er V er la gs | |
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