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Das Römische Reich im zweiten nachchristlichen Jahrhundert 11 M4 Die Kaiserwürde wird versteigert Als Kaiser Pertinax 193 überraschend von meuternden Soldaten seiner eigenen Leibwache, den Prätorianern, getötet wird, greifen der Senator Didius Iulianus und der senatorische Stadtpräfekt Sulpicianus nach der Kaiserwürde. Cassius Dio (siehe M2, Seite 8) beschreibt in seinem Geschichtswerk die Ereignisse: Als sich die Kunde vom Schicksal des Pertinax verbreitete, eilten die einen in ihre Häuser, die anderen in die Quartiere der Soldaten und alle sorgten für ihre eigene Sicherheit. Sulpicianus indessen, den Pertinax zufällig ins Prätorianerlager entsandt hatte, um dort nach dem Rechten zu sehen, blieb am Ort und bemühte sich, zum Kaiser ausgerufen zu werden. Didius Iulianus besaß wohl senatorische Herkunft, jedoch einen gefährlichen Charakter; unter anderem war er von unersättlicher Geldgier, ein hemmungsloser Verschwender und infolgedessen auf Umsturz sinnend. Er hatte kaum vom Tod des Pertinax gehört, als er sich auch schon eiligst zum Lager begab, sich vor die Tore der Umfassungsmauer stellte und den Soldaten Angebote auf die Herrschaft über die Römer machte. Da kam dann ein ganz übler [...] Handel zustande; denn wie auf einem Markt oder einer Versteigerungshalle wurden Rom selbst und sein ganzes Reich angeboten. Die Rolle der Verkäufer spielten jene, die den Kaiser getötet hatten, als Interessenten aber traten Sulpicianus und Iulianus auf und suchten einander zu überbieten. Schrittweise trieben sie ihre Angebote je Mann auf 20 000 Sesterzen1) hinauf. [...] Sulpicianus hätte sich durchgesetzt, [...] wenn Iulianus seine Angebote nicht länger mehr nur um kleine Zuschläge erhöht, sondern auf einmal um fünftausend Sesterzen gesteigert hätte. Laut erdröhnte dabei seine Stimme, und er machte den Betrag auch noch mit den Fingern deutlich. So ließen sich denn die Soldaten von seinem übertriebenen Angebot bestimmen [...] und erklärten ihn zum Kaiser. Und so stürmte denn der [neue Kaiser] gegen Abend auf das Forum und zur Kurie2). Eine sehr große Zahl Prätorianer mit vielen Standarten begleitete ihn wie zu einer größeren Unternehmung. Dabei war es seine Absicht, uns [Senatoren] sowie das Volk zuvor einzuschüchtern und so für sich zu gewinnen. [...] Gleichwohl erschienen wir in der Öffentlichkeit, auch deshalb, weil uns ein Aufenthalt zu Hause nicht sicher erschien – wir mussten ja gerade dadurch fürchten, in Verdacht zu geraten. Nachdem wir also nicht nur unser Bad, sondern auch die Mahlzeit genommen hatten, bahnten wir uns den Weg durch die Soldaten und betraten das Senats gebäude, 5 10 15 20 25 30 35 40 45 Reliefdarstellung von Soldaten der Prätorianergarde, 2. Jahrhundert, heute im Louvre (Paris). 1) zu den römischen Münztypen siehe Seite 26 2) Senatsgebäude Nu zu P rü fzw ec ke n Ei ge nt um d s C .C .B uc hn er V er la gs | |
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