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Das Römische Reich im zweiten nachchristlichen Jahrhundert 13 M6 Römischer Lebensstil bei den Briten Der römische Senator und Schriftsteller Tacitus (ca. 55–116/20) ehrt seinen Schwiegervater Agricola nach dessen Tod mit einer Biografie. Darin beschreibt er das Vorgehen Agricolas als Statthalter in der Provinz Britannien. Sobald aber der Sommer nahte, zog er das Heer zusammen, war allenthalben mit auf dem Marsch, lobte die Manneszucht und hielt die Truppe zusammen; den Platz für das Lager bestimmte er selbst, Gewässer und Wälder erkundete er als erster, den Feinden ließ er unterdessen keine Ruhe, unternahm vielmehr ganz plötzlich verheerende Streifzüge; sobald er jedoch genug Schrecken verbreitet hatte, schonte er sie wieder und zeigte ihnen die Lockungen des Friedens. Durch solche Maßnahmen ließen sich viele Stämme, die bis dahin unabhängig geblieben waren, bewegen, Geiseln zu stellen und von ihrer Erbitterung abzulassen. Er belegte ihr Gebiet mit Stützpunkten und Kastellen, und zwar mit derart planmäßiger Sorgfalt, dass kein anderer neu eroberter Teil Britanniens so ruhig in römischen Besitz überging. Der folgende Winter wurde zur Ausführung sehr heilsamer Pläne verwendet. Denn um die verstreuten und primitiv lebenden Menschen, die infolgedessen zum Kriege leicht geneigt waren, durch Annehmlichkeiten an Ruhe und friedliches Verhalten zu gewöhnen, ermunterte er sie persönlich und unterstützte sie mit staatlichen Mitteln, Tempel, öffentliche Plätze und Häuser in der Stadt zu bauen, lobte die Eifrigen und tadelte die Säumigen; so trat Anerkennung und wetteiferndes Bemühen an die Stelle des Zwanges. Ferner ließ er die Söhne der Vornehmen in den freien Künsten1) bilden [...]. So kam es, dass die Menschen, die eben noch die römische Sprache ablehnten, nun die römische Redekunst zu erlernen begehrten. Von da an fand auch unser Äußeres Beifall, und die Toga wurde häufig getragen; und allmählich gab man sich dem verweichlichenden Einfluss des Lasters hin: Säulenhallen, Bädern und erlesenen Gelagen. Und so etwas hieß bei den Ahnungslosen Lebenskultur, während es doch nur ein Bestandteil der Knechtschaft war. Tacitus, Agricola, 21, nach: Ders., Das Leben des Agricola, herausgegeben und übersetzt von Rudolf Till, Berlin 51988, S. 35 1. Beschreiben Sie, wie sich das Leben in Britannien unter römischer Herrschaft ändert. 2. Erarbeiten Sie Vorund Nachteile, die sich nach Tacitus für die Britannier aus der Übernahme des römischen Lebensstils ergeben. 3. Tacitus steht dem luxuriösen römischen Lebensstil seiner Zeit kritisch gegenüber. Benennen Sie Textstellen, an denen diese Haltung deutlich wird. 4. Nehmen Sie Stellung zu Tacitus’ Einschätzung, die Übernahme des römischen Lebensstils sei „Bestandteil der Knechtschaft“. 1) Grammatik, Rhetorik, Dialektik, Arithmetik, Geometrie, Musik und Astronomie Karikatur aus der englischen Zeitschrift „PUNCH“, 1912. • Erläutern Sie, welche Vorzüge der römischen Kultur hier hervorgehoben werden. Welche Aussage wollte der Zeichner in der Zeit des Imperialismus mit dieser Karikatur wohl vermitteln? 5 10 15 20 25 30 35 40 Nu r z u Pr üf zw ck en Ei ge nt um d es C .C .B uc hn er V er la gs | |
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