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Das Römische Reich im zweiten nachchristlichen Jahrhundert 21 Die Verwaltung des Römischen Reiches stellte aufgrund seiner Größe eine gewaltige Herausforderung dar. Obwohl Rom zentral gelegen war, konnte es Wochen dauern, bis eine Entscheidung aus der Hauptstadt ein Militärlager in einer entfernten Provinz erreichte. Um dennoch geordnete Verhältnisse zu ermöglichen, griffen die Römer für die Verwaltung soweit wie möglich auf die einheimischen Oberschichten zurück. Wenn ein Gebiet in das Römische Reich eingegliedert worden war, behielten die dorti gen gesellschaftlichen Eliten häufig ihre Machtposition. Sie sollten weiter die Ordnung in ihrer Region gewährleisten und mussten lediglich den Führungsanspruch Roms anerkennen sowie die Steuereinnahmen sichern. Am häufigsten stützten sich die Römer auf Oberschichten in Städten, die jeweils das Zentrum des wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Lebens ihrer Umgebung waren. Im Westen des Reiches, wo es nur wenige Städte gab, förderte Rom Städtegründungen. Die zunehmende Verstädterung wird Urbanisierung genannt. In den mehr als 2000 Städten des Reiches existierten höchst unterschiedliche Formen der Selbstverwaltung, aber eine Ausrichtung nach dem römischen Vorbild setzte sich immer stärker durch. In den Städten bildeten die Dekurionen die Führungsschicht. Diese reiche landbesitzende Bevölkerungsgruppe bestimmte das soziale und politische Leben. Sie stellte den Stadtrat und übernahm die städtischen Ämter (➧ M5). Den Dekurionen oblag auch die Pflicht, wohltätige Ausgaben für die Stadt aus ihrem Privatvermögen zu tätigen. Die Ausstattung der Städte mit Bädern und Theatern sowie der Bau von repräsentativen öffentlichen Gebäuden hingen von ihren Schenkungen ab. Die Städte und deren Umland außerhalb Italiens wurden zu Provinzen zusammengefasst, von denen es im 2. Jahrhundert ungefähr dreißig gab. An der Spitze einer Provinz stand ein römischer Statthalter. Er überwachte die Tätigkeit der städtischen Selbstverwaltung, konnte in die Rechtsprechung eingreifen und sorgte für die öffentliche Sicherheit. Die Steuererhebung kontrollierte ein unabhängiger kaiserlicher Prokurator, um die Ausbeutung von Provinzen durch die Statthalter zu un ter binden. Die große Selbstständigkeit der Oberschicht in den Provinzen barg auch die Gefahr von Aufständen. In den 60er-Jahren des 1. Jahrhunderts erschütterten noch die Erhebungen der Bataver1) im Rheindelta und der Britannier den Norden des Reiches. Doch im 2. Jahrhundert war ein organisierter bewaffneter Widerstand gegen Rom selten geworden. Entscheidend für die Befriedung des Reiches war dabei nicht die militärische Macht Roms, sondern dass die Führungsschichten und die Bevölkerung in den Provinzen die römische Herrschaft immer weniger als willkürliche Fremdherrschaft empfanden. Die Lebensverhältnisse verbesserten sich spürbar, denn das Römische Reich garantierte seinen Bewohnern im Inneren einen zuvor nie gekannten Frieden. Dazu kam, dass diese Sicherheit und der Ausbau der Verkehrswege die wirtschaftliche Entwicklung förderten. So steigerte sich der allgemeine Wohlstand in den Provinzen. Der großzügige Umgang mit dem römischen Bürgerrecht schließlich gab der Integration entscheidende Impulse. Wer sich für die Interessen Roms als Soldat oder Amtsträger in den Städten einsetzte, konnte mit dem Bürgerrecht als Anerkennung seiner Leistungen Integration 1) westgermanischer Volksstamm Städte als Grundlage der Reichsverwaltung Nu r z u Pr üf zw ec k n Ei g nt um d es C .C .B uc ne r V er la gs | |
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