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Christentum und Römisches Reich 39 5 10 15 20 25 30 35 40 45 50 55 60 M11 Der Kaiser beruft ein Konzil ein 325 lässt Kaiser Konstantin im kaiserlichen Palast von Nicaea eine Versammlung von zahlreichen Bischöfen (Konzil = Synode) des Römischen Reiches abhalten, um in einem theologischen Streit zwischen Christen zu vermitteln. Eusebius, Bischof von Caesarea, berichtet in seiner Biografie über Kaiser Konstantin als Augenzeuge von diesem Ereignis: Als aber der festgesetzte Tag, an dem die Synode die Zwistigkeiten endlich beheben sollte, erschienen war, da kamen alle, die zur Synode berufen worden waren, in dem Saal mitten im kaiserlichen Palast zusammen, [...] und alle nahmen den ihnen zukommenden Sitz ein. [...] Auf das Zeichen aber, das die Ankunft des Kaisers verkündete, erhoben sich alle, und nun trat er selber mitten in die Versammlung, wie ein Engel Gottes vom Himmel her, leuchtend in seinem glänzenden Gewande wie von Lichtglanz, strahlend in der feurigen Glut des Purpurs und geschmückt mit dem hellen Schimmer von Gold und kostbarem Edelgestein. [...] Als er aber bis zur vorders ten Reihe der Plätze gegangen war und dort, wo ihm ein kleiner Sessel aus Gold hingestellt war, mitten in der Versammlung stand, wollte er sich nicht eher setzen, als bis die Bischöfe ihn durch Winke dazu aufgefordert hatten. Dasselbe tat auch die ganze Begleitung des Kaisers. Darauf erhob sich der Bischof, der auf der rechten Seite den ersten Platz einnahm, und hielt eine ziemlich kurze Rede, in der er sich an den Kaiser wandte und seinetwegen dem allmächtigen Gott feierlichen Dank sagte. [...] [Dann hält der Kaiser folgende Rede:] „[...] Denn für schlimmer als jeder Krieg und jeder furchtbare Kampf gilt mir der innere Zwist der Kirche Gottes, und schmerzlicher scheint mir dies als Kämpfe nach außen. [...] Als ich wider alles Erwarten von eurem Zwiste vernahm, hielt ich, was ich hörte, durchaus nicht für unbedeutend, sondern von dem Wunsche beseelt, dass auch hierin durch meine Vermittlung Abhilfe geschaffen werde, rief ich ohne Verzug euch alle zusammen. [...] Dann aber, glaube ich, sind am allermeisten meine Wünsche erfüllt, wenn ich finde, dass ihr alle eines Herzens seid und dass ein allgemeiner Friede und eine Eintracht unter euch allen herrscht, die ihr als Priester Gottes geziemenderweise auch andern predigen müsst. Zögert also nicht, o geliebte Diener Gottes und getreue Knechte des gemeinsamen Herrn und Erlösers von uns allen, die Veranlassung zu eurem Zwiste jetzt sogleich vorzubringen und die ganze Kette von Streitigkeiten durch Gesetze des Friedens zu lösen.“ [...] Da begannen die einen die anderen anzuklagen, diese aber verteidigten sich und erhoben Gegenbeschuldigungen. Als nun so von beiden Seiten sehr viel vorgebracht wurde und anfänglich ein großer Streit tobte, hörte der Kaiser langmütig allen zu und nahm mit gespannter Aufmerksamkeit das Vorgebrachte entgegen, und indem er sich in einzelnen Punkten für das aussprach, was von einer jeden Partei gesagt wurde, brachte er allmählich die streitsüchtigen Gemüter einander näher. [...] So konnte er die einen überzeugen, andere durch seine Worte beschämen, die, welche trefflich redeten, loben, alle aber zur Eintracht anfeuern, bis er es schließlich erreichte, dass sie über alle strittigen Punkte eines Sinnes und einer Meinung waren. Eusebius, Leben Konstantins, 3, 10–13, nach: Walter Arend (Bearb.), a.a.O., S. 747 f. 1. Beschreiben Sie die Selbstdarstellung Konstantins auf dem Konzil von Nicaea und erläutern Sie, welche Ansprüche des Kaisers darin zum Ausdruck kommen. 2. Erörtern Sie die Motive des Kaisers für sein Verhalten und des Verfassers für seine Darstellung. 3. Erläutern Sie, welches Verhältnis von Staat und Kirche in dem Quellentext zum Ausdruck kommt, und erwägen Sie mögliche Konsequenzen. Nu r z u Pr ü zw ec k n Ei g nt um d s C .C .B uc hn er V er la gs | |
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