Volltext anzeigen | |
Das Römische Reich zwischen Krise und Umgestaltung 59 haupt das Heer aufzusuchen. [...] Von da an festigte sich der Einfluss der Soldaten immer mehr, und Regierung und das Recht, den Kaiser zu wählen, sind bis heute dem Senat entrissen geblieben, wobei nicht zu entscheiden ist, ob aus seinem eigenen Wunsche heraus, aus Trägheit oder aus Furcht oder Abscheu vor inneren Unruhen. Denn hätte man das Edikt des Gallienus beseitigt, so hätte das Kriegswesen wieder in Ordnung gebracht werden können [...]. Auch würde die Herrschaft nicht nach der Entscheidung der einfachen Soldaten irgendeinem, wenn auch würdigen Mann, übertragen werden, wenn ein so einflussreicher und würdiger Stand sich im Lager befände. Aber da die Senatoren sich ihrer Ruhe freuen und nur um ihre Reichtümer bangen, deren Genuss und Vermehrung ihnen höher steht als die Unsterblichkeit, haben sie den Soldaten, d.h. sozusagen den Barbaren, den Weg zur Herrschaft über sich und ihre Nachkommen freigemacht. Aurelius Victor, Über die Kaiser, 33, 3 ff., 33 f. und 37, 5, nach: Walter Arend (Bearb.), Altertum. Geschichte in Quellen, München 31978, S. 700 und 704 1. Erläutern Sie die außenpolitische und militä rische Situation des Römischen Reiches unter Kaiser Gallienus. 2. Stellen Sie dar, wie Aurelius Victor die Rolle der Senatoren im Römischen Reich sieht. 3. Prüfen Sie die Gründe für den Ausschluss der Senatoren vom Heeresdienst. 30 35 40 45 5 10 15 20 25 30 Rückseite eines Medaillons, ca. 242. Auf dem Medaillon ist eine Ansprache des Kaisers an seine Soldaten (lat. adlocutio) dargestellt. • Überlegen Sie, aus welchen Gründen eine solche Szene abgebildet wurde. M3 Hoffnung auf bessere Zeiten Ein anonymer römischer Autor des 4. Jahrhunderts be klagt den Tod des Kaisers Probus (276–282). Als er [Kaiser Probus] nach Durchführung dieser Aufgaben den Perserkrieg vorbereitete und durch Illyrien marschierte, wurde er von seinen Soldaten in hinterhältiger Weise beseitigt. Die Gründe dazu waren folgende: Einmal hatte er nie geduldet, dass die Soldaten ein müßiges Leben führten, insofern er viele Arbeiten von den Soldaten mit eigenen Händen ausführen ließ, wobei er die Worte gebrauchte, die Soldaten dürften ihre Rationen nicht umsonst verzehren. Dazu kam sein Ausspruch, der freilich für die Soldaten hart war, dagegen für den Staat, wenn er je zur Wirklichkeit werden sollte, heilsam: In Kürze würden die Soldaten nicht mehr benötigt werden [...]. Was heißt das anderes als dies: Es wird keine römischen Soldaten mehr geben. Überall herrschen, alles besitzen wird der römische Staat in Sicherheit; der Erdkreis wird keine Waffen mehr herstellen, keine annona1) mehr zu liefern haben, die Ochsen werden nur zu Ackerarbeit gehalten werden, das Pferd wird für friedliche Arbeit da sein, es wird keine Kriege mehr geben, keine Gefangenschaft, überall wird Friede herrschen, überall römische Gesetze, überall unsere Richter regieren. [...] Welches Glück wäre dann aufgeleuchtet, wenn es unter jenem Kaiser keine Soldaten mehr gegeben hätte? Kein Provinzbewohner bräuchte die annona mehr zu liefern, kein Sold würde mehr aus erzwungenen Geschenken bezahlt werden, unerschöpfliche Schätze besäße der römische Staat, nichts würde vom Kaiser ausgegeben werden, nichts vom 1) Steuer und Abgaben für die Versorgung der Armee Nu r z u Pr üf zw ec k n Ei ge nt um d es C .C .B uc hn er Ve rla gs | |
![]() « | ![]() » |
» Zur Flash-Version des Livebooks |