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Das Römische Reich zwischen Krise und Umgestaltung 61 lung unter die Bürger gesammelt hatten oder das für Theater oder religiöse Feste bestimmt war, nahm er für sich in Anspruch, die Weihegeschenke in den Tempeln und Götterbilder und Ehrengaben für Heroen; und aller Schmuck öffentlicher Bauten und alles, was zur Verschönerung der Städte diente, und Metall, aus dem Münzen geprägt werden konnten, alles wanderte in den Schmelztiegel. Dieses Vorgehen erbitterte die Stadtbevölkerung außerordentlich. [...] Auch die Soldaten waren nicht damit einverstanden, denn ihre Verwandten und Freunde machten ihnen bittere Vorwürfe, da Maximinus ja um ihretwillen so verfahre. Herodian, Römische Geschichte, 7, 3, 1 ff., nach: Walter Arend (Bearb.), a.a.O., S. 699 f. 1. Erläutern Sie die Finanzpolitik des Kaisers Maximinus Thrax. 2. Beurteilen Sie Herodians Kritik an der Politik des Kaisers. 3. Entwerfen Sie eine Rede, in der Maximinus Thrax seine finanzpolitischen Maßnahmen verteidigt. 35 40 45 5 10 15 20 25 30 35 Silbermünze (Antoninianus) des Kaisers Aurelian, um 274/275. Aurelian setzte den Silbergehalt dieses Münztyps im gesamten Reich einheitlich auf 1 Teil Silber zu 20 Teilen Kupfer fest. M5 Das Geld verliert seinen Wert Der Historiker Michael Sommer untersucht 2004 die Geldentwertung im 3. Jahrhundert und ihre Folgen für die Wirtschaft des Römischen Reiches: Der wichtigste, nicht zu bezweifelnde Tatbestand ist die praktisch kontinuierliche Münzverschlechterung. Unter Caracalla1) war der Denar, das Hauptzahlungsmittel, in seinem Silberfeingehalt2) so weit verfallen, dass sich der Kaiser zur Emission3) einer neuen Münze im Wert eines Doppeldenars, des Antoninianus, veranlasst sah. [...] Im selben Zug reduzierte er den Feingehalt des Aureus, der Goldmünze, um 10 Prozent. [...] 1) Kaiser Caracalla (211–217) 2) Feingehalt: Edelmetallanteil der Münzen 3) Ausgabe 4) Kaiser Gallienus (253–268) 5) aufbewahrt, gehortet Gewicht und Feingehalt des Antoninianus sanken bis Gallienus4) in mehreren Schüben markant ab. Im ersten Jahr Gordians III. (238) verringerte sich das Gewicht [...] um 13,4 Prozent. Unter Valerian (258) erreichte die Münze das Gewicht eines Denars von 215 und hatte mithin in den gut vierzig Jahren seit ihrer Einführung annähernd 40 Prozent ihres Gewichts verloren. [...] Noch dramatischer liest sich der Verlust an Feingehalt: Von einer Silbermünze mit 40 Prozent Edelmetallanteil (215) wurde der Antoninianus im Laufe der Zeit faktisch zur reinen Kupfermünze mit gerade noch 2 Prozent Silberanteil (260). Immer mehr Münzstätten, deren Einrichtung in allen Reichsteilen besonders Gallienus aus strategischen Gründen forcierte, prägten immer mehr Münzen, die in ihren Standards zunehmend voneinander abwichen. Wohl noch mehr als die Qualitätsverminderung der Münzen ließ deren schiere, stetig anschwellende Zahl ihren Wert und damit die Kaufkraft ins Bodenlose fallen. Die Folgen konnten nicht ausbleiben: Ältere Münzen von entsprechend besserer Qualität wurden thesauriert5) und so dauerhaft dem Geldkreislauf entzogen; die Zirkulation von Geld und Waren erlahmte; das Vertrauen in die Nu r z u Pr üf zw ec k n Ei ge tu m d es C .C .B uc hn er V er la gs | |
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