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Das Römische Reich zwischen Krise und Umgestaltung 63 50 55 60 65 70 5 10 15 20 25 30 35 sie alle wie zu einem Vater oder wie zu einem mächtigen Gotte auf. [...] Da die Last der Kriege, von der ich schon sprach, immer heftiger und drückender wurde, teilten sie gleichsam das Reich: Constantius wurde alles Land jenseits der Alpen, das zu Gallien gehört, anvertraut, Afrika und Italien dem Herculius; Illyrien und die Küsten bis an die Meerengen des Schwarzen Meeres dem Galerius, alles übrige blieb bei Diocletianus. Von dieser Zeit ab wurde einem Teile Italiens die Bürde ungeheurer Steuern auferlegt [...] und eine neue Abgabe gesetzlich eingeführt; wenn diese zu jenen Zeiten noch erträglich war, da sie ein gewisses Maß einhielt, so hat sie sich doch zu meiner Zeit zum wahren Verderben ausgewachsen. [...] Nicht geringerer Eifer wurde verwandt auf die innere Verwaltung – die Gesetzgebung war vom Geiste der Gerechtigkeit beherrscht [...]. Die alten Religionsgebräuche wurden mit der größten Gewissenhaftigkeit eingehalten. [...] Nachdem Diocletianus das 20. Jahr seiner Regierung gefeiert hatte, legte er, noch ziemlich rüstig, die Leitung des Staates nieder, während er Herculius nur mit großer Mühe zu dem gleichen Entschluss hatte bringen können. Aurelius Victor, Über die Kaiser, 39, 1 ff., nach: Walter Arend (Bearb.), a.a.O., S. 703 f. 1. Beschreiben Sie die Maßnahmen, mit denen Diokletian das Kaisertum und die Reichsverwaltung neu ordnete. 2. Erklären Sie diese Reformen vor dem Hintergrund der Reichskrise des 3. Jahrhunderts. 3. Beurteilen Sie Stärken und Schwächen des Herrschaftsmodells der vier Kaiser. 4. In der von Diokletian geschaffenen Viererherrschaft war u.a. vorgesehen, dass die Kaiser zu einem festgelegten Termin zurücktreten sollten. Erörtern Sie die Vorund Nachteile einer solchen planmäßigen Abdankung. M7 Über das Hofzeremoniell Der Historiker Manfred Clauss schreibt über das seit den Kaisern Diokletian und Konstantin im Römischen Reich geltende Hofzeremoniell: Mit den Regelungen Diocletians und Konstantins lösten sich die Kaiser endgültig aus der Gesellschaft [...]. Sie inszenierten ein Hofzeremoniell, das darauf abzielte, die Distanz zwischen Kaiser und Untertan als prinzipiell unüberbrückbar darzustellen. [...] Die Distanz, die den Herrscher von allen trennte, ließ sich auch räumlich und gestisch darstellen: Während er selbst bei den Audienzen1) saß, hatten alle anderen zu stehen. [...] Der Thronraum war nun vollends zur Bühne geworden, alles mit opernhafter Regie aufgebaut. Teppiche und Prunkgewänder, Lorbeer und Blumen zierten die Wände, der Boden wurde mit Efeu, Rosmarin und anderen Blüten bestreut. Vor dem Thron des Kaisers stand ein eherner2), aber vergoldeter, mit Edelsteinen und Purpur verzierter Baum, in dessen Zweigen künstliche Vögel verschiedenster Art saßen, die den Gesang lebender Tiere imitieren konnten. Als Wächter des Throns dienten Löwen, aus Metall oder Holz gefertigt und ebenfalls mit Gold überzogen. Während man sich dem Kaiser näherte und zum ersten Mal auf den Boden warf, begannen Orgeln zu spielen. Dann fingen die künstlichen Vögel in den künstlichen Bäumen an zu zwitschern, und die Löwen schlugen mit den Schweifen auf den Boden, und mit offenem Rachen und beweglicher Zunge hoben sie ein Gebrüll an. Der zweite Kniefall ließ diesen Lärm ebenso plötzlich und unvermutet wieder verstummen, wie er begonnen hatte. Der Kaiser saß währenddessen erhöht, gut sichtbar und schweigend auf seinem Thron. Unmittelbar vor diesem Thron erfolgte die dritte Proskynese3). [...] Der Herrscher war das Zentrum, der ruhende Pol. Er erhob sich nie, saß immer höher als der Empfangene stand und nickte kaum mit dem 1) Empfang durch den Kaiser 2) aus Bronze 3) Proskynese (griech.): Kniefall Nu r z u Pr üf zw ck en Ei g nt um e C .C .B uc hn er V e la gs | |
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