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Das Römische Reich zwischen Krise und Umgestaltung 65 Hartwin Brandt, Geschichte der römischen Kaiserzeit. Von Dio kletian und Konstantin bis zum Ende der konstanti nischen Dynastie (284–363), Berlin 1998, S. 78 ff. (bearbeitet von Friedrich Anders) 1. Stellen Sie die Gründe für den Erlass des Höchstpreisediktes dar. 2. Erläutern Sie, welche Bestimmungen das Edikt für die Preise der Waren und Dienstleistungen trifft. 3. Bewerten Sie die in dem Edikt angedrohten Strafen und deren Begründung. 4. Analysieren Sie die Preisliste. Welche Erkenntnisse lassen sich aus dieser Aufstellung ziehen? 5 10 15 20 25 30 35 40 45 50 * Die für den Preis gültige Menge beträgt bei Getreide sorten ein sog. Lagerscheffel (17,51 l), bei flüssigen Waren ein italischer Sextar (0,546 l). Der Lohn ist für einen Hand werker pro Tag, für einen Lehrer pro Schüler und Monat, für einen Anwalt pro Verhandlungstermin angegeben; beim Sklaven handelt es sich um den Kaufpreis. M9 Kritik an Diokletians Reformen Laktanz (siehe M8, Seite 36) schreibt über das Leben und Sterben derjenigen römischen Kaiser, die seiner Meinung nach die Christen im Römischen Reich am schlimmsten verfolgt haben. Die Christenverfolgungen unter Diokletian erlebte Laktanz selbst mit. Über dessen Regierungszeit berichtet er: Diokletian, der ein Erfinder von Verbrechen und Urheber von Missständen war, konnte, als er alle zugrunde richtete, nicht einmal von Gott die Hand fernhalten. Sowohl aus Habgier als auch aus Furchtsamkeit zerstörte er den ganzen Erdkreis. Er teilte das gesamte Reich in vier Teile und nahm drei Mitherrscher an. Die Armeen wurden vermehrt, weil jeder Einzelne von ihnen sich bemühte, über eine weit größere Zahl an 1) Diokletian verkleinerte die Provinzen und verdoppelte ihre Anzahl von rund 50 auf über 100. 2) Gemeint ist das Höchstpreisedikt von 301 (siehe S. 64 f.). Soldaten zu verfügen, als frühere Kaiser sie besessen hatten, als diese noch alleine über den Staat herrschten. Deshalb begann die Zahl der [Gehalts-]Empfänger die Zahl der [Steuer-]Gebenden zu übersteigen, sodass sich durch die enorme Abgabenlast die Kräfte der Bauern erschöpften, die Felder verlassen wurden und sich bebautes Land in Wald verwandelte. Und um alles mit Schrecken zu erfüllen, wurden auch die Provinzen in Stücke geschnitten1): Viele Statthalter und zahlreiche nachgeordnete Beamte lasteten auf den einzelnen Regionen und beinah schon auf jeder Stadt. [...] Dennoch hätte man das, was zum Unterhalt der Soldaten notwendig ist, noch ertragen können. Aber in unersättlicher Habgier wollte Diokletian, dass seine Schätze niemals verringert würden, sondern unaufhörlich raffte er durch außerordentliche Forderungen Schätze und Gaben zusammen, um das, was er zurückgelegt hatte, unangetastet und unversehrt zu bewahren. Als er durch zahlreiche Ungerechtigkeiten eine ungeheure Preissteigerung hervorgerufen hatte, versuchte er per Gesetz, die Warenpreise festzusetzen.2) Daraufhin wurde wegen unbedeutender und geringer Anlässe viel Blut vergossen. Aus Angst gelangte nichts Verkäufliches mehr auf den Markt, und die Preissteigerung setzte sich in noch weit schlimmerer Weise fort, bis das Gesetz durch die schiere Notwendigkeit nach dem Untergang vieler Leute aufgehoben wurde. [...] Indes wurden das Unglück und der Jammer erst allgemein durch eine Steuerschätzung, die gleichzeitig für alle Provinzen und Gemeinden angeordnet wurde. Überallhin ergossen sich die Steuerschätzer und versetzten alles in Aufregung. Es waren Bilder des Schreckens wie beim Einfall von Feinden und der anschließenden Gefangennahme. Die Felder wurden Stück für Stück vermessen, Weinstöcke und Bäume gezählt, jede Art von Haustieren in Listen verzeichnet, die Zahl der einzelnen Personen notiert. [...] Es gab keine Rücksicht auf das Lebensalter oder den Gesundheitszustand. Kranke und Schwache wurden herbeigezerrt, ein Zimmermann 50 ein Stubenmaler 150 ein Sprachlehrer für Griechisch oder Latein 200 ein Geometrielehrer 200 ein Anwalt 1 000 ein Sklave im Alter von 16 bis 40 Jahren 30 000 Nu r z u Pr üf zw ck Ei g nt um d es C .C .B uc hn er V er la gs | |
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