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Das Ende der Antike: die Verwandlung der Mittelmeerwelt 87 M2 Warnung vor den Westgoten Synesios von Kyrene, griechischer Philosoph und Bischof von Ptolemais, richtet um 400 folgende Rede an den oströmischen Kaiser Arcadius (395–408): Statt dass man die [Goten] Waffen tragen lässt, sollte man aus dem Kreise der Leute, die an ihrer Scholle hängen, Männer anfordern, ihren Boden zu verteidigen, und die Aushebungen soweit ausdehnen, bis wir auch den Philosophen aus seiner Studierstube, den Handwerker aus der Werkstatt holen und den Händler aus seinem Laden und den Drohnenpöbel, der vor lauter Mü5 10 15 20 25 30 35 1) Göttin der Gerechtigkeit und der Ordnung Nachzeichnung eines Medaillons, 4. Jahrhundert, Blei, Durchmesser 8,5 cm. Das 1862 in Lyon gefundene römische Medaillon zeigt die Aufnahme einer Gruppe von Germanen ins Römische Reich. In der oberen Hälfte des Medaillons gewähren zwei sitzende römische Kaiser den Germanen die Bitte um Ansiedlung. In der unteren Hälfte überqueren die Germanen den Grenzfluss Rhein (lat. Flumen Rhenus) auf der Brücke zwischen der Stadt Mainz (lat. Mogontiacum) und der Festung Mainz-Kastel (lat. Castel), um sich auf der römischen Seite der Grenze niederzulassen. Die Umschrift des Medaillons lautet „Glück des Zeitalters“ (lat. saeculi felicitas). • Wie werden Aufnahme und Ansiedlung von Germanen im Römischen Reich in dem Medaillon dargestellt und bewertet? Vergleichen Sie, wie Ammianus Marcellinus die Aufnahme der Westgoten schildert (M1, Seite 86). ßiggang in den Theatern sein Leben zubringt, einmal dazu bringen, ernst zu machen, ehe er vom Lachen zum Weinen gebracht wird. [...] Ist es nicht eine Schande, dass das an Männern so gesegnete Reich Fremden den Kriegsruhm überlässt? [...] Bevor es also dahin kommt, wohin es bereits treibt, müssen wir den Römergeist wiedererwecken und uns daran gewöhnen, unsere Siege wieder mit eigener Hand zu erringen. [...] Demnach verdränge man sie [die Goten] zuerst von den öffentlichen Ämtern und schließe sie aus von den Würden eines Senators, sie, die das als Schande ansehen, was einst den Römern das Heiligste schien und war. Will mir doch scheinen, dass sich jetzt auch die Rat gebende Themis1) selbst und der Gott der Heere das Gesicht verhüllen, wenn der Mann im Pelzrock Leute im römischen Kriegsmantel anführt und wenn einer den Pelz, den er umhatte, auszieht, die Toga anlegt und mit römischen Beamten über die vorliegenden Aufgaben berät und dabei den ersten Platz behauptet [...], wobei Leute, denen er von Rechts wegen zukäme, hinten zu sitzen haben. Doch kaum, dass sie aus dem Senate gekommen sind, sind sie schon wieder in ihren Pelzkleidern und spotten dann, wenn sie unter ihren Leuten sind, über die Toga, in der sich das Schwert so schwer ziehen lasse. Synesios von Kyrene, Über das Königtum, 21 f., nach: Walter Arend (Bearb.), a.a.O., S. 789 1. Fassen Sie Synesios’ Kritik an der Integration der Westgoten ins Römische Reich zusammen. Vor welchen Gefahren warnt er? 2. Arbeiten Sie heraus, welche Alternativen zur Kooperation mit den Westgoten der Autor aufzeigt. 3. Überlegen Sie, mit welchen Argumenten Kaiser Arcadius auf diese Rede hätte antworten können. Nu r z u Pr üf zw ec k n Ei ge nt um d es C .C .B uc hn er V er la gs | |
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