103 5 10 15 20 25 30 Woher kommt unserer Sinn für gerechtes Verhalten? Aus Elternhaus, Schule, Kirche, dem Freundeskreis: Das werden wohl die meisten sa gen. Das Gerechtigkeitsgefühl ist also keine unveränderliche Größe, es wird von der Kultur ge prägt, in der ein Mensch lebt. Nicht zuletzt auch von seiner sozialen Position: Je weiter unten je mand steht, desto mehr Angst hat er vermutlich, zu kurz zu kommen – und legt besonderen Wert auf Gleichheit. Und je privilegierter jemand ist, umso mehr fürchtet er, von anderen betrogen zu werden. Den starken Einfluss der jeweiligen Kultur auf das Gerechtigkeitsempfinden zeigt eine Studie, die Wissenschaftler erarbeitet haben. Sie veranstalteten das Ultimatum-Spiel mit 15 Naturvölkern in Asien, Afrika und Südamerika. Ergebnis: Die Angebote der „Geber“ schwankten sehr viel deutlicher als in westlich geprägten Marktgesellschaften. Die Lamalera zum Bei spiel, Walfän ger in Indonesien, gaben [von 100 Euro Kapital] im Schnitt mehr als die Hälfte ihres Besitzes, nämlich 58 Euro, ab. Die Regenwaldnomaden der Machiguenga in Peru hingegen nur 26 Euro. Der Alltag beider Völker erklärt die Unterschiede: Die Machiguenga arbeiten seit jeher nur innerhalb der Familie zusammen – sie haben wenig Sinn dafür, mit Fremden zu teilen. Die Walfänger dagegen sind es ge wohnt, ihren Fang nach ge nauen Regeln in ihrer Ge meinschaft zu verteilen. nach Ines Possemeyer in: Geo 10/2007, S. 56 A2 a) Weshalb gibt es weltweit unterschiedliche Vorstellungen von Gerechtigkeit? b) Erkläre, warum es die unterschiedli chen An gebote bei den genannten Naturvölkern gibt. Gerechtigkeit Ergebnisse: Obwohl die Bestrafung kostspielig ist und man selbst nichts davon hat, sind die kooperativen Spieler bereit, Kosten auf sich zu nehmen, um Trittbrettfahrer zu strafen. Diese merken, dass sie bestraft werden, wenn sie nichts zum Gemeinschaftskonto beitragen, und ändern deshalb ihr Verhalten. A1 a) Spielt die beiden Spiele mehrfach durch und haltet die Ergebnisse fest. Befragt die Mitspieler zu den Gründen für ihr Verhalten. b) Unterscheiden sich eure Ergebnisse von den genannten Ergebnissen der Forschung? Wie? Glossar: Privileg, soziale Position Das Trittbrettfahrspiel 6645_1_4_2014_kap 3_layout 4 21.10.16 11:07 Seite 103 Nu r z u Pr üf zw ck en Ei ge nt um d es C .C .B uc hn e V er la gs