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207 Sterben in der Einsamkeit Als die Notärztin das Zimmer be trat, hatte sie keine Ahnung, was sie er warten würde. Mitten in der Nacht war das, und im Zimmer war es sehr kalt. Die Notrufzentrale hatte sie in dieses Altenheim geschickt, da gebe es wohl ein Problem, es klang dringend. Um was für ein Problem es sich handele, hatte der Anrufer nicht mitteilen können, denn er sprach kaum deutsch. Jetzt stand er neben ihr, ein kleiner Mann, vielleicht Viet namese oder Koreaner, die einzige Nachtwache eines deutschen Altenheims mit mehreren Pflegestationen, die sich über zwei Etagen eines Gebäudes erstrecken. Die Patientin, um die es ging, war kaum wärmer als der Raum, gestorben irgendwann, je denfalls schon vor Stunden, an irgendwas. Niemand war da, der über ihre Leiden hätte Auskunft geben können, und nun kam es darauf auch nicht mehr an. Die Notärztin füllte den Totenschein aus, damit das Bett am nächsten Tag neu belegt werden konnte. Frank Drieschner in: Die Zeit, 08.07.2004 5 10 15 20 25 Nicht allein: Sterben im Hospiz Die Hospizbewegung ist Ende der 1960er-Jahre in England entstanden. Sie will die Menschen beim Sterben begleiten, sie nicht alleine lassen. Deshalb bietet sie ein umfassendes Hilfsund Be treu ungs angebot für sterbende Menschen und ihre Angehörigen. Ein Hospiz (lat. hospitium) be zeichnete im Mittelalter ursprünglich eine kirchliche oder klösterliche Herberge für Pilger (oft auch Be dürf tige und Kranke). Hier erhielten die Pilgerreisenden Unterkunft, Pflege, Fürsorge und Gemeinschaft auf ihrem Weg. Seit 1983 gibt es auch Hospize in Deutschland. Das Leitbild der Na ti o nal Hospice Organisation (USA) lautet wie folgt: 5 10 Altern, Sterben und Tod A5 a) Suche oder entwirf ein Bild, das du für die Startseite des Internetauftritts eines Hospizes auswählen würdest. Begründe deine Auswahl. b) „Es geht nicht darum, dem Leben mehr Tage zu geben, sondern den Tagen mehr Leben.“ Wie verstehst du dieses Zitat von Cicely Saunders, der Gründerin des ersten Hospizes in England? Glossar: Hospiz A4 Die in dieser Nacht verstorbene Frau hat sich in jüngeren Jahren Gedanken über ihr Sterben ge macht und ihre Vorstellungen aufgeschrieben. Ihre Verfügung wurde leider erst nach ihrem Tod entdeckt und nun ist es anders ge kommen. Schreibe diese Verfügung: Wie wollte diese Frau sterben? bejahen das Leben. machen es sich zur Aufgabe, Menschen in der letzten Phase einer unheilbaren Krankheit zu unterstützen und zu pflegen, damit sie in dieser Zeit so bewusst und zufrieden wie möglich leben können. wollen den Tod weder beschleunigen noch hinauszögern. leben aus der Hoffnung und Überzeugung, dass sich Pa tienten und ihre Familien so weit geistig und spirituell auf den Tod vorbereiten können, dass sie bereit sind, ihn anzunehmen und wollen dafür eine angemessene Pflege gewährleisten. bemühen sich, eine Gemeinschaft von Menschen zu bilden, die sich der Bedürfnisse der Patienten und ihrer Familien verständnisvoll annimmt. nach Christoph Student HOSPIZE ...... ... ... ... ... 6645_1_4_2014_kap 6_layout 4 21.10.16 11:59 Seite 207 Nu r z u Pr üf zw ec ke Ei g nt um d es C .C .B uc hn er V er la gs | |
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