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Wie funktioniert die Goldene Regel? Herr Ibarra gibt eine Erklärung: „Jedes Mal wenn du in einer bestimmten Situation Zweifel hast, ob du ge rade gut oder schlecht handelst, musst du dich fragen, was die anderen in deiner Lage tun sollten, was du von ihnen er warten würdest, so als ob es eine allgemeine Regel für diese besondere Situation geben würde.“ [...] „Um zu klären, ob du gut oder schlecht handelst, musst du dich fragen, wie du selbst behandelt werden möchtest; dann wirst du zugeben, dass du nicht be stohlen werden willst, dass die Versprechen gehalten werden sollen, die man dir gibt, dass dir geholfen wer den soll, wenn du Hilfe brauchst, und so weiter. Und wenn du all das für dich selbst beanspruchst und du dir zu gleich klarmachen kannst, dass es allen anderen genauso geht, dann heißt das, dass du auch willst, dass so zu handeln eine allgemeine Regel sei.“ Ernst Tugendhat, S. 89-90 A2 Wie ist die Goldene Regel zu verstehen? Erkläre ihre Verwendungsweise an einem Beispiel. 5 10 15 67 5 10 5 10 15 20 25 30 Der Vater und sein Töchterchen Ein kleines Mädchen bekam zum siebenten Ge burtstag sehr viele Bilderbücher, und ihr Vater vertrat die Ansicht, seine Tochter könne ruhig zwei oder drei von den neuen Büchern an einen Nachbarsjungen namens Robert verschenken, den der Zufall gerade an diesem Tag ins Haus geführt hatte. Ein kleines Mädchen zu überreden, dass es Bü cher oder sonst etwas hergibt, ist sehr schwierig. Aber der Vater setzte seinen Kopf durch, und Robert ging mit zwei Bilderbüchern fort. „Dir bleiben ja immer noch neun“, sagte der Vater, der sich für einen großen Philosophen und Kinderpsychologen hielt. Einige Wochen später ging der Vater in seine Bibliothek, um im Lexikon das Wort Vater nachzuschlagen. Aber er suchte vergebens nach dem Band V-Z, und dann entdeckte er, dass auch die Bände A-B, F-G und L-M fehlten. Er stellte mit allen Mitgliedern seines Haushalts ein strenges Verhör an und fand bald heraus, was es mit den fehlenden vier Bänden auf sich hatte. „Heute morgen hat ein Mann an der Haustür geklingelt“, berichtete sein Töchterchen. „Er wusste nicht, wie man von hier nach Torrington und von Torrington nach Winsted kommt, und weil er so nett war, viel netter als Robert, habe ich ihm vier von deinen Büchern geschenkt. Das Lexikon besteht ja aus dreizehn Bänden, also bleiben dir immer noch neun.“ James Thurber, S. 161-162 A4 a) Der Vater regt sich furchtbar auf. Schreibe den Dialog weiter. b) Verfasse einen Comic oder eine Geschichte, die Probleme der Anwendung der „Goldenen Regel“ zeigt. Regeln und Normen Wann gilt die Goldene Regel? Sebastian: Wenn ich gute Freunde habe, werde ich mich zu ihnen wie ein guter Mensch verhalten. Aber weshalb sollten mich alle anderen Menschen interessieren? Im Umgang mit meinen Freunden benehme ich mich moralisch, aber gegenüber den übrigen Men schen macht es mir nichts aus, mich auch unmoralisch zu verhalten. Camilla: Ich glaube, wir müssen alle Menschen achten und dürfen keine solchen Unterschiede machen. Es stimmt, dass wir für unsere Freunde etwas Besonderes empfinden, aber das heißt nicht, dass wir nicht diejenigen, die wir nicht lieben oder die uns unsympathisch sind, nicht achten dürften. nach Ernst Tugendhat, S. 31 A3 Beurteile die Aussagen von Sebastian und Ca mil la. Schreibe eine eigene Stellungnahme. Moral: Was du nicht willst, dass man dir tu, das füg auch keinem andern zu. 6645_1_4_2014_kap 2_layout 4 21.10.16 10:41 Seite 67 Nu r z u Pr üf zw ke n Ei ge tu m d es C .C .B uc hn er V rla gs | |
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