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83 es fast schon zu spät. Wenn meine Alten das gewusst hätten, dann hätte man das vielleicht noch abbiegen können. Vielleicht hätte ich damals noch eine Chance gehabt. Damals. Mit meinem Therapeuten habe ich erarbeitet, dass das eigentlich noch früher losging. Noch bevor ich überhaupt Drogen genommen hatte. Ich hatte angefangen, mich über Drogen zu informieren. Über Bücher und Zeitschriften. Ich hab dann mit meinen Alten diskutiert. Über Hanf. Und dass das eigentlich ein wichtiges Zeug ist und so. Und da gab’s dann schon die ersten Streitereien. Wieso ich mich für so was interessiere. Und ich hab sie Spießer geschimpft. Und so ging das hin und her. 2. Petra, 28, seit ihrem 13. Lebensjahr drogenabhän gig Als ich zum ersten Mal jemand sah, der auf Droge war dachte ich, Mann, dem geht’s gut. Den in te ressierte nichts. Der wirkte wie in Watte gehüllt. Da dachte ich: das ist es. Das macht Dich an. Das macht ein gutes Gefühl. Und dann wars passiert. Und schon war’s vorbei. Das ging rasend schnell. Und dann war’s wie ein Dominoeffekt. Erst schmiss ich die Schule, dann schmiss ich den Job. Dann den nächsten und dann den nächsten. Und immer waren „die anderen schuld“. Ich hatte gar nicht gerafft, dass ich der Versager war. Willst Du was über Drogen wissen? Dann stell Dir ein fach vor, Du brauchst niemanden mehr. Stell Dir einfach vor, alle um dich rum sind dir egal. Du bist nur noch du selbst. Das Außenherum interessiert dich nicht. Dein Freund ist egal, ... ich bin dir egal, ... Dein Vater ist egal, Deine Schwester ist egal, wer als nächstes die Weltmeisterschaft gewinnt, ... egal. Dass Welt meisterschaft überhaupt ist, ... egal. Politik? ... egal. Was Du als nächstes essen wirst? ... egal. Dein Zimmer sieht aus wie eine Müllhalde. ... egal. Das ist alles völlig egal. Völlig egal, verstehst Du? ... Du selbst? ... ... egal. Wenn dich das interessiert, ... dann probiers mal. 35 40 45 50 55 60 65 70 75 80 85 Bedürfnisse und Glück Glossar: Drogen, Sucht In München, Frankfurt, Hamburg, Berlin, Kaufbeuren, Augsburg, ... Drogen gibt es überall. Drogen findest Du in jedem Kaff. Nachdem ich seit meinem 13. Lebensjahr mit 28 Jah ren zum ersten Mal clean war, habe ich etwas entdeckt. Das musst Du Dir mal vorstellen. Das ist völlig neu. Alles neu. So als würdest Du alles von vorne oder von neuem lernen. Ich habe, seit ich clean bin, eine Erfahrung gemacht, die ich nicht missen möchte. Ich weiß jetzt z. B. dass Menschen verschiedene Augenfarben haben. Ich weiß auch jetzt, dass Blätter im Herbst ihre Farbe verändern. Alexander Holst, S. 74 (1.), S. 16 (2.) A2 a) Beschäftigt euch in Gruppen mit jeweils einer Per son und arbeitet heraus, 1. wie die Abhängigen sich und ihre Mit men schen/Um welt wahrnehmen und erleben. 2. welche Gefühle sie dabei beschreiben. 3. welche Gründe/Erklärungen/Entschuldigungen sie für ihre Drogenkarrieren an füh ren. 4. woran die Mitmenschen den Abstieg in die Drogen hätten erkennen können. b) Stellt euch die Ergebnisse gegenseitig vor und ver gleicht sie. c) Erläutert aufgrund eurer Ergebnisse noch einmal genauer die Aussage des Plakates. ➜ Beachtet auch ! d) Entwickelt einen typischen Drogenverlauf und versucht diesen in Form einer Treppe ab wärts an der Tafel oder einem Plakat zu veranschaulichen. e) Beschreibe in fiktiven E-Mails an einen Freund/eine Freundin oder in einem fiktiven Tagebuch, wie du als Betroffener die allmäh liche Drogenkarriere deines Bruders erlebst. Was beobachtest du, wie fühlst du dich, wie versuchst du ihm zu helfen? 6645_1_4_2014_kap 3_layout 4 21.10.16 11:05 Seite 83 Nu r z u Pr üf zw ec ke n Ei g tu m d es C .C .B uc hn e V rla gs | |
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