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1 Otto von Bismarck. Gemälde von Jacob Becker, 1855. Der 1815 in Schönhausen (Elbe) geborene Otto von Bismarck machte 1832 in Berlin Abitur. Er studierte bis 1835 in Göttingen Jura. Ab 1838 verwaltete er die pom mer schen Familien güter. Seine politische Laufbahn begann Bismarck 1847 als Mitglied des preußischen Landtages. In der Revolution von 1848/49 stand er auf der Seite des preußischen Königs. Von 1851 bis 1859 war er Preußens Gesandter beim Bundestag in Frankfurt am Main. Als Botschafter in St. Petersburg und Paris sammelte er außenpolitische Erfahrungen. Von 1862 bis 1871 war er preußischer Ministerpräsident und Außenminister, ab 1871 auch Kanzler des Deutschen Reiches; er behielt die Ämter bis 1890. Acht Jahre später starb Bismarck mit 84 Jahren in Friedrichsruh bei Hamburg. 109Wirtschaft, Gesellschaft und Politik 1850 bis 1914 Die Gründung des Deutschen Kaiserreiches Ein neuer Bundesstaat entsteht Nach der gescheiterten Revolution von 1848/49 versammelten sich die Anhänger der national liberalen Bewegung ab 1861 in der Deutschen Fortschrittspartei. Bereits im Gründungsjahr gewann sie die Wahlen zum preußischen Abgeordnetenhaus. Eine Zusammenarbeit mit der Regierung scheiterte an ihrer Forderung, die Wehrpflicht auf zwei Jahre zu verkürzen. Der 1861 gekrönte König Wilhelm I. wies die Forderung zurück, da er allein den Oberbefehl über das Heer habe. Aus der Diskussion um die Vergrößerung der Truppen und der Genehmigung der dazu nötigen Haushaltsmittel wurde ein Machtkampf. Wilhelm I. dachte bereits an Rücktritt, da wurde ihm Otto von Bismarck als neuer Chef der Regierung vorgeschlagen. Bismarck versicherte dem König, er werde die Heeresreform auch ohne Zustimmung der Volksvertretung durchsetzen. Bismarck hielt seine Zusage. Seiner Meinung nach gehörte die Zukunft nicht dem liberalen, sondern dem starken Staat. Nicht durch Reden und Mehrheitsbeschlüsse würden „die großen Fragen der Zeit“ entschieden, sondern durch „Eisen und Blut“ – so Bismarck 1862. Bismarck wird aktiv Nach Bismarcks Meinung war im Deutschen Bund kein Platz für zwei Großmächte. Um Preußen die Führung zu sichern, sollte Österreich zurückgedrängt werden. Als Diplomat wusste Bismarck, dass er dabei die übrigen Großmächte berücksichtigen musste. Er suchte eine Verbindung mit Russland. Eine Möglichkeit bot sich 1863. Als sich die Polen gegen die russische Unterdrückung erhoben, vereinbarten Preußen und Russland, ihre Truppen dürften die gegenseitigen Grenzen überschreiten, um aufständische Polen zu verfolgen. Der Deutsch-Dänische Krieg Die guten Beziehungen zu Russland bewährten sich 1863/64, als die dänische Regierung eine gemeinsame Verfassung für das Königreich und das Herzogtum Schleswig erließ und dem Herzogtum Holstein eine eigene Verfassung in Aussicht stellte. Während daraufhin nationale Kräfte im Deutschen Bund eine Trennung Schleswigs und Holsteins von Dänemark forderten, verlangte Bismarck nur die Wiederherstellung der 1850/51 getroffenen Absprachen. Als der dänische König ablehnte, begann Bismarck mit Österreich und der Zustimmung der Großmächte den Krieg. Dänemark wurde besiegt und musste 1864 auf alle Rechte an Schleswig und Holstein zugunsten Preußens und Österreichs verzichten. Bismarck hatte Preußens Macht vergrößert und zugleich die nationalen Kräfte im Deutschen Bund zufriedengestellt. Der Deutsch-Deutsche Krieg Bismarck suchte nun einen Anlass für eine Auseinandersetzung mit Österreich, um die preußische Vormacht in Norddeutschland abzurunden. Als Österreich am 1. Juni 1866 die schleswig-holsteinischen Probleme vor den Bundestag brachte, sah Bismarck dies als Bruch der bestehenden Verträge an und ließ Holstein besetzen. Österreich protestierte und beantragte die Mobilisierung des deutschen Bundesheeres gegen Preußen. Bayern, Württemberg, Hannover und Sachsen stimmten zu. Preußen trat aus dem Deutschen Bund aus und forderte Sachsen, Hannover und Kurhessen auf, ihm zu folgen. Als sie ablehnten, zogen preußische Soldaten in diese drei Staaten ein. 5Filmtipp: „Bismarck und das Deutsche Reich.“ ZDF-Reihe „Die Deutschen“ von 2008, Folge 9 4453_109_129 06.06.14 11:28 Seite 109 Nu r z u P üf zw ec ke n Ei ge n um d es C .C . B uc hn er V rla gs | |
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