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23 Flächentarifvertrag Firmentarifvertrag Ohne Tarifvertrag West Ost West Ost West Ost Anteil der Betriebe in % 35 21 3 4 62 (26) 75 (29) Anteil der Beschäftigten in % 55 40 8 12 37 48 Quelle: Hans-Böckler-Stiftung, Werte in Klammern: davon Orientierung am Tarif 1.3 Grundlegende Positionen der Tarifpartner Kompetent in Wirtschaft & Recht erweitern – vertiefen – anwenden 5 10 15 20 25 30 35 40 45 50 55 „Autos kaufen keine Autos“, hat Henry Ford einmal gesagt. Der Gründer des gleichnamigen Autokonzerns und erfolgreiche Unternehmer wird mit diesem Satz hauptsächlich von den Gewerkschaften zitiert. Denn damit lässt sich die sogenannte Kaufkrafttheorie der Löhne auf eine einfache, scheinbar für jedermann einleuchtende Formel bringen. (...) Was nun allerdings die Kaufkrafttheorie der Löhne betriff t, so ist von diesem Rezept auch grundsätzlich nicht viel zu halten. Eigentlich handelt es sich dabei nicht einmal um eine wirkliche Theorie, denn kein bedeutender Ökonom hat sie jemals vertreten. In der Fachliteratur sucht man denn auch vergebens nach einem entsprechenden Modell oder gar nach einer überzeugenden Beweisführung. Nicht einmal Karl Marx hat behauptet, mit Lohnerhöhungen ließe sich in einem kapitalistischen Wirtschaftssystem Arbeitslosigkeit vermeiden. Man kann sich leicht klarmachen, warum die Kaufkrafttheorie der Löhne niemals funktionieren wird. Nehmen wir einen Einzelhändler, der dieser Theorie vertraut. Wenn er an seine Angestellten 100-Euro-Scheine verteilt, wird er dann aufgrund entsprechend höheren Umsatzes mehr Leute einstellen können? Wohl kaum. Das wäre nicht einmal dann der Fall, wenn seine Angestellten das ganze Geld sofort wieder in seinem eigenen Laden ausgeben würden. Dann hätte er am Ende zwar wieder genauso viel Geld in der Kasse wie am Anfang. Die von den Angestellten zusätzlich gekauften Waren würden aber fehlen – er hätte sie praktisch verschenkt. Man kann sich leicht ausrechnen, wie schnell ein solcher Kaufmann pleite wäre. Das Ganze funktioniert auch dann nicht, wenn alle Unternehmer gleichzeitig so handeln würden. Dann mag zwar der eine oder andere davon profi tieren, dass seine Waren bevorzugt gekauft werden. Aber in der Summe bleibt das Ergebnis negativ – Umsatz ist eben noch kein Gewinn. Es kommt hinzu, dass ein Teil jeder Lohnerhöhung gar nicht für Konsum güter verausgabt, sondern gespart wird. Und vollends absurd wird die Kaufkrafttheorie im Zeitalter der Globalisierung. In Deutschland wird nämlich knapp jeder dritte Euro für Importgüter ausgegeben. Die höheren Löhne steigern also insoweit erst einmal die Nachfrage in Frankreich, China oder Taiwan, aber nicht bei uns. Es sollte klar sein, dass unter diesen Umständen die Rechnung der Kaufkrafttheorie niemals aufgehen kann. Ein Blick auf die empirischen Fakten zeigt denn auch, dass an der Theorie nichts dran ist. So belegt die Arbeitsmarktentwicklung der 21 wichtigsten Industriestaaten in den vergangenen 20 Jahren eindeutig, dass die Länder mit den höchsten Beschäftigungssteigerungen eher niedrige und nicht etwa überdurchschnittlich hohe Lohnsteigerungsraten hatten. Ulrich van Suntum, Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 2.9.2007, S. 56 M1 Tarifbindung in Deutschland im Jahr 2008 M2 Warum die Kaufkrafttheorie nicht funktioniert Nu r z u P rü fzw ec en Ei g nt um d e C .C .B uc hn er V rla gs | |
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