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Die Quantitätsgleichung: Grundkonzeption der Geldmengensteuerung Die Grundkonzeption der Geldmengensteuerung ergibt sich aus der Quantitätsgleichung, auch Fishersche Verkehrsgleichung genannt. Sie ist der Kerninhalt der Quantitätstheorie und drückt das Verhältnis von Geldmenge und Gütermenge aus: G × U = P × H G: Geldmenge U: Umlaufgeschwindigkeit des Geldes P: Preisniveau H: Handelsvolumen Die Quantitätsgleichung drückt eine Beziehung zwischen der Entwicklung der Geldmenge und der Veränderung des Preisniveaus aus: Bleibt die Umlaufgeschwindigkeit des Geldes – wie in vielen Fällen – konstant, dann ist das nominale Volkseinkommen, als Produkt aus Preisniveau und Handelsvolumen, funktional abhängig von der Geldmenge: P = G:H. Das Preisniveau bleibt also dann unverändert, wenn die Geldmenge nicht schneller zunimmt als das reale Handelsvolumen. Zur Infl ation kommt es, wenn die Geldmenge schneller zunimmt als das Handelsvolumen. Um also einen allgemeinen Preisauftrieb zu vermeiden, soll die Geldmenge möglichst schwankungsfrei und an den realen Produktionsmöglichkeiten orientiert ausgeweitet werden. Dieser Zusammenhang ist die theoretische Basis des geldpolitischen Konzepts des Monetarismus und Grundlage für die Geldmengensteuerung durch die EZB. Die geldpolitische Strategie der EZB Über die Zielsetzung der Geldpolitik wird unter Wissenschaftlern und Politikern kontrovers diskutiert. Umstritten ist vor allem, ob die EZB ausschließlich dem Ziel der Geldwertstabilität verpfl ichtet sein soll oder ob sie auch das Erreichen weiterer wirtschaftspolitischer Ziele, insbesondere einen hohen Beschäftigungsstand, aktiv unterstützen soll. Die Diskussion wird immer dann besonderes heftig geführt, wenn stabile Preise einhergehen mit drückender Unterbeschäftigung. Das zentrale geldpolitische Ziel der EZB ist allerdings klar vorgegeben und wird von ihr im Hinblick auf den durch eine Geldentwertung verursachten volkswirtschaftlichen Schaden konsequent verfolgt. Nach Art. 127 AEUV ist sie verpfl ichtet, ihr Handeln vorrangig am Erreichen der Geldwertstabilität auszurichten. Maßgröße dabei ist der Harmonisierte Verbraucherpreisindex, der einen Anstieg der Verbraucherpreise für alle beteiligten Eurostaaten in prinzipiell gleicher Weise erfasst und der jährlich um weniger als 2 Prozent ansteigen soll. Die Quantifi zierung ist allerdings nicht ausdrücklich als direktes „Infl ationsziel“ zu verstehen, das bei Abweichungen automatisch zu geldpolitischen Reaktionen der EZB führen muss, auch deshalb, weil die Politik der EZB nur mit gewissen Zeitverzögerungen und auch nur indirekt über Zwischenzielgrößen greift. Und die Zwischenzielgröße, die in sehr engem Zusammenhang mit der Infl ationsrate steht und auch relativ genau Umlaufgeschwindigkeit Mit der Umlaufgeschwindigkeit ist die Häufi gkeit ge meint, mit der das Geld in einer Periode umgeschlagen wird. Wird ein 100-EuroSchein einmal pro Wirtschaftsperiode eingesetzt, hat er eine Kaufkraft von 100 €, wechselt er fünfmal, ist seine Kaufkraft 500 €. Eine Veränderung der Umlaufgeschwindigkeit wirkt wie eine Geldmengenänderung. Unter dem Handelsvolumen sind sämtliche in einer Wirtschaftsperiode getätigten Güter-, Dienstleistungsund sons tigen Umsätze zu verstehen. Warum gerade 2 %? Noyer: Wir haben uns ganz bewusst für die 2 % entschieden, weil bis zu diesem Wert der Infl ationsrate die Bevölkerung den Eindruck stabiler Preise hat. Dementsprechend richten – ökonomisch gesehen – die Wirtschaftssubjekte ihre Handlungen an der Preisstabilität aus. Steigen die Preise um deutlich mehr als 2 %, wähnen sich die Menschen in einem infl ationären Umfeld. Das fi ndet dann seinen Niederschlag in höheren Lohnabschlüssen oder im Investitionsverhalten. Aller Erfahrung nach beginnt die Bevölkerung mit Teuerungsraten von mehr als 2 %, Infl ation in ihre Verhaltensweisen einzuplanen. Interview mit dem ehemaligen Vizepräsidenten der EZB Christian Noyer, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 2.1.1999 632.4 Strategie und Grenzen der Geldpolitik Nu r z ur P rü fzw ec ke n Ei g nt um d es C .C .B uc hn er V rla gs | |
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