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5 10 15 20 „Was die Europäische Zentralbank im Moment tut, ist komplett nutzlos“, sagt Patrik Artus. Um die Rezession zu bekämpfen, hat die EZB den Leitzins für Euroland seit vergangenem Herbst mehrere Male gesenkt. Weitere Senkungen werden nichts bringen, fi ndet Artus, Chefvolkswirt der französischen Investmentbank Natixis. Deshalb schlägt er ein ungewöhnliches Mittel vor: Die EZB soll künftig den Unternehmen direkt Kredite geben, wie es die US-Notenbank Fed seit vergangenem Oktober bereits tut (…). Artus ist nicht der einzige Ökonom, der die EZB auff ordert, das Kreditgeschäft der Banken zum Teil zu übernehmen. Auch José Alzola, früher EuropaChef der Citigroup plädiert dafür. „Der Banken sektor funktioniert nicht“. Soll heißen: Eigentlich stünde der Wirtschaft durch die bisherigen Zinssenkungen im Euroraum genügend Geld zur Verfügung, um nötige Investitionen zu fi nanzieren – wenn die Banken es nur an die Unternehmen weitergäben. Doch aus Angst vor der unsicheren Zukunft horten die Finanzhäuser die Mittel lieber oder deponieren sie wieder bei der Zentralbank. So bleiben die Institute liquide. Den Firmen aber fehlt Fremdkapital, und die Zinspolitik der EZB verpuff t (…). Viele Euro-Experten fürchten deshalb, dass bloße Zinssenkungen bald nicht mehr ausreichen werden, um die Konjunktur zu stabilisieren (…). Die Ökonomen fürchten, Euroland könnte in eine Liquiditätsfalle geraten, so wie Japan vor einigen Jahren. Dort lag der Leitzins der Zentralbank bei Null. Dennoch vergaben die Geschäftsbanken keine Kredite an die Unternehmen. Statt zu investieren oder zu konsumieren, sparten die Japaner. In einer solchen Situation kann konventionelle Geldpolitik nichts mehr ausrichten. Artus fi ndet, dass Euroland dem japanischen Beispiel jetzt schon gefährlich nahe kommt. „Die Frage ist im Moment nicht, wie hoch der Leitzins sein sollte. Ob 1,5 Prozent oder 1,0 Prozent, macht keinen großen Unterschied“, sagt er. Andere Ökonomen halten eine Politik der kleinen Schritte jedoch für besser. Deutsche-Bank-Fachmann Mayer beispielsweise plädiert dafür, doch weiter die Zinsen zu senken und abzuwarten, was passiert. „Funktioniert das nicht, kann man immer noch über zusätzliche Maßnahmen nachdenken“, etwa den direkten Kauf von Unternehmensanleihen oder Staatspapieren. Kompetent in Wirtschaft & Recht erweitern – vertiefen – anwenden M1 Entwicklung der Einlagefazilität M2 Furcht vor der Liquiditätsfalle Notenbank zwar durch großzügiges Geldangebot und niedrige Zinsen von der Kreditseite her günstige Rahmenbedingungen für vermehrte Investitionen schaffen, sie kann aber kein Unternehmen zwingen, seine möglicherweise aus übertrieben pessimistischer Einschätzung der zukünftigen Wirtschaftsentwicklung resultierende Zurückhaltung aufzugeben. Um ein bekanntes Bild zu gebrauchen: Man kann die Pferde zur Tränke führen, saufen müssen sie aber alleine.“ Andersen 1985, S. 394 f. 05.09.2008 12.09.2008 19.09.2008 26.09.2008 10.10.2008 Einlagefazilität (in Mio. €) 81 55 1801 28.059 154.665 Monatsberichte der EZB, Oktober und November 2008 25 30 35 40 45 652.4 Strategie und Grenzen der Geldpolitik Nu r z ur P rü fzw ec ke n Ei g nt um d es C .C .B ch ne r V er la gs | |
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