Volltext anzeigen | |
13. Der Darstellung der höfischen Welt, in der sich der Adel der Intrige („Kabale“) und des Machtmissbrauchs bedient und auch vor Erpressung und Mord nicht zurückschreckt, steht die Darstellung der bürgerlichen Welt gegenüber. Untersuchen Sie den folgenden Ausschnitt aus der ersten Szene des Dramas in Hinblick auf die bürgerliche Moral, die darin zum Ausdruck kommt. 14. Arbeiten Sie die Problemkonstellation heraus, die gleich in dieser ersten Szene umrissen wird und damit als Exposition dient. (I.1.) Zimmer beim Musikus. MILLER steht eben vom Sessel auf und stellt sein Violoncell auf die Seite. An einem Tisch sitzt FRAU MILLERIN noch im Nachtgewand und trinkt ihren Kaffee. MILLER (schnell aufund abgehend): Einmal für allemal! Der Handel wird ernsthaft. Meine Tochter kommt mit dem Baron ins Geschrei. Mein Haus wird verrufen. Der Präsident1 bekommt Wind, und kurz und gut, ich biete dem Junker aus2. FRAU: Du hast ihn nicht in dein Haus geschwatzt – hast ihm deine Tochter nicht nachgeworfen. MILLER: Hab’ ihn nicht in mein Haus geschwatzt – hab’ ihm ‘s Mädel nicht nachgeworfen; wer nimmt Notiz davon? – Ich war Herr im Haus. Ich hätt’ meine Tochter mehr coram nehmen3 sollen. Ich hätt’ dem Major besser auftrumpfen sollen – oder hätt’ gleich Alles Seiner Excellenz, dem Herrn Papa, stecken sollen. Der junge Baron bringt’s mit einem Wischer hinaus, das muss ich wissen, und alles Wetter kommt über den Geiger. FRAU (schlürft eine Tasse aus): Possen! Geschwätz! Was kann über dich kommen? Wer kann dir was anhaben? Du gehst deiner Profession nach und raffst Scholaren4 zusammen, wo sie zu kriegen sind. MILLER:Aber, sag mir doch, was wird bei dem ganzen Commerz5 auch herauskommen? – Nehmen kann er das Mädel nicht – […] Da liegt der Has im Pfeffer. Darum, just eben darum muss die Sach noch heut auseinander. Der Präsident muss es mir Dank wissen, wenn er ein rechtschaffenerVater ist. Du wirst mir meinen rothen plüschenen Rock ausbürsten, und ich werde mich bei Seiner Excellenz anmelden lassen. Ich werde sprechen zu seiner Excellenz: Dero Herr Sohn haben ein Aug auf meine Tochter; meineTochter ist zu schlecht zu Dero Herrn Sohnes Frau, aber zu Dero Herrn Sohnes Hure ist meine Tochter zu kostbar, und damit basta! – Ich heiße Miller. 5 10 15 20 25 30 1 Präsident: hier: leitender Minister und direkter Untergebener des Fürsten 2 ausbieten: Hausverbot erteilen 3 coram nehmen: zur Rede stellen Nationaltheater Weimar, 2005 15. Aus Millers Worten geht sowohl das Wissen um Standesgrenzen hervor als auch bürgerliches Selbstbewusstsein. Belegen Sie diese Behauptung an jeweils zwei Stellen. 175Umgang mit Texten und Medien: Das Zeitalter der Aufklärung als Grundlage des Sturm und Drang verstehen 1784 – Weltgeschichte: Fehlanzeige 4 Scholaren: Schüler 5 Commerz: Ange legenheit, Verkehr 2 K abale und L ieb e Nu r z u Pr üf z ec ke n Ei g nt um d es C .C . B uc hn r V er la gs | |
![]() « | ![]() » |
» Zur Flash-Version des Livebooks |