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187Umgang mit Texten und Medien: Das Zeitalter der Aufklärung als Grundlage des Sturm und Drang verstehen 1784 – Weltgeschichte: Fehlanzeige Gotthold Ephraim Lessing Emilia Galotti (1772), V.7 EMILIA: Ich allein in seinen Händen? – Nimmermehr, mein Vater. – Oder Sie sind nicht mein Vater. – Ich allein in seinen Händen? – Gut, lassen Sie mich nur, lassen Sie mich nur. – Ich will doch sehn, wer mich hält – wer mich zwingt – wer der Mensch ist, der einen Menschen zwingen kann. [...] Mir, mein Vater, mir geben Sie diesen Dolch. ODOARDO: Kind, es ist keine Haarnadel. EMILIA: So werde die Haarnadel zum Dolche! – Gleichviel. ODOARDO: Was? Dahin wäre es gekommen? Nicht doch; nicht doch! Besinne dich. – Auch du hast nur ein Leben zu verlieren. EMILIA: Und nur eine Unschuld! ODOARDO: Die über alle Gewalt erhaben ist. – EMILIA: Aber nicht über alle Verführung. – Gewalt! Gewalt! wer kann der Gewalt nicht trotzen? Was Gewalt heißt, ist nichts:Verführung ist die wahre Gewalt. – Ich habe Blut, mein Vater, so jugendliches, so warmes Blut als eine. Auch meine Sinne sind Sinne. Ich stehe für nichts. Ich bin für nichts gut. Ich kenne das Haus der Grimaldi. Es ist das Haus der Freude. Eine Stunde da, unter den Augen meiner Mutter – und es erhob sich so mancher Tumult in meiner Seele, den die strengsten Übungen der Religion kaum in Wochen besänftigen konnten! – Der Religion! Und welcher Religion? – Nichts 5 10 15 ➝ 7. Zeigen Sie an dem Textausschnitt aus den „Leiden des jungen Werther“, warum Goethes Roman hier als – positives – Beispiel für die Literatur der Empfindsamkeit genannt werden kann. Diskutieren Sie, ob dadurch eine Einordnung in den Sturm und Drang ausgeschlossen wird. 8. Konstellation und Handlungsverlauf in Schillers „Kabale und Liebe“ ( S. 173– 182) erinnern an Gotthold Ephraim Lessings Aufklärungs-Drama „Emilia Galotti“. Darin allerdings steht einem flatterhaften Prinzen der Sinn nach der bürgerlichen Emilia, die sich den gewaltsamen Nachstellungen schutzlos ausgeliefert sieht. Auch dieses Stück endet mit dem Tod der Heldin. Vergleichen Sie Luises Ende ( S. 181f.) mit dem Emilias im folgenden Textauszug. spiel des Werther und die Erlebnisund Naturlyrik Goethes zeigen, sie führten aber überall dort zu Verflachung, wo die Sensibilität zur schlechten Innerlichkeit verkam. Die Empfindsamkeit trägt ein Janusgesicht: [...] Sie öffnete den Blick für die Affekte des Menschen [..., als] Sentimentalität geriet sie jedoch in Gegensatz zu den Grundforderungen der Aufklärung.“ 10 Nu r z u Pr üf zw ec ke n Ei ge nt um d es C .C . B uc hn r V er la gs | |
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