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205Umgang mit Texten und Medien: Mediale Darstellungen untersuchen Zwischen Inszenierung und Information 10 15 20 25 30 35 Der Journalismus hat sich in Richtung Skepsis gegenüber der Politik verändert und liefert vorwiegend Infotainment. Skandale und Konflikte bringen mehr Aufmerksamkeit als langweilige Verhandlungen. […] In der neuen Mediendemokratie beobachten die politischen Akteure das Mediensystem, um von ihm zu lernen, was sie und wie sie sich präsentieren müssen, um auf der Medienbühne einen sicheren Platz zu gewinnen. Beide Seiten fühlen sich als Nutznießer: „Politainment“ vertreibt die Langeweile. […] Die Frage muss erlaubt sein, ob das, was es dabei zu besichtigen gibt, noch in hinreichendem Maße Information über Politik ist, die einen Einblick in ihr tatsächliches Geschehen erlaubt und auf diesem Wege auch mündige Entscheidungen über sie möglich macht. Kann die Politik unter diesen Bedingungen überhaupt noch ihrer eigenen Logik folgen? Wird sie nicht vielmehr zum Lieferanten für die spezifischen Bedürfnisse des Mediensystems in der Hoffnung, so ihren unbegrenzten Bedarf an öffentlicher Zustimmung umfassend und risikoarm befriedigen zu können? Mit Marketing – nicht mit wegweisenden Konzepten – sollen die flexiblen Bürger im launigen Wechselklima gewonnen werden. Der Koffer der Experten ist immer gleich bestückt: Ihnen geht es um die Produktion von geschickt in szenierten Bildern, Stimmungen und Emotionen, die Zustimmung – wenigs tens für die gerade anstehende Wahl – produzieren sollen. Der Gefühlseindruck muss stimmen, nicht das Handlungskonzept für eine politische Richtung. Es geht um feel-good-politics, nicht um Substanz. In einer solchen Situation tut eine Rückbesinnung auf die Ursprungsidee und den Wert eines öffentlichen Rundfunks für eine freiheitlich-demokratische Gesellschaft mehr denn je not. […] Es ist wieder daran zu erinnern, dass es die Aufgabe des Rundfunks – auch des privatwirtschaftlich organisierten – ist, ein Abbild der gesellschaftlichen Realität zu bieten, Meinungsfreiheit und -vielfalt zu sichern, die Demokratie und den Zusammenhalt der Gesellschaft zu stärken und ein Stück weit eine kollektive Selbstvergewisserung zu leisten. Dies alles ist nicht obsolet1 geworden und durch neue Anbieter, Programme und Techniken der Verbreitung. Infotainment: • Nachrichtensendungen, die neben der Informationsvermittlung den Unterhaltungswert der Nachricht bzw. der Sendung betonen • Daraus resultierende Forderung: Seriosität der Beiträge hinterfragen, z. B. durch Vergleich mit der Berichterstattung in anderen Medien 7. Beurteilen Sie im Lichte dieser Ausführungen die Zahlen für das Jahr 2010, in dem der Politikanteil in den Hauptnachrichtensendungen, also in der „Tagesschau“ (ARD) 48 %, in „heute“ (ZDF) 38 %, in „RTL aktuell“ 21 % und in den „SAT 1-Nachrichten“ 29%, betrug. (Media Perspektiven 2/2011) 1 obsolet: überholt, veraltetNu r z u Pr üf zw ec ke Ei ge nt um d es C .C . B uc hn er V er la gs | |
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