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Am folgenden Tag saß das Schiff immer noch fest. Das Wetter war jedoch atemberaubend. Mit Tem peraturen um minus 4 Grad Celsius war es das beste, seitdem sie South Georgia verlassen hatten. Hurley, immer auf Ausschau nach Motiven für Fotos, beschrieb die Um gebung folgendermaßen: Die Eisberge und -schollen spiegelten sich im tiefblauen Wasser, während das feste Eis im Sonnenschein schimmerte und tiefblaue Schatten warf. Es war der schönste Anblick, den ich jemals im Süden erlebt habe. Das Eis sah aus wie Sägezähne, gezackt, gar nicht wie Packeis. Große Druckkämme, die bis zu sieben Meter hoch aufgeworfen wurden, bezeugen die enormen Kräfte des Eises in diesen Breiten. Aus dem Krähennest sah Lees, dass sich das Packeis ungebrochen in alle Richtungen erstreckte. […] Am 1. Mai versank die Sonne endgültig und würde die nächsten sechs Monate nicht mehr gesehen werden. Nun hatten die Männer kaum noch etwas zu tun. Zwar führten sie das Training mit den Hunden fort, ob wohl es bei diesem Licht schwieriger war, die Schlitten sicher über das zerklüftete Eis zu lenken; weitere Ausflüge vom Schiff wurden jedoch ausgesetzt. Ablenkungen jeder Art muss ten her. Hurley und Hussey wurden begeisterte Schachgegner, ihnen kam die geistige Anregung des Spieles entgegen. Die Seeleute im Vorderdeck spielten Karten und Dame. Die Männer lasen und dis ku tier ten Bücher, und eine Zeitlang kamen im Ritz Ratespiele groß in Mode. Ende Mai verfielen die Männer dem Winterwahnsinn, sie ra sierten sich die Schädel und posierten in großer Heiterkeit, als Hurley diesen Augenblick mit einer Fotografie unsterblich machte. Aber selbst in den Wintermonaten gab es Tage und Nächte intensiver und magischer Schönheit, die die Gemüter aufhellte und die Männer daran erinnerte, warum sie sich in diese unerbittliche Welt hinausgewagt hatten. Das schwache Tageslicht und der strahlende Mond über dem vereisten Meer tauchten die Landschaft in ein mysteriöses Licht. In der absoluten Dunkelheit klarer Nächte funkelten die Sterne mit ungeahntem Glanz, während ein schwaches Südpolarlicht den Horizont einfärbte. Als Hurley von einer nächtlichen Schlittenfahrt zurückkehrte, beschrieb er emphatisch das Gefühl, direkt in die Mondscheibe hineinzufahren. 35 40 45 50 55 60 65 70 221Umgang mit Texten und Medien Eiswelten Faszination und Grauen Das Deck nach einem leichten Schneefall „Es ist wundervoll, dass die Hunde lieber auf dem schneebedeckten Deck schlafen als in ihren Zwingern.“ (Lees, Tagebuch) ➝ Nu r u Pr üf zw ec ke n Ei ge nt um d es C .C . B uc h er V er la gs | |
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